Zehn Jahre nach dem Rücktritt: Was von Limburgs Bischof Tebartz-van Elst blieb

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Schönes Fachwerk, schicke Kapelle: der Bischofssitz in Limburg. Architektonisch spannend, finanziell eine Katastrophe. © michael schick photo

Das Bistum Limburg geht nach dem Skandal um den teuren Bischofssitz heute transparent mit seinen Finanzen um. Die berühmte Badewanne in Tebartz-van Elsts Wohnung ist eingemottet.

Limburg – Vor ziemlich genau zehn Jahren, am 26. März 2014, ist der damalige Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst aus seinem Amt, das er seit 2007 innehatte, ausgeschieden. Der Papst hatte Tebartz’ Rücktrittsgesuch angenommen. Unter dessen Ägide erlebte das Bistum einen Finanzskandal, der bis heute nachwirkt.

Gerade hat das Bistum Limburg seinen Finanzbericht für 2022 veröffentlicht. Darin werden detailliert die Einnahmen und Ausgaben aufgelistet, werden Kosten für Bauprojekte oder andere Investitionen genannt. Dass dem inzwischen so ist, geht auf die Krise zurück, in die der damalige Bischof Tebartz-van Elst die Diözese gestürzt hatte.

Bischof Tebartz-van Elst: 31 Millionen Euro für Amtssitz mit Kapelle und Co.

Der Bischof ließ gegenüber dem Limburger Dom einen Amtssitz errichten, der schließlich rund 31 Millionen Euro gekostet hat. Eigentlich waren dafür einmal fünf Millionen veranschlagt, doch zahlreiche Sonderwünsche des Bischofs wie ein nachträglich eingebauter frei hängender Adventskranz in der Hauskapelle oder schusssichere Fenster in Arbeitsräumen ließen die Kosten explodieren.

An die Öffentlichkeit gelangten die Fakten über den „Protzbau“ erst nach und nach, weil Tebartz vieles im Alleingang entschied und Mitarbeitende zum Schweigen verpflichtet worden waren – auch über die überaus luxuriöse Privatwohnung, zu der ein teurer Koikarpfenteich, ein begehbarer Kleiderschrank und eine schlagzeilenträchtige, frei stehende Badewanne gehörten.

Das Geld der Kirche

Der Haushalt 2024 des Bistums Limburg verzeichnet Ausgaben von 343 Millionen Euro und Einnahmen von 309 Millionen. Das Defizit beträgt 34 Millionen Euro und soll aus Rücklagen ausgeglichen werden.

Die Kirchensteuer macht knapp drei Viertel der Einnahmen aus.

Der Finanzbericht 2022 ist unter bistumlimburg.de zu finden. pgh

Nicht allein der finanzielle Schaden war immens, auch der Glaubwürdigkeitsverlust traf das Bistum hart. Das lag nicht am Bischofssitz allein. Auch der autoritäre Führungsstil und der Umgang mit der Wahrheit – Tebartz hatte einen Erste-Klasse-Flug nach Indien lange geleugnet – ließen viele Menschen von der Kirche abrücken und sorgten auch bei großen Teilen der Angestellten sowie der Geistlichkeit für nachhaltige Verärgerung.

Heute sieht sich das Bistum unter Tebartz’ Nachfolger Georg Bätzing zu „Transparenz und verantwortungsvollem Umgang mit seinen finanziellen Ressourcen“ verpflichtet. Das gilt sowohl für die regelmäßigen Finanzberichte als auch die Mitteilungen zu den neuen Haushaltsplänen.

Weniger Gläubige, weniger Kirchensteuer: Sinkende Einnahmen des Bistums Limburg

Wenn auch der Finanzskandal von 2014 weitgehend überwunden ist: Sinkende Kirchensteuereinnahmen aufgrund rückläufiger Mitgliederzahlen sowie steigende Personal- und Betriebskosten machen in dem gerade beschlossenen Etat für das Jahr 2024 eine sorgfältige Finanzplanung notwendig.

Die Investitionen in Tebartz’ Wohnung indes bleiben größtenteils herausgeworfenes Geld. Pläne, dort Flüchtlinge einzuquartieren, wurden nie umgesetzt. Bischof Bätzing wohnt weitaus bescheidener andernorts. Und so sind die Räume heute Teil des Dommuseums. Und das Bad dient nur noch als Abstellraum. (Peter Hanack)

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