Unternehmen aus Baden-Württemberg baut nach Insolvenz Stellen ab – „bedauere ich ausdrücklich“

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Das Familienunternehmen Druckhaus Kaufmann aus dem Schwarzwald muss im Rahmen einer Insolvenz Personal abbauen. Es gibt aber auch gute Neuigkeiten.

Lahr/Schwarzwald - Die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen zwingen vermehrt Traditionsunternehmen in die Knie. Nachdem nur wenige Tage zuvor ein traditionsreicher Maschinenbauer aus St. Georgen Insolvenz anmelden musste, erklärte ein weiteres alteingesessenes Unternehmen aus der Gemeinde im Schwarzwald, im Rahmen eines Sanierungsprogramms Mitarbeiter entlassen zu müssen. So geht es nach Angaben der Kanzlei Schleich & Partner aus Villingen-Schwenningen um das 1816 gegründete Druckhaus Kaufmann mit Sitz in Lahr (Ortenaukreis). Das Familienunternehmen hatte Anfang Juli Insolvenz angemeldet.

Das vor über 200 Jahren in der Schwarzwaldstadt Lahr gegründete Druckhaus Kaufmann ist seit sechs Generationen in Familienhand und bietet nach eigenen Angaben ein breites Leistungsportfolio für den Produktionsprozess von Printmedien. Aufgrund von verschiedenen Problemen, darunter die Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges, muss das Unternehmen die Strukturen im Rahmen eines Sanierungsprozesses anpassen und deshalb Mitarbeiter entlassen. Komplett negativ sind die Neuigkeiten von Insolvenzverwalter Thorsten Schleich allerdings nicht.

Druckhaus Kaufmann baut 36 Stellen ab – Großteil der Belegschaft bleibt

Laut der Mitteilung hat das Druckhaus Kaufmann bereits am 30. September, dem Tag der Eröffnung des Insolvenzverfahrens am Amtsgericht Offenburg, 24 Kündigungen ausgesprochen und weitere zwölf Mitarbeiter verlassen das Unternehmen auf eigenen Wunsch. Demnach fallen im Rahmen des Sanierungsprogramms 36 Arbeitsplätze beim Traditionsunternehmen aus Baden-Württemberg weg. Diese schnell durchgeführte Maßnahme war nach Angaben von Insolvenzverwalter Schleich allerdings die Voraussetzung, um den Geschäftsbetrieb fortsetzen zu können. In der neuen Struktur sollen beim Druckhaus Kaufmann weiterhin rund 140 Mitarbeiter beschäftigt werden.

Name Druckhaus Kaufmann GmbH
Gründung 1816
Sitz Lahr/Schwarzwald, Baden-Württemberg
Branche Druckerei
Mitarbeiter rund 200 vor Insolvenz, 140 nach Neustrukturierung

Für dieses Ziel war die Kündigung eines Teils der Belegschaft unvermeidlich, heißt es in der Pressemitteilung von Schleich & Partner. „Dennoch bedaure ich das ausdrücklich“, wird Geschäftsführer Markus Kaufmann zitiert. „Gleichzeitig haben wir jetzt die Grundlage, mit Zuversicht an der Zukunft von Druckhaus Kaufmann zu arbeiten. Das tun wir mit aller Kraft.“ Seit der Insolvenzanmeldung Anfang Juli ist die Produktion am Stammsitz in Lahr ohne Einschränkungen weitergelaufen und die Auftragslage hat sich der Mitteilung zufolge im vierten Quartal wieder verbessert.

In einer Druckerei werden Tageszeitungen gedruckt.
Das traditionsreiche Druckhaus Kaufmann baut im Rahmen einer Neustrukturierung 36 Arbeitsplätze ab. (Symbolfoto) © IMAGO/LarsxHeidrich

Insolvenzverwalter sieht Druckhaus Kaufmann in Lahr auf einem guten Weg

Dass seit Jahresbeginn ungewöhnlich viele Unternehmen entweder ein Insolvenzverfahren anmelden oder einen Antrag auf Sanierung in Eigenverwaltung stellen, hat oftmals mit den einerseits stark gestiegenen Preisen und andererseits mit der deutlich spürbaren Kaufzurückhaltung zu tun. Im Falle des Druckhauses Kaufmann liegt die aktuelle Schieflage auch an der fortschreitenden Digitalisierung; Insolvenzverwalter Schleich sieht das Traditionsunternehmen aus dem Schwarzwald aber auf einem guten Weg. „Jetzt geht es darum, das Vertrauen der Kunden zu erhalten beziehungsweise neue Kunden und Aufträge zu gewinnen“, erklärt er.

Dass Insolvenzverfahren nicht immer mit einer Sanierung eines Unternehmens einhergehen müssen, zeigen zwei aktuelle Beispiele. Der traditionsreiche Autositzhersteller Recaro Automotive steht nach einer Insolvenz vor dem endgültigen Aus und die Großbäckerei Sternenbäck schließt neben dem Produktionsstandort offenbar alle 34 Filialen im Südwesten.

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