Baerbock teilt emotionalen Moment im Ukraine-Krieg: „Da sind noch all meine Freundinnen“
Kann der Ukraine-Krieg schon bald beendet werden? Beim WahlFORUM des Münchner Merkur von IPPEN.MEDIA gibt sich Annalena Baerbock vorsichtig optimistisch.
München steht in diesen Tagen im Zentrum der Weltöffentlichkeit. Auf der Sicherheitskonferenz diskutieren Spitzenpolitiker aus aller Welt über einen Weg, den Ukraine-Krieg zu beenden. Auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock war den ganzen Samstag über in Gesprächen mit Vertretern der Ukraine, der USA und der europäischen Partner der Bundesrepublik.
Beim WahlFORUM des Münchner Merkur von IPPEN.MEDIA zeigte sich Baerbock am Abend dann vorsichtig optimistisch, dass in naher Zukunft Bewegung in den seit fast drei Jahren andauernden Konflikt kommen könnte. „Ob das hundertprozentig so kommt? Dafür würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen“, sagte Baerbock mit Blick auf einen möglichen Frieden. Aber: „Die Chancen sind jetzt besser als zuvor.“
Baerbock zu Ukraine-Krieg: „Wenn wir geschlossen sind, dann kann es in diesem Jahr einen Frieden geben“
In seinem besonders emotionalen Moment erzählte Baerbock auf dem WahlFORUM von einer Begegnung mit einer 16-Jährigen in der Ukraine. Das Mädchen und viele ihrer Freundinnen seien nach Russland verschleppt worden, sie selbst habe schließlich in die Ukraine zurückkehren können. Die 16-Jährige, so die Außenministerin, habe ihr gesagt: „Frau Baerbock, da sind noch all meine Freundinnen. Ich hatte das große Glück, dass ich zurückkommen konnte. Können Sie mir versprechen, dass Sie Putin nicht nachgeben, sondern so lange für uns einstehen, bis all meine Freundinnen zurückkommen?“ Sichtlich bewegt sagte Baerbock: „Ich möchte dieses Versprechen halten.“
Entscheidend für Frieden in der Ukraine sei Einigkeit innerhalb Europas, aber auch eine enge Zusammenarbeit der Europäer und der USA. „Wenn wir geschlossen sind als Europäer, mit den Amerikanern, unterstützt von vielen Ländern auf dieser Welt, ja, dann kann es in diesem Jahr einen Frieden geben“, sagte Baerbock im Gespräch mit Georg Anastasiadis, Chefredakteur des Münchner Merkur.
„Der einzige, der diesen Krieg vom Zaun gebrochen hat, ist der russische Präsident“
Ob die USA zu einer solchen Zusammenarbeit mit Europa bereit sind, scheint allerdings fraglich. So hatte US-Präsident Donald Trump Mitte der Woche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert, ohne die Europäer zu informieren. Auch sagte Trumps Sonderbeauftragter Keith Kellogg auf der Sicherheitskonferenz, die USA würden die Interessen der Europäer zwar berücksichtigen; diese würden aber nicht mit am Verhandlungstisch sitzen. Die Sorge, dass Putin und Trump einen Diktatfrieden für die Ukraine aushandeln, ist also groß.
Baerbock machte am Samstag beim WahlFORUM des Münchner Merkur von IPPEN.MEDIA auch deutlich, dass Wladimir Putin bereit zu Frieden sein müsse, damit der Krieg in der Ukraine beendet werden könne. „Der einzige, der diesen Krieg vom Zaun gebrochen hat, ist der russische Präsident“, sagte Baerbock. „Und wenn der sich weiterhin weigert, überhaupt an den Verhandlungstisch zu kommen, dann gilt für uns, die Ukraine bestmöglich weiter bei der Verteidigung zu unterstützen.“
Baerbock äußert scharfe Kritik an Scholz: „Dann wären weniger Menschen gestorben“
Außenministerin Baerbock übte zudem scharfe Kritik an Bundeskanzler Olaf Scholz, der bei Waffenlieferungen an die Ukraine in den vergangenen drei Jahren sehr zögerlich agiert habe. „Auf jeden Fall wären dann weniger Menschen gestorben, das muss man klar und deutlich so sagen“, sagte Baerbock mit Blick auf die aus ihrer Sicht nicht ausreichende Lieferung von Abwehrwaffen wie Patriot oder Iris-T. (sh)