Milliarden-Defizit bei der Rentenkasse: In Deutschland sind die Renten zu hoch
Laut der Bundesregierung übersteigen die Rentenausgaben 2024 deutlich die Einnahmen – das Defizit geht in die Milliarden. Und auch für 2025 bleiben die Aussichten angespannt.
Berlin – Die Rente spielt im aktuellen Bundestagswahlkampf nur punktuell eine Rolle – dabei sind die Zahlen dramatisch, wie aus einer Großen Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hervorgeht. Die Bundesregierung teilte mit, dass sie für das Jahresende von einem Defizit bei der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) von insgesamt knapp sieben Milliarden Euro ausgehen. Laut Berechnungen von Finanzexperten der Rentenversicherung, des Bundessozialministeriums (BMAS) und des Bundesamts für Soziale Sicherung (BSS) verzeichnete die Rentenkasse im Jahr 2024 erstmals wieder einen Verlust von zwei Milliarden Euro.
Demografie und höhere Renten – Minus in der gesetzlichen Rentenversicherung steigt auf sieben Milliarden
Damit wurde vorerst ein positiver Trend durchbrochen, nachdem die Kasse 2021 mit 2,1 Milliarden Euro und 2022 mit 3,4 Milliarden jeweils zwei Überschuss-Jahre aufgewiesen hatte. Das letzte Minus datiert aus dem Jahr 2020, als sich das Defizit 3,9 Milliarden Euro belief. Für den Rückgang im zurückliegenden Jahr machen die Experten verschiedene Faktoren verantwortlich:
- Die demografische Entwicklung: 2024 ging der erste Jahrgang der Babyboomer-Generation (Jahrgänge 1955 bis 1969) in Rente. Bis 2036 sollen insgesamt 19,5 Millionen Beschäftigte dieser Generation folgen – eine Lücke, die mit der nachfolgenden Generation nicht zu schließen sein wird. Mehr Rentner führen zu steigenden Ausgaben für die Rentenversicherung.
- Höhere Renten 2024: Die Renten sind im Jahr 2024 um 4,57 Prozent gestiegen: Eine Rente von 1.000 Euro stieg dadurch auf 1.045,70 Euro. Die Anpassung erfolgt jährlich im Juli und orientiert sich an den Lohnsteigerungen der Beschäftigten im Vorjahr. Höhere Löhne 2023 bedeuten für 2024 höhere Rentenbezüge. Für 2025 prognostizieren Experten einen Anstieg von 3,5 Prozent.
- Renten-Plus 2025: Renten-Plus 2025: Zum 1. Juli 2025 wird ebenfalls eine Erhöhung der Renten erwartet – was das strukturelle Defizit in der gesetzlichen Rentenversicherung weiter verstärken könnte. Experten rechnen mit 3,5 Prozent.

Insgesamt wachsen die Ausgaben der Rentenkassen laut der Bundesregierung um 5,7 Prozent. Auf der Gegenseite steigen die Einnahmen nur um 4,5 Prozent.
OECD rechnet mit höheren Rentenausgaben – Bundesregierung verweist auf Berechnungs-Unterschiede
Hinzu kommt die schwache wirtschaftliche Entwicklung, sodass die Rentenausgaben auch im Verhältnis zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen. Der Bund erwartet hingegen einen Anstieg des Rentenausgabenanteils über die 10-Prozent-Marke (10,3 Prozent), ähnlich wie in den Jahren 2020 und 2021, als die schwache Konjunktur infolge der COVID-19-Pandemie diesen Wert beeinflusste. Auch bedingt durch die vergangenen zwei Rezessionsjahre erwartet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für 2025 einen Anstieg auf 10,9 Prozent.
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Die Bundesregierung ordnet die Zahlen der OECD dagegen zurückhaltender ein: Sie verweist darauf, dass sie nicht direkt mit den Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung vergleichbar seien, da sie auch die Beamtenversorgung enthalten. Das Argument: Das Argument: Die Beamtenversorgung wird nicht über die GRV finanziert, sondern direkt aus dem Staatshaushalt gedeckt. Der Ageing Report der EU-Kommission von 2024 erwartet langfristig ohnehin einen geringeren Anstieg dieses Indikators als noch im Jahr 2021: Damals prognostizierten die Behörden, dass Deutschland bis 2070 einen Zuwachs von 12,4 Prozent des BIP – 2024 korrigierte die EU den Wert auf 11,4 Prozent.