„Schwimmende Bombe“: Brisante Ladung auf beschädigtem Frachtschiff sorgt für Aufregung

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Ein beschädigtes Frachtschiff mit 20.000 Tonnen Ammoniumnitrat an Bord sorgt für Unruhe in der Nordsee. Kein Hafen will die ‚Ruby‘ aufnehmen.

Canterbury – Die Nordsee ist derzeit Schauplatz einer beunruhigenden Situation, die durch ein Frachtschiff mit gefährlicher Ladung verursacht wird. Das unter maltesischer Flagge segelnde Schiff „Ruby“ hat Mitte August seine Reise aus Russland begonnen und befördert 20.000 Tonnen Ammoniumnitrat, eine Substanz, die in großen Mengen als extrem riskant eingestuft wird. Britische Medien haben das Schiff bereits als „schwimmende Bombe“ bezeichnet. Das Schiff ist nun beschädigt und kein Hafen ist bereit, es aufzunehmen.

Am 22. August verließ die „Ruby“ den Hafen Kandalakscha in Russland mit dem Ziel Las Palmas de Gran Canaria im Atlantik. Nach einem Sturm suchte das Schiff am 3. September Schutz im norwegischen Hafen Tromsø. Dort wurde laut Seatrade Maritime News bei einer Inspektion eine Reihe von erheblichen Mängeln festgestellt.

Das Frachtschiff MV Ruby verlässt den Hafen von Tromsø.
Das Frachtschiff MV Ruby musste den Hafen von Tromsø verlassen. © IMAGO/Stian Saur/Nordlys/TT

Beschädigtes Schiff mit gefährlicher Ladung: Wird für Reparaturen abgewiesen

Es wurden Risse im Rumpf sowie Schäden an der Schiffsschraube und dem Ruder entdeckt. Darüber hinaus waren einige Arbeitsverträge der Seeleute abgelaufen und es gab Verstöße gegen internationale Sicherheitsvorschriften (ISM). Trotzdem entschied sich Norwegen aufgrund der geladenen Menge an Ammoniumnitrat, das Schiff nicht im Hafen zu behalten, da die Angst der Anwohner zu groß war. In unmittelbarer Nähe zum Hafen befinden sich Wohnhäuser, eine Universität und ein Krankenhaus. Nach vorübergehenden Reparaturen musste die „Ruby“ wieder auf See gehen, um einen Hafen für dauerhafte Reparaturen zu finden.

Die „Ruby“ transportiert mit 20.000 Tonnen Ammoniumnitrat das Siebenfache der Menge, die 2020 bei der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut detonierte und über 200 Menschen das Leben kostete. Daher wurde das Schiff auch nach dem Verlassen des norwegischen Hafens auf der Suche nach einem Reparaturhafen immer wieder abgewiesen, darunter von Schweden, Litauen und dem eigenen Flaggenstaat Malta.

Potenziell gefährliches Schiff vor der Küste Großbritanniens: Küstenwache überwacht Verhalten

Laut der britischen Nachrichtenseite Express schien es für kurze Zeit so, als würde das Schiff auf den britischen Fluss Themse zusteuern. Da es jedoch keinen geeigneten Anlaufpunkt gibt, ankert das Frachtschiff derzeit vor der Küste Großbritanniens. Ein Sprecher der britischen Agentur für See- und Küstenwache erklärte, dass die Agentur in Kontakt mit dem Schiff steht, um seine Route durch die britischen Gewässer zu überwachen.

Zuletzt schien es jedoch, dass die „Ruby“ eine Treibstofflieferung benötigen würde, um ihre Reise fortsetzen zu können. Auch dann würden auf das Schiff im stark befahrenen Ärmelkanal und der zu dieser Jahreszeit oft stürmischen See im Golf von Biskaya neue Herausforderungen warten.

Angesichts der anhaltenden Besorgnis über die Gefahr versucht der Eigentümer des Schiffs, Ruby Enterprise, in Zusammenarbeit mit dem in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässigen Manager Serenity Ship Management, die Situation zu beruhigen. In einer Stellungnahme betonten die Unternehmen, dass das Ammoniumnitrat kein Risiko für das Schiff, die Besatzung oder die Umwelt darstelle. Zudem habe die „Ruby“ eine Freigabe der Klassifikationsgesellschaft DNV sowie des maltesischen Flaggenstaats erhalten.

Unternehmen hinter der „schwimmenden Bombe“ gibt Medienberichten Schuld für Ablehnungen

Trotzdem haben die britischen Hafenbehörden bisher abgelehnt, das Schiff aufzunehmen. „Die Spekulationen in den Medien haben sich negativ auf die Fähigkeit des Schiffes ausgewirkt, Routinearbeiten durchzuführen, um die Ammoniumnitratladung auf ein anderes Schiff umzuladen, damit die Ruby repariert werden kann“, so eine Erklärung von Ruby Enterprises, die von Seatrade Maritime News zitiert wurde.

Einige vermuten sogar eine Strategie Russlands im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine hinter dem Schiff. Die „Ruby“ sucht daher weiterhin nach einer Möglichkeit, das Ammoniumnitrat umzuladen und Reparaturen durchführen zu lassen. (lismah)

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