„Das ist krass“: Experten und Auswärtiges Amt warnen vor beliebten Urlaubsregionen am Mittelmeer
46 Grad im Juni und ein deutlich wärmeres Mittelmeer befeuern Gefahren für Touristen in den beliebten Urlaubsländern wie Spanien und Griechenland.
„Das westliche Mittelmeer und die Biskaya sind einfach unfassbar warm. Das ist so krass, es müsste eigentlich tagelang die Schlagzeilen bestimmen“, schreibt der Meteorologe Fabian Ruhnau Ende Juni auf X. Das Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union (EU) Copernicus meldete wenige Tage zuvor eine Hitzewelle im Mittelmeer mit Temperaturen, die mehr als fünf Grad über dem saisonalen Durchschnitt liegen.
„Wenn man die mittlere Temperatur von 1990 bis 2020 als Referenz nimmt, liegen wir jetzt im westlichen Mittelmeer etwa fünf Grad darüber. Das ist viel und für Teile des westlichen Mittelmeers ein Rekordwert und insofern auch ein besonderes Ereignis, weil es so noch nie vorgekommen ist“, sagt Tobias Schulzki BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Er forscht am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel und ist Experte zu maritimen Hitzewellen.
Durch die langfristige Erwärmung des Mittelmeeres sei damit zu rechnen, dass Extreme stärker werden. Das hat gravierende Auswirkungen für das Leben im Meer und an Land. Nahrungsketten könnten sich verschieben. Das bedeutet, dass sich die Häufigkeit bestimmter Spezies im Ozean ändert oder sie ein anderes Verhalten zeigen. Bei Temperaturanomalien von fünf Grad im Sommer gebe es sicherlich auch Meereslebewesen, die das nicht mehr aushalten und sterben, sagt Schulzki.

„Sollte man meiden“: Meteorologin warnt vor beliebten Reisezielen
„Die Ozeanhitzewelle ist nicht direkt gefährlich zum Baden“, erklärt der Forscher. Höhere Temperaturen begünstigen aber das Wachstum von einigen Algen und Bakterien, die auch für Menschen schädlich sein könnten. Und die Lufttemperaturen, die durch maritime Hitzewellen erhöht werden, „können problematisch sein – vor allem, wenn es bereits eine Hitzewelle an Land gibt“, sagt Schukzki.
„In den Sommermonaten sollte man Urlaub am Mittelmeer meiden“, sagte die Meteorologin Michaela Koschak vergangenes Jahr BuzzFeed News. „Hier treten durch den Klimawandel immer häufiger Temperaturen über 40 Grad auf, die nicht gesund sind und keine Erholung bringen.“ In südeuropäischen Urlaubsregionen ist die Lage 2025 bereits im Juni dramatisch. Mit 46 Grad wurde in Spanien der heißeste Juni-Tag der Wetteraufzeichnungen gemessen. Im portugiesischen Mora kletterte das Thermometer auf 46,6 Grad.
Für die Bevölkerung und die Touristen kann die extreme Hitze sehr gefährlich sein. Schätzungen der WHO zeigen, dass es weltweit in den Jahren 2000 bis 2019 jährlich etwa 489.000 hitzebedingte Todesfälle gab, darunter im Durchschnitt rund 176.000 pro Jahr in Europa. „Insbesondere für Säuglinge, Kinder, Senioren sowie Menschen, die an chronischen Erkrankungen leiden, ist besondere Vorsicht geboten“, warnt das Auswärtige Amt bei Reisen nach Griechenland, wo Temperaturen über 40 Grad „häufig“ seien.
Warme Meere erhöhen Wahrscheinlichkeit für Katastrophen an Urlaubsorten
Die Gefahr für Busch- und Waldbrände ist im Urlaub in Italien, Griechenland und Spanien hoch, schreibt das Auswärtige Amt in seinen Reise- und Sicherheitshinweisen. Die aktuelle Hitzewelle führte bereits zu verheerenden Waldbränden. In der Türkei wurden mehr als 50.000 Menschen evakuiert. Auch Frankreich kämpft gegen größere Waldbrände – sieben könnten ausgelöst worden sein, weil eine Person in einem Anhänger einen Grill transportierte, in dem noch nicht erloschene Glut gewesen sei.
Durch warme Ozeane sei die kühlende Brise vom Meer weniger effektiv, sagt Schulzki. Das könne eine bestehende Hitzewelle verstärken. Ein warmes Meer gebe mehr Wasserdampf ab, das könne die Atmosphäre destabilisieren. „Besonders in Küstenregionen erhöht das die Wahrscheinlichkeit für Starkregen und Gewitter“, sagt der Wissenschaftler.
Ende Oktober hatte ungewöhnlicher Starkregen in der Region Valencia am spanischen Mittelmeer zu heftigen Überschwemmungen geführt. Sehr kalte Polarluft traf auf warme und feuchte Luft über dem Mittelmeer. In der schwer betroffenen Ortschaft Chiva fiel laut spanischem Wetterdienst in acht Stunden mehr Regen, als insgesamt in den 20 Monaten davor.