Kleiner Rover Idefix vor großer Mission
Idefix wiegt 25 Kilo und steht vor einer großen Mission: 2026 soll der Rover den Marsmond Phobos erkunden. Gebaut und entwickelt wurde er beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen.
Oberpfaffenhofen – Idefix schaut ein bisschen aus wie eine Getränkekiste mit Rädern und Solardach. Bei der Pressekonferenz gestern im Zentrum für Mechatronik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen (DLR), mussten sich die Fotografen mit einem Modell des Rovers begnügen, denn das Original wird gerade bei der französischen Raumfahrtagentur in Toulouse fertiggestellt und dann nach Japan transportiert. Der Rover ist Teil der Mission Martian Moons Explorations (MMX) der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa (Japan Aerospace Exploration Agency). Die Japaner wollen das Rätsel um die beiden Marsmonde Phobos und Deimos entschlüsseln. Den Namen Idefix in Anlehnung an den Hund von Asterix und Obelix gaben dem Rover die französischen Kollegen: „Und er ist auch genau so klein, kompakt und schlau“, stellte die DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Anke Kaisser-Pyzalla fest.
Furcht und Schrecken, unter diesen Namen aus der griechischen Mythologie umkreisen die zwei Monde Phobos und Deimos unseren Nachbarplaneten Mars. Sie sind allerdings viel kleiner als der Mond und wegen der geringen Gravitationskräfte nicht rund, sondern eher wie Kartoffeln geformt. Phobos’ Durchmesser beträgt knapp 27 Kilometer, Deimos 15. Die Wissenschaft möchte nun ergründen, wo der Ursprung der kleinen Trabanten liegt. Sind sie von der Schwerkraft des Mars eingefangene Asteroiden? Oder entstanden sie infolge eines gewaltigen Einschlags auf dem Mars, oder möglicherweise zeitgleich mit ihm? Gibt es Parallelen zur Erde?
Rover Idefix wird zur Klärung all dieser Fragen nun im Sommer 2026 ins All geschossen, so der Plan. Die MMX-Sonde, bestehend aus Erkundungsmodul, Rückkehrmodul und Probenrückholkapsel, soll 2027 den Mars erreichen und in seine Umlaufbahn einschwenken. Die insgesamt acht wissenschaftlichen Instrumente von Idefix beginnen von dort aus mit der Kartierung und Charakterisierung der Oberflächen von Phobos und Deimos. Im Laufe der Mission wird der Rover aus einer Höhe von 40 bis 100 Metern nach 60 bis 80 Sekunden freiem Fall auf Phobos landen. Dann richtet er sich selbstständig auf, klappt für die Energieversorgung seine Solarmodule aus und macht sich auf eine dreimonatige Missionsphase – bei um die minus 170 Grad. In dieser Zeit bringt er etwa 100 Meter Strecke hinter sich. Denn wegen der schwachen Gravitationskräfte bewegt sich Idefix „wie eine Weinbergschnecke“, erklärte Projektleiter Dr. Markus Grebenstein.
Nach den Risiken gefragt, sprach Grebenstein von einer „sehr anspruchsvollen Mission“, bei der Idefix erst mal die Landung überleben müsse. „Aber es ist relativ wahrscheinlich, dass wir das schaffen.“ Der Rover habe intensive Testreihen hinter sich, bestätigte Prof. Alin Albu-Schäffer, Leiter des DLR-Instituts für Robotik und Mechatronik. „Ich möchte da Mut machen, weil wir schon eine gewisse Erfolgsgeschichte haben“, sagte er.
Die aufwendige Technik an Bord von Idefix ist komprimiert auf die Größe einer Getränkekiste. „Das Besondere ist seine enorm kompakte Bauart. Er hat im Wesentlichen alle Elemente eines vollwertigen Wissenschaftsrovers“, erklärte Grebenstein. Auf Phobos betrete Idefix rundum technisches Neuland: Denn noch nie ist ein Erkundungsfahrzeug mit Rädern auf einem Himmelskörper gefahren, der nur über weniger als ein Tausendstel der Erdanziehungskraft verfügt. „Sie müssen sich das so vorstellen: Ein Tennisspieler könnte von dort aus einen Ball in den Orbit werfen“, beschrieb DLR-Forschungskoordinator Dr. Stephan Ulamec die Situation.
„Wir sind stolz, dass wir Idefix auf diese gemeinsame Reise schicken können“, sagte Kaysser-Pyzalla. In fast allen Forschungsbereichen seien Japan und Frankreich wichtige strategische Partner. Die Mission sei ein besonderes Beispiel dafür, „was wir gemeinsam erreichen können“. Die Namen Phobos und Deimos haben die beiden winzigen Trabanten Asaph Hall zu verdanken, der sie 1877 entdeckte. Seither rätselt die Wissenschaft. Und setzt nun auf Idefix.