Schlierseer stößt Senior zu Boden und sticht auf SEK-Beamten ein – Weitere Details werden bekannt

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Spezialkräfte der Polizei stehen im Hausflur eines Mehrfamilienhauses (Symbolbild). © Christoph Reichwein/dpa

Erst stieß er im Supermarkt einen Mann (84) zu Boden, dann verschanzte er sich in seiner Wohnung. Bei der Festnahme stach ein 49-Jähriger in Schliersee schließlich auf einen SEK-Beamten ein, der nur dank Schutzausstattung unverletzt blieb. Hintergründe der Tat sind noch unklar, die Kripo ermittelt.

Schliersee – Es ist Freitagnachmittag, 15.10 Uhr, als der Notruf bei der Polizei eingeht. Die Schilderungen und die Szenen, die sich in den Stunden danach abspielen, werden auch Tage später noch zu großer Bestürzung führen: Im Edeka in der Schlierseer Ortsmitte hat ein Mann (49) soeben einen 84-jährigen Senior zu Boden gestoßen. Das Opfer zieht sich dabei schwere Verletzungen am Kopf zu, der Tatverdächtige flüchtet in seine Wohnung unweit des Supermarkts. Anhand des Polizeiberichts lässt sich der Hergang detailliert rekonstruieren. Doch für Augenzeugen wirkt die Situation in diesem Moment chaotisch: „Wir wurden auf einmal vor der Tür von SEK und Polizei vor dem Edeka umzingelt“, schreibt eine Beobachterin (45) auf Facebook. „Ich dachte: Was geht jetzt ab?“

Während der ältere Mann mit schwerwiegenden Verletzungen ins Krankenhaus gebracht wird, sucht die Polizei den 49-Jährigen in der Wohnanlage auf, wo sich der Einsatz dramatisch zuspitzt. „Der Tatverdächtige drohte, ein Messer gegen die Beamten einzusetzen“, schreibt Daniel Katz, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, später in einer Mitteilung. Die Beamten aus Rosenheim übernehmen die Einsatzleitung, beordern Verstärkung umliegender Dienststellen nach Schliersee und fordern auch Beamte des Spezialeinsatzkommandos Südbayern (SEK) sowie eine Verhandlungsgruppe an. „Da eine Gefährdung für die eingesetzten Polizeibeamte nicht ausgeschlossen werden konnte, wurde das Mehrfamilienhaus, in welchem sich der 49-Jährige aufhielt, zunächst umstellt und ein möglicher Zugriff durch Kräfte des SEK vorbereitet“, schildert Katz weiter. „Die Festnahme durch die Spezialkräfte erfolgte kurze Zeit darauf.“

Ermittlung wegen Verdacht auf versuchten Totschlag

Dabei stellt sich heraus: Mit ihrer Einschätzung der Situation liegen die Polizisten offenbar richtig. „Während der Festnahmeaktion stach der 49-Jährige mehrmals mit einem Messer auf einen Beamten des SEK ein“, berichtet Katz später. „Nur aufgrund der Schutzausstattung blieben alle eingesetzten Beamten unverletzt. Der Tatverdächtige wurde im Zuge des Zugriffs leicht verletzt.“

Es ist 18 Uhr, fast drei Stunden später, als die Lage endlich „bereinigt“ ist, wie es Katz im Gespräch mit unserer Zeitung nennt. „Der eigentliche Einsatz hat aber noch angedauert.“ Schließlich ist die Arbeit für die Polizei an dieser Stelle noch lange nicht beendet: „Unter der Sachleitung der Staatsanwaltschaft München II ermittelt das Fachkommissariat 1 der Kriminalpolizeistation Miesbach nun wegen des Verdachts eines versuchten Totschlags sowie dem Verdacht der Körperverletzung gegen den 49-Jährigen.“

Tags darauf, am Samstag, wird der Schlierseer als dringend Tatverdächtiger dem zuständigen Ermittlungsrichter beim Amtsgericht München vorgeführt. Der Richter folgt dem Antrag auf einstweilige Unterbringung und erlässt einen Unterbringungsbefehl. Konkret heißt das: „Der 49-jährige Deutsche wurde daraufhin in ein psychiatrisches Krankenhaus gebracht.“ Nun dauern die Ermittlungen an – und viele Hintergründe zu der Tat sind weiterhin unklar, wie Katz erklärt.

Gerichtsmedizin soll klären, ob Tat tödlich hätte enden können

Unter anderem die Frage nach dem Warum kann der Sprecher am Sonntag nicht beantworten. „Das Motiv ist unklar. Wir können in den Mann nicht reinschauen, es gab keine Vorgeschichte“, sagt Katz. Der Angriff auf den SEK-Beamten sei wohl eine Reaktion auf die Festnahme gewesen. Mit dem 84-Jährigen im Supermarkt sei der Schlierseer jedoch rein zufällig aufeinandergetroffen. „Er hat ihn unvermittelt ohne einen vorherigen Streit zu Boden gestoßen“, beschreibt Katz. „Die Ermittlungen dazu stehen zum jetzigen Zeitpunkt aber noch ganz am Anfang.“

Zum Opfer im Supermarkt macht die Polizei aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes keine weiteren Angaben. Bekannt ist nur, dass der 84-Jährige im Landkreis wohnt und stationär medizinisch behandelt wird. Die Verletzungen seien schwer, aber nicht lebensbedrohlich, sagt der Sprecher des Präsidiums. Der 49-Jährige sei in der Vergangenheit schon mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten, bestätigt Katz. „Aber nicht mit derartigen Delikten, nicht mit Kapitalverbrechen.“

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Was nun folgt, ist Polizeiarbeit, wie sie die meisten Schlierseer wohl nur aus dem Fernsehen kennen dürften. „Vernehmungen und die Befragung von Zeugen“ nennt Katz als die nächsten Schritte. Auch der Beschuldigte, „sofern er sich dazu einlässt“, wird von den Kripo-Ermittlern gehört. Parallel dazu finden Spurensicherungsmaßnahmen statt und mehrere Sachverständigengutachten werden angefertigt. Unter anderem gilt es laut Katz, gerichtsmedizinisch zu klären, ob die Tat auch hätte tödlich enden können. nap

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