Geheimnisvolle Weltmeere: Forscher beschreiben elf Neuentdeckungen aus der Tiefsee

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Schätzungen zufolge sind aktuell gerade einmal fünf Prozent der Tiefsee erforscht. Welche erstaunlichen Funde manche Expeditionen zutage fördern, zeigt dieses Beispiel.

Während die Erforschung des Weltalls immer weiter voranschreitet, gehören die Weltmeere ab 200 Metern Tiefe noch immer zu den größten Geheimnissen unseres Planeten. Nur rund fünf Prozent davon sind Schätzungen zufolge bisher erforscht worden. Auch etwa 90 Prozent der Tierarten aus der Tiefsee seien noch nicht beschrieben, teilte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in einer Meldung aus dem Jahr 2021 mit und bezog sich dabei auf eine Aussage von Dr. Saskia Brix von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Doch Jahr für Jahr werden neue Tierarten entdeckt und spezielle Funde mit der Bevölkerung geteilt. So wie in diesem Fall: Bei ihren Untersuchungen konnten Forschende jetzt elf Neuentdeckungen verbuchen.

Meerestiere sterben aus, bevor wir sie entdecken und benennen können.

Pinke Seegurke & Co.: elf Neuentdeckungen in der Tiefsee

Sonne bricht sich unter der Meeresoberfläche
Die Tiefsee gehört nach wie vor zu den großen Geheimnissen unseres Planeten. (Symbolbild) © Panthermedia/Imago

In einer Pressemeldung vom 06. August teilt die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ihren Erfolg mit und berichtet unter dem treffenden Titel „Ocean’s Eleven“, einer Anspielung auf den erfolgreichen Hollywood-Spielfilm, von den elf neu entdeckten Tiefsee-Arten. Die Funde werden zudem in der Fachpublikation Ocean Species Discoveries (OSD) ausführlich beschrieben. Dazu gehören unter anderem folgende neue Tierarten aus allen Weltmeeren, die in Tiefen zwischen rund fünf bis 7.081 Metern zu finden sind:

  • Eine pinke Seegurke (Psychropotes buglossa) aus dem Atlantik, die 1886 erstmals beschrieben, 1975 mit anderen Arten zusammengefasst und nun nach neuen DNA-Analysen als eigene Art erkannt wurde.
  • Eine Napfschnecke namens Lepetodrilus marianae, die „in Hydrothermalquellen in der Tiefsee“ lebt, „wo es bis zu 400 Grad Celsius heiß werden kann“.
  • Ein Krebstier, das auf den Namen Cunicolomaera grata (bedeutet so viel wie „Lieblingshöhle“) hört und zunächst nur durch geheimnisvolle Löcher im Meeresboden aufgefallen war.

Laut der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung beschleunigt das Gemeinschaftsprojekt von 25 Forschenden aus zehn Ländern „die Beschreibung von marinen Arten und hilft, zu ihrem Schutzstatus beizutragen.“ Zu den vielfältigen Bedrohungen der Weltmeere und ihrer Bewohner gehöre nicht nur der globale Klimawandel und Verschmutzung, sondern auch Berge an Plastikmüll und das Problem der Überfischung. Auch der Tiefseebergbau wird als eine große Bedrohung, speziell für einige der neu beschriebenen Arten, aufgeführt. „Das Überleben dieser Wirbellosen hängt davon ab, ob wir es rechtzeitig schaffen, sie zu entdecken und zu benennen. Denn nur so können wir auch ihren Gefährdungsstatus auf der Roten Liste der IUCN erfassen, um Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen zu können“, so die Senckenberg-Meeresforscherin Prof. Dr. Julia Sigwart.

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„Die meisten der schätzungsweise zwei Millionen marinen Arten sind uns zwar noch unbekannt, dennoch fallen auch sie dem Biodiversitätsverlust zum Opfer. Kurz gesagt: Meerestiere sterben aus, bevor wir sie entdecken und benennen können“, erklärt Dr. Torben Riehl, Co-Leiter von SOSA (Senckenberg Ocean Species Alliance) am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt. Überproportional vom Aussterben betroffen seien wirbellose Organismen. „Ein Problem stellt hier auch die Geschwindigkeit dar, mit der neue Arten durchschnittlich taxonomisch beschrieben werden. Die derzeitige Wissenschafts- und Publikationslandschaft führt oft zu jahrzehntelangen Verzögerungen – zwischen der Entdeckung einer neuen Art und ihrer Beschreibung können 20 bis 40 Jahre vergehen“, so Riehl weiter.

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