„Preisexplosion“ bei Feuerwehrfahrzeugen: Ein Reformantrag als Heilsbringer?

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„Nicht von der Stange“ sind die Spezialfahrzeuge der Feuerwehr. Um die Kommunen zu entlasten, sollen sie künftig auch zentral beschafft werden können. © Feuerwehr Peissenberg

Für die Kommunen ist der Kauf von Feuerwehrfahrzeugen mit erheblichem Kosten- und Verwaltungsaufwand verbunden. Nun wurde einem Reformantrag grünes Licht erteilt, der die zentrale Beschaffung standardisierter Fahrzeuge ermöglichen soll. Die Reaktionen fallen zwiegespalten aus.

Über 50 Feuerwehren stehen im Landkreis auf Abruf bereit, wenn es in der Nachbarschaft brennt, auf der Bundesstraße kracht oder der geflutete Keller der Großmutter ausgepumpt werden muss. Spezifische Aufgabenfelder, die Erfahrung und Teamgeist voraussetzen und nach hoch technisierten Einsatzfahrzeugen verlangen – für die Gemeinden ein kostspieliger Spaß.

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Bislang sind die Kommunen für die Anschaffung der Fahrzeuge verantwortlich. Ein erheblicher Kosten- und Verwaltungsakt, findet die CSU-Landtagsfraktion. In München wurde deshalb ein Konzept erarbeitet, das den bayerischen Feuerwehren einen zentralen Beschaffungsweg als Alternativlösung ermöglichen soll. „Es ist unsere Aufgabe, sie bestmöglich auszustatten – und das zu fairen und wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen“, erklärt Thorsten Schwab (CSU), Mitinitiator des Antrags, in einer Pressemitteilung. Der feuerwehrpolitische Sprecher der CSU-Fraktion, Norbert Dünkel, ergänzt, dass im Falle einer Reform der Preis für ein Löschfahrzeug um bis zu 150 000 Euro gesenkt werden könnte. Das Konzept soll nun anhand eines standardisierten Fahrzeugtyps getestet werden.

Ich bin zuversichtlich. Lasst es uns probieren!

„Ich bin zuversichtlich und sage: Lasst es uns probieren!“, zeigt sich Kreisbrandrat Rüdiger Sobotta optimistisch. Sonderlich neu erscheint ihm die Idee übrigens nicht. Er erinnert aber: Feuerwehrfahrzeuge sind „Spezialfahrzeuge“ – und die kommen „nicht von der Stange“. Freilich gebe es mancherorts individuelle Wünsche, wie das gemeindliche Feuerwehrfahrzeug ausgestattet sein soll. Sobotta ist jedoch der Meinung, dass es bei den meisten Dorf-Feuerwehren ohnehin nicht auf jede extravagante Sonderbestückung ankommt.

Feuerwehren benötigen „Spezialfahrzeuge“

Von dem Konzept erhofft sich der Kreisbrandrat unter anderem die Rückkehr zu einem „erträglichen Preisniveau“. Vor 20 bis 30 Jahren habe ein gängiges Löschfahrzeug noch etwa 300 000 Euro gekostet. Zuletzt sei es aber zu einer wahren „Preisexplosion“ gekommen. Anschaffungskosten von 500 000 Euro und mehr seien heute vielmehr Regel als Ausnahme. Das bestätigt auch Philipp Reichhart, Kommandant der Feuerwehr in Peißenberg. Ihr neues Tanklöschfahrzeug (TLF) hat sich die Gemeinde im vergangenen Jahr knapp 500 000 Euro kosten lassen. Dass man nun die Chance verpasst haben könnte, zeitnah ein standardisiertes Fahrzeug zu einem wohl deutlich günstigeren Preis zu ergattern, darüber ärgert sich der Kommandant aber nicht. „Das neue TLF ist schon sehr auf uns und die künftigen Bedürfnisse zugeschnitten“ und folglich alles andere als ein Standardmodell, sagt er.

Reformantrag als „Schritt in die richtige Richtung“

Reichhart ist sicher: Im Grunde schreibe jede Wehr die Fahrzeuge entsprechend ihrer individuellen Ansprüche und Wünsche aus. Bei kompakteren Einsatzwagen oder kleinen Feuerwehren sei der Griff zum standardisierten Fahrzeug aber gewiss eine Überlegung wert. In Summe also „ein Schritt in die richtige Richtung“, meint der Peißenberger.

An den Vorstellungen der Feuerwehren habe sich in der Vergangenheit nicht sonderlich viel geändert, erzählt Rüdiger Sobotta und blickt auf seine Zeit als Kommandant der Penzberger Feuerwehr zurück: „25 Jahre halten“ muss ein Fahrzeug, gleichzeitig soll es aber auch zeitgemäß eingerichtet sein. Weil die Ausschreibung mittlerweile aber so kompliziert ist, „kauft man dafür eben einen Spezialisten ein“, sagt Sobotta. Externe Büros, die den Gemeinden die zeitintensive Arbeit abnehmen, kosten allerdings viel Geld. Und genau diese Last könnte man sich durch die zentrale Beschaffung von standardisierten Fahrzeugen ersparen. Die „sehr aufwändige Ausschreibungsthematik“ stört auch Philipp Reichhart. Am liebsten wäre es ihm, bei künftigen Reformplänen die Bürokratie ins Auge zu fassen.

„Preisexplosion“ bei Einsatzfahrzeugen

Als Kreisbrandrat hat Rüdiger Sobotta die Zahlen im Landkreis natürlich im Kopf: In den Garagen der 57 Feuerwehren stehen etwa 250 Einsatzfahrzeuge für den Ernstfall bereit. Dass sich eine der Gemeinde nach einem neuen Fahrzeug umsieht, sei etwa zwei- bis dreimal im Jahr der Fall. Derzeit wisse er aber von keiner Kommune, die ihren Fuhrpark erweitern möchte.

Zur zentralen Beschaffung gezwungen wird im Übrigen niemand. Wie es in dem Reformantrag heißt, soll das bisherige Verfahren zum Kauf von Einsatzfahrzeugen nämlich als Option erhalten bleiben.

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