„Diesen Fehler können wir uns nicht erlauben“: Polizei erklärt Vorgehen bei Obduktion im Fall Arian
Ist es Arian? Seit dem Leichenfund im Landkreis Stade schwebt diese Frage über allen. Die Polizei verzichtet allerdings auf einen DNA-Schnelltest.
Bremervörde – Ein Bauer entdeckt eine Kinderleiche am Rande eines Waldes. Genau dort, wo zuvor die intensive Suche nach dem vermissten Arian stattfand – mit zeitweise bis zu 1200 Beteiligten. Die Ergebnisse der Autopsie stehen noch aus und werden für Donnerstag (27. Juni) erwartet. Sicher ist bereits: An der Kinderleiche fanden sich keine Spuren für Fremdverschulden. Noch ist hingegen nicht mit letzter Sicherheit geklärt, ob es sich wirklich um Arian handelt.
Vermisster Arian wohl tot aufgefunden: Polizei sieht aktuell keine Hinweise auf Straftat
Die Polizei ging schon zuvor nicht von einem Verbrechen oder einer Straftat aus. Es gibt keine Hinweise darauf, Fußabdrücke und ein Video vom Tag von Arians Verschwinden deuten darauf hin, dass der autistische Junge alleine und selbstständig in den Wald ging.

Experte „irritiert, dass Identifikation so lange dauert“ – Polizei will sich keine Fehler erlauben
Der Vermisstenexperte Peter Jamin zeigte sich bei Focus-Online „irritiert, dass die Identifikation so lange dauert“. Bei der Suche habe die Polizei mit Sicherheit bereits DNA von Arian gesichert. Zwei Tage nach dem Leichenfund dürften Ergebnisse aus seiner Sicht vorliegen.
„Ein DNA-Profil zu erstellen, dauert, wenn es schnell gehen muss, ungefähr acht Stunden“, erklärte eine Molekularbiologin des bayerischen Landeskriminalamts dem BR in einem anderen Fall.
Bei der Identifikation will die Rechtsmedizin nichts überstürzen, verzichtet auf einen DNA-Schnelltest. Eine Obduktion soll die Frage zweifelsfrei klären – ohne Wasserstandsmeldungen. „Warum sollte man einen Schnelltest durchführen, wenn dann ein Fehler unterläuft? Diesen Fehler können wir uns nicht erlauben“, sagte Polizeisprecher Marvin Teschke der Bild. Wann ein gesichertes Ergebnis kommen könnte, kann auch er nur schätzen. „Ende dieser Woche erwarten wir Ergebnisse. Wir haben überhaupt keinen Einblick bei der Polizei, wie jetzt die Abläufe im rechtsmedizinischen Institut sind.“
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Kinderleiche im Suchgebiet erst nicht entdeckt: „Vielleicht war Arian zum Zeitpunkt der Suche gar nicht dort“
Unabhängig davon, ob es sich um Arian handelt, bleibt eine Frage offen: Warum wurde die Kinderleiche in dem Suchgebiet nicht früher entdeckt?
Zwei Monate lang wurde vergeblich nach Arian gesucht, was viel Raum für Spekulationen lässt. Selbst die Polizei wirkte nach dem Fund der Leiche schockiert. „Wir haben so oft dort gesucht. Wir können niemandem einen Vorwurf machen“, sagte Sprecherin Sara Mehnen. Sie stellte eine weitere Theorie auf: „Vielleicht war Arian zum Zeitpunkt der Suche gar nicht dort.“ Bei IPPEN.MEDIA skizzierte der ehemalige Profiler Axel Petermann drei ähnliche Thesen.
Erfolglose Suche nach Arian aus Bremervörde: Obduktion soll offene Fragen klären
Für Jamin ist ein solches Szenario ebenfalls denkbar. Möglicherweise irrte Arian mehrere Tage lang durch den Wald, was die Suche mit Personenspürhunden grundsätzlich erschwert hätte. Trotz der langen, erfolglosen Suche sind Vorwürfe gegen die vielen, teilweise freiwilligen, Helferinnen und Helfer ausgeschlossen. Das Ergebnis der Autopsie sollte endlich Klarheit bringen, auch für Arians Eltern. (moe)
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