Militärische Fehlschläge: Warum Putins Piloten so oft versehentlich Russland treffen

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Fehlschläge Russlands auf das eigene Gebiet gab es zahlreich. Wieso aber treffen Putins Truppen in ihrem Krieg so häufig Russland selbst?

Kiew/Moskau – Immer wieder kommt es dazu, dass russische Kampfpiloten versehentlich russisches Territorium treffen – und nicht wie geplant das Staatsgebiet ihres selbsterklärten Feindes, der Ukraine.

Dem oppositionellen russischen Medium Astra zufolge soll es bereits 103 solcher Einschläge auf russischem Staatsgebiet seit Beginn des Ukraine-Kriegs Ende Februar 2022 gegeben haben. Diese Zahl lässt sich aber, wie so viele Statistiken russischen und ukrainischen Ursprungs im Ukraine-Krieg, nicht unabhängig überprüfen.

Ukrainische Armee: Qualitätsmängel russischer Bomben könnte Grund für Fehlschüsse sein

Vor Kurzem etwa gaben russische Medien bekannt, dass ein russisches Pantsir-S1-Luftabwehrsystem aus Versehen einen Kampfhubschrauber aus den eigenen Reihen abschoss. So berichtete es die Ukrainska Prawda. Nun wollen die ukrainischen Streitkräfte Antworten darauf gefunden haben, wieso Russland im anhaltenden Ukraine-Krieg immer wieder intentionslos das eigene Gebiet angreift. Die Erklärungen für die russischen Fehlschläge auf eigenes Staatsgebiet stellen sie in einem Bericht dar, den das ukrainische Militär im Defense Express auf seiner Website veröffentlichte. 

Ein hauptsächlicher Grund für die russischen Fehlschüsse ist dem ukrainischen Militär zufolge Wladimir Putins Angst vor Verlusten. So spiele unter anderem die „Angst“ eine Rolle, „nah an der Frontlinie zu fliegen“. Grund sei, dass sie dort Gefahr laufen, abgeschossen zu werden“, heißt es in dem Statement weiter. Dies teilte der Reservistenrat-Sprecher der ukrainischen Bodentruppen, Iwan Tymotschko, in einer Sendung des proukrainischen Fernsehsenders We Ukraine mit.

Tymotschko zufolge haben russische Bomben zwar eine hohe Zerstörungskraft, allerdings eine minderwertige Qualität: „Es erspart uns die Tatsache, dass diese Bomben nicht nur ungenau sind, sondern auch, dass die technologischen Gleiter nicht immer perfekt sind und sich nicht immer öffnen. Und dann fallen diese Bomben auf russisches Territorium“, sagte er.

Auch die Angst vor Verlusten könnte Russland zu Fehlschüssen auf eigenes Staatsgebiet bringen

Als Grund für Russlands militärische Fehlschüsse dürfte dabei auch die Angst vor materiellen und personellen Verlusten im Ukraine-Krieg eine Rolle spielen. Dort sind die Opferzahlen von Putins Truppen zuletzt unerbittlich angestiegen. Zumindest laut Informationen ukrainischer Quellen sind die Verluste Putins im Krieg enorm: Über 500.000 Tausend russische Soldaten dürften ihnen zufolge seit Februar 2022 umgekommen oder verwundet worden sein.

Immer wieder schlägt russisches Kriegsgeschütz auf dem eigenen Staatsgebiet ein, statt in der Ukraine. Woran aber liegt das? Ukrainische Streitkräfte meinen nun, Antworten darauf gefunden zu haben.
Immer wieder schlägt russisches Kriegsgeschütz auf dem eigenen Staatsgebiet ein, statt in der Ukraine. Woran aber liegt das? Ukrainische Streitkräfte meinen nun, Antworten darauf gefunden zu haben. © IMAGO/Stringer

Einen weiteren Faktor für den oftmaligen russischen Eigenbeschuss sehen die ukrainischen Streitkräfte darin, dass sich russische Piloten bei Bombenangriffen scheuen, in die Nähe der russisch-ukrainischen Grenze vorzudringen. Das ukrainische Militär verweist darauf, dass ihre eigenen Luftabwehrsysteme ein unachtsames Flugzeug schnell abschießen können. 

„Trotz der großen Anzahl russischer Flugzeuge, fliegen sie nicht in der Nähe der Frontlinie, weil ihr Abschuss fast garantiert ist. Daher versuchen sie, in einem Abstand von mindestens 50 Kilometern von der Frontlinie zu arbeiten, was jedoch eine Reihe technischer Probleme verursacht“, resümiert Tymotschko.

Dem ukrainischen Militär zufolge gab es binnen der letzten drei Monate 75 russische Fehlschläge

Die ukrainischen Streitkräfte weisen darauf hin, dass Russland in den letzten drei Monaten mindestens 75 Mal versehentlich Bomben auf das Gebiet Belgorod sowie auf einige vorübergehend besetzte Gebiete der Ukraine abgeworfen habe. Demnach sei im Mai in der grenznahen Stadt Belgorod das komplette Treppenhaus eines Hochhauses zerstört worden.

Wladimir Putin machte die Ukraine für den Bombeneinschlag verantwortlich. Dem Defense Express zufolge hätten ukrainische Experten allerdings bewiesen, dass eine russische Bombe das Gebäude traf. Zuvor hatte das Medium berichtet, ukrainische Soldaten hätten gezeigt, wie man dem Kriegsgegner durch FPV-Drohnen und Vampire-Drohnen enorme Schäden zufügt. (fh)

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