Münchens Pannen-Flughafen: Ein Chaos, das für die CSU nicht so heißen darf
Früher war man in Bayern mal stolz, dass es hier besser läuft als im Rest der Republik. Das scheint sich geändert zu haben. Ein Kommentar von Georg Anastasiadis.
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen – besonders wenn die Reise am Münchner Flughafen startet. Da warten die entnervten Passagiere erst mal eine Stunde im vollen Flieger nach Heraklion, weil dem Airport die Leute fehlen, um die Maschine abzufertigen.
Bei der Ankunft zurück in München braucht es nochmal 45 Minuten Geduld, da es dem Flughafen ebenso an Mitarbeitern mangelt, die das Gepäck zu den Laufbändern befördern. Und da ahnen manche arglosen ausländischen Gäste noch nicht, dass ihnen das Abenteuer einer Fahrt mit der berühmt-berüchtigten Münchner S-Bahn erst noch bevorsteht. Welche Wohltat dagegen Ankunft und Abreise am Uralt-Flughafen auf Kreta. Da geht es zackzack, obwohl sich zum Ende der Saison hier zehntausende Heimreisende drängeln.
Ernsthafte Sorgen um den Standort Bayern
Nicht mal der sündteure VIP-Service in MUC funktioniert mehr. Etliche prominente Reisende wie der Anwalt Peter Gauweiler fanden sich zuletzt ohne Koffer in ihren Urlaubsparadiesen wieder. Effizienzweltmeister sind Münchens Airport-Verantwortliche nur noch im Ausredenerfinden dafür, dass nichts mehr klappt. Die Wiesn, zu frühe Anreisen der Fluggäste, fehlende CT-Scanner bei den Sicherheitskontrollen, all das soll laut Flughafenchef Jost Lammers schuld sein. Und CSU-Finanzminister Albert Füracker, Chefaufseher vom Mehrheitseigentümer Freistaat, redet das Chaos noch mit der Bemerkung schön, es handle sich gar nicht um ein Chaos.

Wie bitte? Wenn das der neue Qualitätsanspruch der Staatsregierung sein soll, dann muss man sich ernsthafte Sorgen um den Standort Bayern machen. Früher war man im Freistaat mal stolz darauf, dass die Dinge hier besser laufen als im Rest der Republik.
Flughafen München: Deutschlands „schlechtesten Flughafen“
Einer, der es besser weiß als der Minister, nannte Bayerns Tor zur Welt kürzlich zutreffender Deutschlands „schlechtesten Flughafen“. Das war der Lufthansa-Chef. Mit einer (Un-)Zufriedenheitsumfrage unter Reisenden versucht das Flughafen-Management jetzt gegenzusteuern. Ausgiebig wird darin auch nach der Sauberkeit der Toiletten und dem Platzangebot am Airport gefragt. Wenn‘s schon mit dem Fliegen hapert, soll‘s wenigstens am stillen Örtchen recht kommod sein.
Münchens Wirtschaftsreferent und OB-Kandidat Clemens Baumgärtner fordert zurecht, der Flughafen solle sich statt auf teure Prestigeprojekte wie den Lab Campus und die Event Arena endlich wieder aufs Kerngeschäft Fliegen konzentrieren. Die Installation eines talentierteren Flughafenchefs durch die Staatsregierung wäre schon mal ein guter Anfang. Dumm nur, dass man dessen Vertrag trotz vieler Klagen gerade erst verlängert hat.