Über Nacht tausende Euro verloren: Verunsicherte Sparer bei Sparkasse und Volksbank
Viele Kleinanleger haben wegen Donald Trump über Nacht tausende Euro verloren. Die Zahl der Anfragen verunsicherter Sparer steigt. Was sie jetzt wissen wollen.
Lüdenscheid - Die Zollpolitik von Donald Trump kostet Privatanleger ein Vermögen. Der Absturz an den Börsen – im Schnitt um rund 15 Prozent, Einzelaktien teils noch mehr – reißt ein tiefes Loch ins Depot und damit bei einigen auch in Zukunftspläne und Altersvorsorge. Seit der US-Präsident in der vergangenen Woche nahezu jeden Welthandel mit hohen Zöllen belegte, waren selbst für Kleinanleger Verluste von mehreren tausend Euro eher die Regel als die Ausnahme.
Entsprechend hoch war in den zurückliegenden Tagen nach eigenen Angaben das Anfrageaufkommen bei den heimischen Geld-Instituten, der Sparkasse an Volme und Ruhr und der Volksbank in Südwestfalen. Panik mache sich noch nicht breit, wohl aber Verunsicherung, heißt es übereinstimmend. Über allem stehe die Frage, was die Börsentalfahrt fürs eigene Geld bedeutet. Soll man Bestände verkaufen oder den Sparplan stoppen oder anpassen?
„Diejenigen, die am schlechtesten beraten sind, verkaufen jetzt“, sagt Thorsten Klein, Bereichsleiter Private Banking bei der Volksbank in Südwestfalen, und lenkt den Blick auf die Ursache des Absturzes, der sich von den vorherigen Krisen deutlich unterscheidet. Zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 rauschten die Börsen zeitweise um bis zu 30 Prozent in den Keller, auch beim Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine waren die weltweiten Verwerfungen im Aktienmarkt noch größer.
Statt strukturell bedingt ist der neuerliche Absturz ein politisch intendierter. „Die aktuellen Bewegungen sind eher politischer Natur. Da gilt eine Börsenweisheit: Politische Börsen haben kurze Beine – Erholungen können sich durchaus schneller einstellen als bei tatsächlichen strukturellen Krisen“, sagt Volker Schnippering, Sprecher der Sparkasse an Volme und Ruhr.
Bankmanager Klein pflichtet ihm bei: „Wir haben keinen Tsunami, kein Beben. Was wir sehen, ist eine Kapitalmarktreaktion auf die Bekanntgabe weitreichender Zölle durch die USA.“ Der Bereichsleiter spricht von „politischer Willkür“ und einer „Zollapokalypse“, bei der man abwarten müsse, wie nachhaltig diese ist. „Fakt ist: Das Chaos an der Zollschranke ist, Stand jetzt, noch nicht beendet, aber es besteht die Hoffnung, dass der US-Präsident durch seine wohlhabenden Unterstützer zum Einlenken bewegt wird“, so Thorsten Klein.

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Nach Zahl der Anfragen verunsicherter Sparer steigt
Mit anderen Worten: Eine schnelle Erholung ist möglich, aber auch eine längere Durststrecke. Krisenzeiten sind aber immer auch ein Anlass, das eigene Portfolio für den Vermögensaufbau, die eigene Risikoneigung, die Risikostreuung und den Anlagehorizont kritisch zu überprüfen. Unmittelbar vom Börsencrash betroffen sind derzeit Aktien und aktienbasierte Fonds und ETFs, die bestimmte Indizes nachbilden. Je höher der Aktienanteil im Depot, desto stärker bekommen die Anleger den Trumpschen Handelskrieg zu spüren.
„Passend zur Osterzeit gilt eine weitere Börsenweisheit: Nicht alle Eier in einen Korb legen“, betont Volker Schnippering. Das gilt bei den Anlageformen für den Vermögensaufbau, aber auch bei der Verteilung von Aktien, Fonds und ETFs auf verschiedene Länder oder Branchen. „Eine Lehre aus der jüngsten Entwicklung kann sein: Raus aus der Technik, rein in zyklische Werte“, sagt Thorsten Klein. Zyklische Werte sind beispielsweise Wertpapiere von Infrastrukturunternehmen, die angesichts des angekündigten Sondervermögens in Deutschland mit mehr Umsätzen und Gewinnen rechnen.
Grundsätzlich sei es richtig, sein Geld international anzulegen. Die Dominanz der US-amerikanischen Unternehmen habe in der Vergangenheit jedoch dazu geführt, dass zum Beispiel der populäre ETF MSCI World inzwischen mehr als 70 Prozent der Aktien von US-Unternehmen beinhaltet. Eine Umschichtung auf Wertpapiere europäischer Unternehmen könne sinnvoll sein, sie hätten schon in den vergangenen Monaten stärker abgeschnitten als US-Firmen und auch in der aktuellen Krise seien die Verluste geringer, erklärt Klein und zitiert einen derzeit häufig genutzten Börsenspruch: „Aus MAGA – Make America Great Again – wird MEGA - Make Europe Great Again“.
„Chaos an der Zollschranke ist noch nicht beendet“
Unabhängig von den Vorhaben der Kunden raten Klein wie auch Sparkassen-Mann Schnippering vor einem Eingriff ins Depot unbedingt dazu, fachlichen Rat einzuholen. Denn dabei gibt es viel zu beachten. Wer beispielsweise bei einem Verkauf Gewinne realisiert, um sein Depot umzuschichten, muss oberhalb eines Freibetrags Kapitalertragssteuer nebst Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer zahlen. Langfristig kann sich eine Umschichtung dennoch auszahlen, um ein Portfolio insgesamt robuster aufzustellen.

„Grundsätzlich sind Aktieninvestitionen, egal, ob als einzelne Aktien, Fonds oder ETFs, langfristig orientierte Kapitalanlagen. Da sollte jetzt Ruhe bewahrt und die Marktschwankungen ausgehalten werden“, betont Schnippering. Auch Klein rät dazu, nicht nur die Risiken zu sehen. Man könne die Gunst der Stunde nutzen, um nun Aktien deutlich günstiger nachzukaufen als noch vor einigen Wochen.
Das Chaos an der Zollschranke ist noch nicht beendet, aber es besteht die Hoffnung, dass der US-Präsident durch seine wohlhabenden Unterstützer zum Einlenken bewegt wird.
Wer regelmäßig für die Altersvorsorge spart oder in Fonds-Sparpläne investiert, bekommt, wie Sparkassen-Sprecher Volker Schnippering erläutert, bei gesunkenen Kursen für die Regelsparrate mehr Anteile. Steigt der Kurs wieder, ist der Erholungseffekt fürs Depot umso größer. Die Sparrate einzustellen oder anzupassen, wäre demnach langfristig betrachtet keine gute Idee.
Wer sein Konto nutzt, stimmt Preiserhöhungen zu. So will die Sparkasse die Zustimmung ihrer Kunden einholen. Die „Drehkreuz-Masche“ ruft die Verbraucherzentrale auf den Plan.