Tote US-Soldaten in Jordanien: USA wollen keinen Krieg mit Iran – Reaktion könnte aber heftig werden
Tote US-Soldaten in Jordanien: USA wollen keinen Krieg mit dem Iran – aber Vergeltung
Der Drohnenangriff in Jordanien auf US-Soldaten hat die Lage im Nahen Osten verschärft. Die USA wollen Vergeltung – aber keinen Konflikt mit dem Iran.
Washington – Die Gewaltspirale im Nahen Osten dreht sich unaufhörlich – und könnte zu einer weiteren Eskalation führen. Nach dem tödlichen Drohnenangriff in Jordanien, bei dem am Sonntag (28. Januar) US-Soldaten getötet und verletzt wurden, erwarten Experten einen heftigen Vergeltungsschlag der Amerikaner. Zeitgleich hat die Regierung um US-Präsident Joe Biden deutlich gemacht, wegen der Angriffe proiranischer Milizen keine Eskalation mit dem Iran zu suchen. Der Drohnenangriff hat dennoch das Potenzial, den Krieg im Nahen Osten auszuweiten.
USA wollen kein Krieg mit dem Iran: Angriff auf US-Stützpunkt in Jordanien verschärft Lage deutlich
Der Drohnenangriff auf den US-Stützpunkt in Jordanien resultiert wohl aus einer fatalen Fehleinschätzung des US-Militärs: Wie unter anderem das Wall Street Journal und die New York Times berichteten, habe sich die feindliche Drohne zeitgleich mit einer US-Überwachungsdrohne dem Stützpunkt genähert. Deshalb sei unklar gewesen, ob es sich um eine eigene oder feindliche Drohne gehandelt habe. Diese Unsicherheit forderte schlussendlich das Leben von drei US-Soldaten, mindestens 34 weitere sollen verletzt worden sein. Joe Biden kündigte bereits kurz nach dem Milizangriff Vergeltungsschläge an.

Nach Einschätzung von CNN könnten diese Reaktionen wahrscheinlich heftiger ausfallen als frühere amerikanische Vergeltungsschläge im Irak und in Syrien. Unter Berufung auf Regierungsbeamte heißt es weiter, dass Biden zunehmend unter Druck steht, die Angriffe auf US-Stützpunkte zu stoppen. Seit dem Überfall der Hamas auf Israel und dem folgenden Krieg in Israel haben vom Iran unterstützte Milizen bisher mehr als 160-mal Einrichtungen des US-Militärs im Irak und Syrien angegriffen. Mehrere Republikaner in der US-Politik forderten bereits, direkt gegen den Iran vorzugehen, um eine klare Botschaft zu senden.
US-Soldaten bei Angriff auf Stützpunkt getötet: USA wollen Eskalation mit dem Iran vermeiden
Die US-Regierung hat nach dem tödlichen Angriff auf den US-Stützpunkt in Jordanien jedoch mehr als deutlich gemacht, keine Eskalation mit dem Iran zu suchen. „Wir sind nicht auf einen Krieg mit dem Iran aus. Wir suchen nicht den Konflikt mit dem Regime auf militärische Weise“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Montag in Washington. Gleichzeitig machte er deutlich: „Aber wir werden das tun, was erforderlich ist, um uns zu schützen, um diese Mission fortzusetzen und um angemessen auf diese Angriffe zu reagieren.“
„Wir wissen, dass der Iran dahintersteckt“, sagte Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh. Der Iran trage die Verantwortung, weil er diese Gruppen finanziere, die im Irak und in Syrien operierten und Angriffe auf US-Soldaten verübten. Biden war nach Angaben des Weißen Hauses sowohl am Sonntag als auch am Montag mit seinem Krisenstab im Situation Room, dem Einsatzzentrum im Westflügel des Weißen Hauses, zusammengekommen. Bei dem möglichen Vergeltungsschlag werden die USA nach einem Zeitplan vorgehen, der für die Verantwortlichen richtig erscheint.
