Seit mehr als 30 Jahren besteht die Rumänienhilfe Denklingen/Altenstadt. Zahlreiche Spenden gingen auch heuer nach Caransebes.
Dienhausen – Eine Herkulesaufgabe ist die Rumänienhilfe für alle Helfer. Besonders trifft dies auf Matthäus Unsin aus Dienhausen zu, der Motor war für 38 Hilfseinsätze seit Anfang der neunziger Jahre. Zusammen mit Beppo Miller aus Altenstadt, Mike Kögel aus Schwabsoien und Hermann Hartmann aus Bernbeuren war er heuer wieder vor Ort in Caransebes und im Kinderheim Zagujeni.
lm Mai und im Dezember gingen zwei Transporte mit Sachspenden nach Rumänien. Darunter Feuerwehrhelme, Lampen am Helm, mehr als 1000 Einmalkittel. Hinzu kommen Matratzen, Werkzeug, ein Holzofen, Rollstühle und Toilettenstühle. Zuletzt sind über 300 Weihnachtspäckchen – von der Grundschule Schwabsoien, der Realschule Penzberg, dem Pfarrgemeinderat Schwabsoien und Schwabbruck sowie von zahlreichen privaten Spendern aus nah und fern – verladen worden. Bestimmt sind sie für die Kinder aus ärmsten Verhältnissen der Suppenküche, des Kindergartens, aber auch innerhalb der Pfarrei sowie zum dritten Mal für die 30 Bezieher von „Essen auf Rädern“.
„Die Armut ist in vielen Vierteln genauso ausgeprägt wie vor 25 Jahren“
„Die Armut ist in vielen Vierteln genauso ausgeprägt wie vor 25 Jahren“, fasst Unsin seine Eindrücke vom letzten Besuch in Caransebes zusammen. Die rumänische Kleinstadt ist etwas größer als Schongau und hat knapp 20 000 Einwohner. Anlaufstelle für die Rumänienhilfe ist immer die Caritas in Caransebes, wo der langjährige Direktor Ludovic Mleziwa, den sie Ludwig nennen, der Ansprechpartner ist.
Innerhalb der vergangenen zwölf Monate sind 22 000 Euro an Spenden für die Rumänienhilfe eingegangen. Der größte Betrag (9400 Euro) wurde für die Suppenküche im Schuljahr 2022/2023 verwendet. Beachtlich ist auch die Lebensmittelspende über 4500 Euro an die Caritas, weil deren eigene Einnahmen sinken, wie Beppo Miller schildert. 3000 Euro waren für Essenspakete beim Essen auf Rädern bestimmt.
Vortrag über Rumänien an Schulen gehalten
Im Vorfeld der Päckchenaktion hatten die Helfer an den beteiligten Schulen in einem kurzen Vortrag, ergänzt mit fünfminütigem Film und Fotos, über die Lebenssituation der armen Bevölkerung informiert. Wer z.B. in einem Verein ebenfalls Interesse daran hat, kann sich an Beppo Miller wenden, unter der Telefonnummer 08861/20220.
Am ersten Tag fuhren die vier aus dem Schongauer Land mit Caritasdirektor Mleziwa zur 40 Kilometer entfernten Ortschaft Garana. Dort lebt Marga in einfachen Verhältnissen. Die Frau hatte mit 25 Jahren, kurz nach der Geburt ihres Sohnes, MS bekommen. Wegen schlechter medizinischer Versorgung wurde diese Krankheit lange Zeit nicht erkannt; deren Spätfolgen hat sie nun auszuhalten.
lhr Sohn ist vor Jahren aus Deutschland zurückgekommen, um sich um sie kümmern zu können. Er trägt sie morgens auf die Couch, kommt mittags kurz von der Arbeit heim, um nach ihr zu schauen. Die 60-Jährige wünschte sich neue Hausschuhe. Die Besucher aus Bayern übergaben ihr Geld dafür – und einen Zuschuss für Brennholz im Winter.
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Kinderheim und Schule in Rumänien besucht
Eine weitere Station war das ehemalige Kinderheim in Zagujeni. Sechs Mütter mit 22 Kindern werden dort von 22 Teilzeitbeschäftigten betreut. Unsin war in seinem Element. Einige der kleinen Kinder hob er wie früher mit einer Hand hoch (eben wie ein Herkules; von daher kommt sein Spitzname), und das Kreischen der Kinder war ihm gewiss. Nur die 14-jährige Mariana saß schüchtern am Ende des Tisches. Erschüttert waren die Gäste, als sie erfuhren, dass die Jugendliche kurz vor der Geburt ihres Kindes war. Die Eltern hatten sie ins Heim abgeschoben, denn sie wollten sich nicht auch noch um ein Enkelkind kümmern.
„Tags darauf besuchten wir die Schule in Caransebes“, schildert Beppo Miller. Dorthin wurde im Herbst 2022 ein ganzer Transporter voll mit ausgemusterten Schulmöbeln aus dem Landkreis Landsberg gebracht. Direktorin Gabriela Pfeiffer bedankte sich für die großzügige Spende. Eine Schulklasse sang zum Dank ein rumänisches Lied.
Anschließend kam es zu einer Unterredung bei Bürgermeister Felix Borcean. Die Männer der Rumänienhilfe interessierte vor allem die aktuelle Verschlechterung der Lebensqualität der armen Bevölkerung. Die Folgen von Corona und der Krieg im Nachbarland Ukraine sind mitverantwortlich, meinte er.
Zufällig bot sich beim Gespräch die Gelegenheit, auch mit Klinikdirektor Adrain Dumbrava zu sprechen. Er war einige Jahre in Bremen tätig, und konnte die Lage in beiden Ländern bestens miteinander vergleichen. Während in Deutschland Kliniken schließen müssen, wolle man in Rumänien eine flächendeckende Versorgung aufbauen. Doch zehn Prozent der Rumänen sind derzeit infolge von Armut ohne Krankenversicherung. Bei einer Behandlung bekommt die Klinik nur eine geringe Aufwandsentschädigung.