Der Ukraine mangelt es an F-16-Piloten: Verzögern die USA absichtlich das Training?
Die Ukraine hofft, sich durch F-16-Kampfjets besser verteidigen zu können. Es fehlt jedoch an Piloten. Ensteht der Mangel durch amerikanisches Kalkül?
Kiew/Washington, D.C. – Im russischen Angriffskrieg hofft die Ukraine auf F1-6-Kampfjets, die sie von ihren Unterstützern im Westen erhält. Doch nicht nur die Maschinen werden benötigt, damit es zu einem Einsatz kommt, sondern auch Piloten. Genau diese aber fehlen dem Land. Jüngsten Berichten zufolge gibt es zu wenig Ausbildungsplätze für potenzielle Kandidaten in den USA, worüber Kiew sich frustriert zeigte. Nun heißt es gar, die Vereinigten Staaten „verzögern absichtlich“ die Ausbildung.
Ustinonva bezeichnet US-amerikanische Argumente als „lächerlich“
Laut Oleksandra Ustinova, Leiterin der Waffen- und Munitionskommission in Kiew, sei es eine „politische Entscheidung“ Washingtons, die den Operationen der Ukraine gegen Russland schaden würden. Das berichtet die Times.

Das Weiße Haus hatte Kiew mitgeteilt, dass andere Länder bei der Warteschlange für Ausbildungsplätze vor den ukrainischen Piloten lägen und dass es seine Verpflichtungen ihnen gegenüber nicht brechen könne, wie Politico Mitte Juni berichtete. Außerdem sollen ukrainische Piloten mit ihren Englischkenntnissen und dem Flugprogramm zu kämpfen haben. All dies jedoch sollen Ausflüchte der USA sein. Ustinova bezeichnete solche Behauptungen als „lächerlich“.
Ukraine frustriert über Mangel an Ausbildungsplätzen in den USA: „Das sind Ausreden“
„Das sind keine Argumente, das sind Ausreden, und sie kommen immer wieder damit“, sagte sie. Die Verzögerung bei der Ausbildung der Piloten, so Ustinova, sei höchstwahrscheinlich durch die Befürchtungen Washingtons motiviert, dass die groß angelegte Präsenz amerikanischer F-16-Kampfflugzeuge in der Ukraine von Moskau als Integration des Landes in die Nato angesehen werden könnte. Die Verzögerungen seien also „völlig politisch“.
Die Ukraine wird bis Ende des Jahres wahrscheinlich nur 20 einsatzbereite Piloten haben, so Ustinova. Dies bedeutet, dass das Land ungenutzte Kampfjets haben wird, denn Belgien, Dänemark, die Niederlande und Norwegen haben zugesagt, der Ukraine mehr als 60 F-16 zu übergeben. Laut Ustinova werden im US-amerikanischen Tuscon in Arizona nur acht Piloten ausgebildet, zwölf weitere in Dänemark. Auch in Rumänien sollen Ausbildungen beginnen. Washington habe eine Bitte Kiews für zehn weitere Plätze abgelehnt.
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Russland will Vorteil auf dem Schlachtfeld vor Ankunft der F-16 festigen
Nachdem die USA zunächst die Entsendung er F-16 in den Krieg verweigert hatten, hatte Präsident Joe Biden die Lieferungen schließlich doch genehmigt. Ustinova zufolge können die Jets die Ukraine vor russischen Fliegerbomben schützen. „Dies ist eines der größten Probleme, mit denen wir derzeit konfrontiert sind. Diese Bomben sind riesig – von 500 bis 1500 Kilo. Sie werden aus der Luft auf den Boden abgefeuert und zerstören buchstäblich Städte und Dörfer. Die einzige Lösung für uns, sie abzuschießen, ist also der Jet-to-Jet-Einsatz. Wir betrachten die F-16-Jets als Teil des Luftverteidigungssystems.“
Oleksandr Syrskyi, Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, sagte, dass Russland versuche, seinen Vorteil auf dem Schlachtfeld zu festigen, bevor die F-16-Kampfflugzeuge und neue westliche Hilfe eintreffen. Ustinova sagte, die Ukrainer hätten Schwierigkeiten zu verstehen, warum der Westen so langsam dabei sei, Kiew mit den Waffen zu versorgen, die seine Streitkräfte benötigen. Moskau hat in Antizipation der F-16 bereits damit begonnen, seine Luftabwehr auf der Krim zu verstärken.
Putin: Waffenlieferungen „Sehr ernster und gefährlicher Schritt“
Russlands Präsident Wladimir Putin hat die westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine als „sehr gefährlichen Schritt“ bezeichnet. „Waffenlieferungen in ein Kriegsgebiet sind immer schlecht“, sagte Putin Anfang Juni vor Journalisten in St. Petersburg. „Noch schlimmer ist es, wenn diejenigen, die sie liefern, nicht nur Waffen liefern, sondern sie auch kontrollieren. Dies ist ein sehr ernster und sehr gefährlicher Schritt.“ Im Gegenzug drohte der Kreml-Chef mit russischen Waffenlieferungen an andere Länder für Angriffe auf westliche Ziele.
Als Reaktion auf eine von Moskau gestartete Offensive in der nordöstlichen Region Charkiw hatten einige westliche Länder der Ukraine kürzlich erlaubt, von ihnen gelieferte Waffen gegen Ziele im russischen Grenzgebiet einzusetzen, darunter die USA und Deutschland. Putin hatte bereits Ende Mai mit ernsten Konsequenzen gedroht, sollte der Westen der Ukraine grünes Licht für den Einsatz seiner Waffen gegen Ziele in Russland geben.
Putin drohte auch damit, andere Länder mit russischen Waffen auszustatten, die gegen westliche Ziele gerichtet sein könnten. „Wenn jemand meint, es sei möglich, solche Waffen in ein Kriegsgebiet zu liefern, um unser Territorium anzugreifen und uns Probleme zu bereiten, warum haben wir dann nicht das Recht, Waffen derselben Kategorie in Regionen der Welt zu liefern, in denen sensible Einrichtungen dieser (westlichen) Länder angegriffen werden“, sagte Putin. Die Antwort könne „asymmetrisch“ sein, fügte er hinzu und ergänzte: „Wir werden darüber nachdenken.“ (cgsc/dpa)