„Abbau von Arbeitsplätzen nicht ausgeschlossen“ - Welche böse Omen ein ifo-Ökonom für unsere Arbeitsplätze sieht
„Die wirtschaftlich flaue Entwicklung lässt die Unternehmen bei Neueinstellungen zögern“, kommentiert der Ökonom Klaus Wohlrabe die jüngsten Zahlen. Wohlrabe verantwortet beim ifo-Institut die Konjunkturbefragungen.
Er wird noch deutlicher: „Auch der Abbau von Arbeitsplätzen ist nicht mehr ausgeschlossen.“ In der Industrie stünden die Zeichen auf Personalabbau, aber auch in anderen Branchen, wie dem Baugewerbe und dem Handel. Dort sei „die schwache Konsumentwicklung vor allem für den stationären Einzelhandel ein Problem“.
Wenig betroffen wäre die Dienstleistungsbranche, in der sich die „Einstellungsdynamik“ deutlich abgeschwächt habe. Anders als im Bericht der „WirtschaftsWoche“ sieht das ifo-Institut weiter eine „ungebrochene Bereitschaft, IT-Dienstleister und Berater einzustellen“.
Die Arbeitslosenquote klettert langsam aufwärts
In jedem Fall aber stellt sich angesichts dieser Daten – und dem Abbau Tausender Stellen bei einigen prominenten Konzernen wie BASF, VW oder ZF – die Frage, ob nun der Arbeitsmarkt dran ist. Die Daten deuten zumindest einen Trend an.
Zwar lobte Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, den soliden Arbeitsmarkt zuletzt noch. „Der alljährliche Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Jahreswechsel fällt in diesem Jahr geringer aus. Auch die Beschäftigung und Arbeitskräftenachfrage zeigen sich konstant, sodass sich der Arbeitsmarkt zu Jahresbeginn trotz der anhaltenden Wirtschaftsschwäche stabil zeigt“, so Nahles bei der Vorlage des Monatsberichts für den Januar.
Doch die Zahlen steigen. Gegenüber dem Vorjahr gab es in Deutschland mit gut 2,8 Millionen Arbeitslosen 189.000 Erwerbssuchende mehr. Die Quote stieg zum Dezember um 0,4 Prozentpunkte auf 6,1 Prozent. Damit lag die Quote so hoch wie zuletzt im März 2021. Zwischenzeitlich, im Mai 2022, war sie sogar unter die Fünf-Prozent-Marke gefallen.
Und während die Quote steigt, stagniert die Nachfrage nach Arbeitskräften, wie der Stellenindex Ba-X der Bundesagentur zeigt. Dieser notierte im Januar zum Vormonat unverändert bei 116 Punkten, aber deutliche elf Punkte unter dem Vorjahresmonat. Das letzte Hoch erreichte der BA-X im Mai 2022 bei 138 Punkten, also genau zu dem Zeitpunkt, als die Arbeitslosigkeit zuletzt besonders niedrig war.
„In der Mehrzahl der Wirtschaftszweige ist die gemeldete Arbeitskräftenachfrage im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken und zwar zu einem großen Teil in zweistelliger prozentualer Höhe“, so die Bundesagentur mit Blick auf den Index. Vor allem im Gastgewerbe, der Zeitarbeit, in Verkehr und Logistik seien die Rückgänge groß, aber auch in der IT-Branche. Mehr freie Stellen gäbe es indes nur bei Unternehmensdienstleistungen und dem Öffentlichen Dienst.
Im europäischen Vergleich steht Deutschland noch gut da
Im europäischen Vergleich steht Deutschlands Arbeitsmarkt indes noch besser da. Die von Eurostat vermeldete Erwerbslosenquote belief sich im Dezember auf 2,9 Prozent – weit unter dem EU-27-Schnitt von 5,8 Prozent. Generell wies die deutsche Erwerbslosenquote zuletzt praktisch keine Schwankungen auf und pendelte eng um die Marke von 3,0 Prozent.
Unterdessen fallen Länder wie Griechenland, Spanien und Frankreich mit Quoten von 8,9 Prozent, 11,6 Prozent und 7,4 Prozent mit einer deutlich höheren Arbeitslosigkeit auf. Allerdings sind diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen. So fällt sofort auf, dass die Eurostat-Arbeitslosenquote nicht einmal halb so groß ist wie die nationale Quote.
Das liegt an unterschiedlichen Zählweisen. International gilt die Methode der UN-Behörde ILO (Internationale Arbeitsorganisation) – hier werden, kurz gesagt, alle 15- bis 17-jährigen arbeitsfähigen Personen erfasst, die keine Arbeit haben, aber aktiv danach suchen. Dieser Wert wird über Stichproben ermittelt.