Der Tegernsee wird zum Energielieferant

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Tegernsee

Kommentare

Im blau umrandeten Bereich der Seegut-Baustelle verlaufen die Leitungen für die Anlage der thermischen Seewassernutzung. © Athos

Die Vorarbeiten sind erledigt. Im Herbst – wenn es touristisch wieder ruhiger ist – geht‘s beim Seethermie-Projekt in Bad Wiessee weiter. Dann werden die Rohre in den See eingebracht.

Bad Wiessee – Die Arbeiten auf der Seegut-Baustelle in Bad Wiessee schreiten sichtbar voran. Auf dem riesigen Areal am Seeufer lässt die Firma Athos der Familie Strüngmann bekanntlich ein Luxushotel mit 25 Einzelgebäuden, einem Wellnessbereich und einem öffentlichen Wirtshaus entstehen. Ebenfalls Bestandteil des Großprojekts ist eine neuartige Technik zur Energieversorgung. Die gesamte Anlage wird mittels thermischer Seewassernutzung mit Wärme und Kälte versorgt. Auch dafür haben die Arbeiten begonnen.

Leitungen am Ufer bereits verlegt

„Alle landseitigen Leistungen sind bereits umgesetzt“, erklärt Athos-Sprecher Professor Stephan Heller auf Nachfrage. Will heißen: Die unterirdischen Leitungen am Ufer, durch die das aus dem Tegernsee gewonnene Wasser in die sogenannte Seewasserzentrale gepumpt wird, sind mittlerweile fertiggestellt. Auch der Rohbau der Seewasserzentrale mit ihrem Wärmetauscher ist laut Heller abgeschlossen. Dort wird das Wasser künftig in Wärme oder Kälte umgewandelt. Die Zentrale entsteht unter dem Wirtshaus der Anlage.

Bautafel vor Ort zeigt, wie das System funktioniert

Der nächste spannende Schritt in Sachen Seethermie erfolgt im Herbst: Dann werden die beiden Rohre im See selbst eingebracht. Während dieser Maßnahme muss die Seepromenade für Fußgänger gesperrt werden. „Aus Rücksicht auf den Tourismus finden diese Arbeiten erst im November statt“, teilt Heller mit. Eine Bautafel vor Ort zeigt in etwa, wie das System funktioniert. Heller konkretisiert: Das Rohr, das auf einer Länge von 350 Metern in den See ragt, saugt das Wasser an, das zweite Rohr mit einer Länge von 250 Metern pumpt das Wasser zurück. Die Rohre liegen in einer Tiefe von 25 und 35 Metern. „Ansaug- und Rücklaufpunkte sind 100 Meter voneinander entfernt“, macht der Sprecher deutlich. Und da der Tegernsee eine leichte Fließrichtung nach Norden hin habe, liege der Ansaugpunkt südlicher als der Rücklaufpunkt.

Die Schweiz war der Vorreiter

Der See als Energielieferant: Was in der Schweiz bereits häufig als ökologisch sinnvoll praktiziert wird, findet in Bayern bislang nur wenig Beachtung. Laut einem Bericht von BR 24 befassen sich unter anderem Bernried und Tutzing am Starnberger See, Prien am Chiemsee und Herrsching am Ammersee mit der neuartigen Technologie. Diese Projekte befinden sich aber offenbar noch in der Entwicklungsphase. „Laut unserem Wissen gibt es einige Anlagen in Prüfung“, bestätigt auch Heller. Eine Genehmigung liege jedoch ausschließlich für das Seegut vor, wo die thermische Seewassernutzung damit Pilotcharakter hat. Negative Auswirkungen auf den See, so beteuern die Fachleute, habe die Technik nicht.

Erweiterung der Versorgung wird geprüft

Könnte diese Art der Energiegewinnung also auch für andere Abnehmer in Bad Wiessee interessant sein? Nach aktuellem Stand werde mit der Anlage das komplette Seegut versorgt, berichtet Heller. Eine optionale Erweiterung werde aber durchaus geprüft. „Es finden Gespräche mit den Nachbarn statt“, teilt der Athos-Sprecher mit.

Auch interessant

Kommentare