Rund ums Orgelbauerhaus: Familie Scheitz hat viel vor
„Andechser Natur Erlebnis-Gastronomie“ und Wohnungen für Mitarbeiter: Die Familie Scheitz hat für ihr Orgelbauerhaus und die noch unbebaute Fläche am Pähler Hart in Erling viel vor. Der Bauausschuss befürwortete am Dienstag, ein entsprechendes Bebauungsplan-Änderungsverfahren anzuschieben.
Andechs – Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ursprünglich als landwirtschaftlicher Hof erbaut, wurde das mittlerweile denkmalgeschützte Haus an der Herrschinger Straße 21 in Erling ab 1850 vom Orgelbauer Georg Beer als Werkstatt genutzt. Bekannt ist es im Klosterdorf deshalb auch als Orgelbauerhaus. Das Haus und die unbebaute Fläche hatte schon der Seniorchef der Molkerei, Georg Scheitz, gekauft. Seitdem befinden sie sich im Eigentum der Familie. Bereits 2022 hatte der Bauausschuss des Andechser Gemeinderates den Umbau des leerstehenden Gebäudes zu Büroräumen und Gastronomie genehmigt. Im Zuge der nun laufenden Arbeiten dazu äußerte der Denkmalschutz jedoch Bedenken, denn gemäß dem seit 2017 gültigen Bebauungsplans könnte die Sicht auf das ortsbildprägende Gebäude verbaut werden. Der Bauausschuss stimmte in seiner Sitzung am Dienstag deshalb einem Änderungsvorschlag des Planungsbüros Terrabiota zu.
Die Fläche im Bebauungsplan, die der Familie Scheitz gehört, hätte auf dem aufsteigenden Gelände mit vier Gebäuden bebaut werden können. Ausgerechnet das Haus am höchsten Punkt würde am größten ausfallen und neun Meter hoch werden. „Ein Wahnsinn“, sagt Barbara Scheitz im Gespräch mit dem Starnberger Merkur. Statt dieses „Leuchtturms“ (Jan Günther vom Büro Terrabiota) sollen nun mehr Grün und Freiflächen entstehen. Günthers Planungsvorschlag sieht nur noch zwei Gebäude vor: ein von der Herrschinger Straße zurückgesetztes, sich in den Hang fügendes L-förmiges Mehrfamilienhaus mit 20 Wohneinheiten und ein kleineres Mehrfamilienhaus mit drei Wohneinheiten hinter dem denkmalgeschützten Orgelbauerhaus. Die Sicht auf das ortsbildprägende, historische Gebäude von Herrsching aus kommend bliebe damit frei.
Statt der im gültigen Bebauungsplan möglichen 13 Wohneinheiten würden 23 entstehen. Die Wohnungen wären zwischen 40 und 60 Quadratmeter groß. „Mehr brauchen wir nicht“, sagte Barbara Scheitz im Anschluss an die Sitzung. „Ich brauche Wohnraum für meine Mitarbeiter“, so die Molkereichefin. Kritisch nachgefragt wurde in der Sitzung, ob 41 Stellplätze in einer Tiefgarage ausreichen. Für die Geschäftsführerin keine Frage: „Es gibt Mobilitätskonzepte. Das ist die Zukunft.“ Auf dem Betriebsgelände der Molkerei gebe es aktuell schon drei Car-Sharing-Fahrzeuge. „Wenn ein Mitarbeiter ein Auto braucht, dann nimmt er es sich.“
Gelungen findet sie den Planungsvorschlag Günthers vor allem auch deshalb, weil der Blick auf das Orgelbauerhaus frei bleibt. Dort sind die Umbauarbeiten unter den strengen Blicken der Denkmalschützer in vollem Gange. Im Anschluss an die Sitzung traf sich Scheitz dort mit Günther, um ihm stolz den Baufortschritt zu zeigen.
Im hinteren Teil, wo einst die Orgel-Werkstatt war, sind Büroräume in der Entstehung. Die alten Türrahmen bleiben erhalten, neue Durchgänge kommen hinzu. Barbara Scheitz hat als Molkereichefin schon viel gebaut, das denkmalgeschützte Orgelbauerhaus sei aber auch für sie eine Herausforderung, sagt sie. Von außen bleibt es komplett unverändert, innen soll neben den Büroräumen aber auch eine „Andechser Natur Erlebnisgastronomie“ entstehen – mit Verkaufsraum für Andechser Produkte in der Tenne. Es ist ein großzügiger, hoher Raum, dessen Balkenkonstruktion wieder hergestellt wird. „Das wird den Charme ausmachen“, ist sich die Molkereichefin sicher.
Geplant ist auch eine Galerie, auf der sie sich eine Lounge vorstellt – und eine Orgel. „Hier gehört eine Orgel her“, sagt Scheitz. „In diesem Haus gab es schon immer Musik.“ Am liebsten wäre ihr eine Andechser Orgel der Firma Eisenschmid, was den Kreis auch schließen würde. Denn Ludwig Eisenschmid (1879-1959) erlernte das Orgelbauerhandwerk bei seinem Onkel Georg Beer.
Eine weitere Gewerbeeinheit konnte sich Planer Jan Günther auch gut in dem von ihm vorgeschlagenen L-förmigen Haus vorstellen. Dadurch, dass im Hang gebaut werde, würde das mit zwei Vollgeschossen geplante Haus nach Osten hin dreigeschossig wirken. Auf Höhe der Tiefgarage, die von der Herrschinger Straße aus erschlossen werden soll, wäre damit Platz dafür – was die geplante Gastronomie mit Verkaufsraum gut ergänzen würde. Ob Platz genug für zusätzlich erforderliche Stellpätze ist, wird sich im Änderungsverfahren erweisen.
Der Andechser Bauausschuss nahm den Änderungsvorschlag jedenfalls wohlwollend zur Kenntnis und beauftragte das Büro Terrabiota mit der Entwurfsplanung für diese notwendige Bebauungsplanänderung. Im Zuge dessen wird vermutlich auch noch ein Einwand von Gemeinderat Martin Strobl (CSU) zum Tragen kommen, der anmerkte, dass die festgesetzte Aufstellfläche zur Tiefgarage nicht ausreichen könnte und der Gemeinderat darauf achten sollte, mit gleichem Maß zu messen wie bei Anderen, bei denen Anträge deshalb nicht durchgewunken wurden.