Lage in Nahost so gefährlich wie 1973: Blinken warnt nach Drohnenangriffen in Jordanien vor Instabilität
Nach Einschätzung von US-Außenminister Antony Blinken ist die Lage im Nahen Osten so gefährlich wie lange nicht mehr. „Ich behaupte, dass wir in der gesamten Region seit mindestens 1973 – vielleicht sogar davor – keine so gefährliche Situation mehr erlebt haben wie jetzt“, erklärte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur bezog sich Blinken mit der Jahreszahl auf den 19-tägigen Jom-Kippur-Krieg, der am 6. Oktober 1973 begonnen hatte, als eine Allianz arabischer Staaten unter der Führung von Ägypten und Syrien überraschend Israel überfiel. Damals wurden mehr als 2600 israelische Soldaten getötet und mehr als 7000 verletzt.
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Blinken warnte vor Versuchen, den Konflikt in Nahost auszunutzen, um weitere Instabilität zu säen. Man werde entschieden auf jede Aggression reagieren. Gleichzeitig betonte Blinken, es sei das Ziel der US-Regierung, eine Eskalation in der Region zu verhindern. „Es ist uns ein Anliegen, beides zu tun: Für unsere Leute einstehen, wenn sie angegriffen werden, und verhindern, dass der Konflikt wächst und sich ausbreitet.“
Reaktion auf Angriff auf US-Stützpunkt in Jordanien: „Rote Linie des Präsidenten überschritten“
Laut CNN besteht nun für die US-Regierung die größte Herausforderung darin, wie sie auf den Drohnenangriff auf den Stützpunkt in Jordanien reagieren kann, ohne einen Flächenbrand zu entzünden, der die gesamte Region in einen regionalen Krieg zieht. Der pensionierte Generalleutnant Mark Hertling sagte, der Tod von US-Soldaten habe „sicherlich die rote Linie des Präsidenten überschritten“ und könnte eine heftige Vergeltung nach sich ziehen.
Sowohl Beamte als auch Analysten erwarten eine deutliche Reaktion der USA auf den tödlichen Drohnenangriff in Jordanien, die nicht unbedingt auf ein Land oder einen Tag beschränkt sein wird. Zeitgleich wird immer wieder betont, dass es unwahrscheinlich sei, dass die Vereinigten Staaten innerhalb des Iran zuschlagen werden.
Vergeltung wegen Drohnenangriff auf USA: Iran könnte Reaktion als Schwäche auslegen
Ein mögliches Szenario für die US-Vergeltung könnte sein, dass Joe Biden beschließt, die militanten Gruppen im Irak, in Syrien oder in beiden Ländern erneut anzugreifen. Zudem ist es wahrscheinlich, dass die USA gegen die Führung der regionalen Milizen vorgehen könnten. Laut Kirby steht jede Reaktion aber im Zeichen von „Deeskalation und einem Abbau der Spannungen“. Während die USA angesichts der finanziellen und militärischen Unterstützung Teherans für seine Stellvertretergruppen letztlich den Iran für die Angriffe verantwortlich machen, gibt es noch keine Hinweise darauf, dass der Iran den tödlichen Angriff am Sonntag ausdrücklich inszeniert oder ihn als absichtliche Eskalation gegen die USA beabsichtigt hatte.
Dennoch stehen die USA auch im Zugzwang: Laut Jon Alterman, Direktor des Nahost-Programms am Center for Strategic and International Studies, könnte der Iran verhältnismäßige und begrenzte Vergeltungsschläge der Amerikaner aber auch als Schwäche auslegen. „Wenn alles bewusst und verhältnismäßig ist, schafft es einen Anreiz für die Menschen, bis zur roten Linie zu gehen und sicherzustellen, dass sie genau wissen, wo diese rote Linie ist.“ (fbu/dpa)