Haux hofft weiter auf Windkraft
Auch nach dem Rückzug des Ingenieurbüros Sing gibt sich Bürgermeister Rudolph Haux zuversichtlich, dass sich irgendwann Windräder auf Kraillinger Gemeindegebiet drehen könnten. Ein dänischer Windpark-Entwickler zeige weiterhin Interesse.
Das in Dänemark beheimatete Unternehmen European Energy hat offenbar Interesse am Bau von Windrädern auf Kraillinger Flur. Auch nach dem Rückzug des Projektierers Robert Sing aus Landsberg am Lech sei das Thema Windkraft in Krailling nicht erledigt, sagt Bürgermeister Rudolph Haux. Mit European Energy habe es bereits zwei Treffen gegeben. Demnächst werde sich das Unternehmen auch im Gemeinderat vorstellen. Die Gemeinde sei hier allerdings nicht der zentrale Akteur, betont Haux. „Wir haben selbst nicht die Möglichkeiten, ein solches Projekt voranzutreiben, wir wollen aber die Möglichmacher sein.“ Denn das Interesse von Kraillinger Bürgern, die gerne in Windkraft investieren wollten, sei groß, sagt Haux. Eine solche finanzielle Beteiligung wolle European Energy auch ermöglichen.
Interesse am Bau von Windrädern auf den Konzentrationsflächen nördlich des Gewerbegebietes Kraillinger Innovationsmeile (KIM) hatte bis vor Kurzem auch Robert Sing. Der Ingenieur hatte mit seinem Unternehmen schon die Windräder in Berg gebaut und zuletzt Planungen für bis zu acht Windkraftanlagen auf Gautinger Flur vorangetrieben. Am Freitag gab Sing nun bekannt, seine Gautinger Pläne aufzugeben (wir berichteten). Auch in Krailling habe er keine Ambitionen mehr. Als Hauptproblem nannte er kaum zu lösende luftfahrttechnische Hürden. Es geht unter anderem um Anflugrouten für den Sonderflughafen Oberpfaffenhofen.
Fehlende Einigung mit Grundeigentümer
Haux und nach seinem Bekunden auch European Energy sind zuversichtlicher, dass sich hier noch Änderungen bei den derzeit gültigen Verfahrensregeln erreichen lassen. „Wir werden die Flinte noch nicht ins Korn werfen“, sagt Haux. „Wir haben Aussagen von Fachleuten vorliegen, die mich optimistischer stimmen, auch wenn dafür mehrere Akteure mitspielen müssen, unter anderem der Sonderflughafen Oberpfaffenhofen.“ Die mangelnde Kooperationsbereitschaft der Flughafenbetreiber hatte Sing auf einer Pressekonferenz am Freitag als einen wesentlichen Grund für seinen Rückzug genannt.
Sing hatte im Fall von Krailling laut Haux noch ein Problem. Er hätte genug Grundeigentümer finden müssen, die ihm Flächen verpachten. Entsprechende Grundsicherungsverträge sind meist Voraussetzung dafür, dass Projektierer weiter Geld zur Planung eines Windkraftprojektes in die Hand nehmen und die umfangreichen Genehmigungsverfahren weiter betreiben. Die Gemeinde Krailling selbst besitzt im relevanten Bereich keine Flächen, und ein Eigentümer eines größeren Waldstücks habe es vorgezogen, lieber mit European Energy zusammenzuarbeiten. Daraufhin habe Sing der Gemeinde schon vor den Sommerferien mitgeteilt, sich auf Kraillinger Flur nicht weiter engagieren zu wollen. Sing hatte beim Landratsamt Starnberg bereits einen Antrag auf Vorbescheid für ein einzelnes Windrad auf Kraillinger Flur gestellt, um die genehmigungsrechtliche Lage zu sondieren. Dieser Antrag sei zurückgezogen, sagt Haux.
Der Bürgermeister berichtet, die derzeitigen Überlegungen würden dahin gehen, dass sechs Windräder entstehen könnten, zwei davon möglicherweise nicht auf Kraillinger Gebiet, sondern auf Flächen in der angrenzenden Gemeinde Gilching. Wie weit European Energy nun mit den Verhandlungen mit weiteren Grundeigentümern ist, kann Haux im Moment nicht sagen. „Die Eigentumsverhältnisse in dem Gebiet sind relativ kleinteilig“, sagt der Bürgermeister.
Mehr als 100 Millionen Euro Jahresgewinn
European Energy ist eine dänische Aktiengesellschaft mit etwa 700 Mitarbeitern und eigenen Angabe zufolge eines der weltweit zehn größten Unternehmen im Bereich Planung und Betrieb von Wind- und Solarparks. Im Jahr 2023 betrug der Gewinn mehr als 100 Millionen Euro nach Steuern. In Deutschland unterhält die European Energy Deutschland GmbH sieben regionale Büros.

Reaktionen auf Rückzug der Planer: Genugtuung und Frage nach der Zukunft
Die einen jubilieren, die anderen stellen sich nachdenklich die Frage, wie es weitergeht: Nach dem Aus der Gautinger Windkraftpläne äußerten sich sowohl der Verein Zukunft Gauting als auch die Bürgerinitiative Umwelt-Energie-Gauting (BUEG). Deren Sprecher Hieronymus Fischer sprach von einem guten Tag für Gauting und das ganze Würmtal. „Wir freuen uns, dass sich bei der Gemeinde und auch beim Vorhabenträger selbst die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass sich die Gautinger Konzentrationsflächen nicht für den Bau und den Betrieb von Windkraftanlagen eignen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Initiative, in der diese auch eine Vielzahl weiterer Gründe für ihre Ablehnung aufführt.
Darin erinnert die BUEG auch an eine Mitteilung vom Juni, in der sie auf Risiken der Flugsicherheit hingewiesen und der Gemeinde vorgeworfen habe, diese zu verschweigen. Die Entwicklung zeige nun, dass die Initiative „mit ihrer sachlichen Einschätzung“ richtig gelegen habe. Es sei auch in der Rückschau nicht nachvollziehbar und unverständlich, warum die Gemeinde die Bedenken nie ernst genommen und stattdessen „einseitig auf die Versprechungen des Investors“ gesetzt habe.
Den Blick nach vorne richtet dagegen der Verein Zukunft Gauting. „Besonders wichtig ist, dass das Geothermie-Projekt für Gauting nun ohne Verzögerung rasch realisiert wird. Damit wäre zumindest für die Versorgung mit Heizenergie eine CO₂-neutrale Lösung gesichert“, schreiben die Vorstandsmitglieder Andreas Albath, Markus Proksch und Tammo Körner in einem Rundbrief an ihre Unterstützer. Die Bedenken der Deutschen Flugsicherung bedeuteten auf jeden Fall nichts Gutes, was das Ziel des Landkreises betreffe, bis 2035 klimaneutral zu werden. „Man darf gespannt sein, wie das Landratsamt dies einschätzt und was dies für Auswirkungen auf andere Windkraftprojekte im Landkreis hat.“
Generell werfe der Vorgang „wieder einmal ein Schlaglicht auf die Probleme in Deutschland“, schreibt Zukunft Gauting. „Hochkomplexe, bürokratische Verfahren mit einer Vielzahl von Behörden und Instanzen müssen überwunden werden, bevor unternehmerische Zukunftsinvestitionen getätigt werden können.“ Das sei insbesondere für mittelständische Unternehmen nicht tragbar.