224 Millionen Euro in Rücklage
„Es ist noch ziemlich viel da“, sagte Gräfelfings Kämmerin Tanja Dandl, als sie jetzt im Gemeinderat die Jahresrechnung für 2023 vorstellte – die reale Bilanz des Kommunalhaushalts, nicht nach Prognosen und Planungen, sondern nach realisierten Zahlen.
Gräfelfing – „Ziemlich viel“ – das sind im konservativ-zurückhaltenden Duktus einer Kämmerin in diesem Fall 224 Millionen Euro an Gespartem in der Rücklage. Allerdings: Anfang 2023 lag diese Summe bei 321 Millionen Euro, Anfang 2024 dann noch bei 258 Millionen Euro. Die hohen Entnahmen, die die Gemeinde für den Ausgleich des Haushalts, sprich: für die Deckung der Ausgaben im Verwaltungshaushalt benötigt, sollen in diesem Rhythmus nicht weitergehen, und sie gehen auch noch nicht an die Substanz. Doch sie beschreiben einen spektakulären Abschwung von einem „sehr, sehr viel“ zu „ziemlich viel“ – eine ungewohnte Situation für den Gräfelfinger Gemeinderat.
Die Konstellation, die dazu führt, ist eine selten ungünstige: Eine exorbitant hohe Kreisumlage von 97 Millionen Euro traf 2023 auf eine um 90 Millionen Euro gesunkene Gewerbesteuereinnahme – bei gleichzeitigen hoch zweistelligen Investitionen in große Hochbauprojekte wie den Bau der Dreifeldsporthalle mit Schwimmbad, die Sanierung von Rathaus und Bürgerhaus und den Bau des neuen Pflegeheims am Rudolf- und Maria-Gunst-Haus.
Das Positive ist neben der schier unerschöpflichen Rücklage gleichwohl der Lebensborn der Gräfelfinger Finanzen seit Jahrzehnten – die Gewerbesteuer. Die kippte zwar mit der Umstrukturierung eines Großzahlers nach unten weg, stabilisiert sich allerdings auf einem Niveau um die 70 Millionen Euro. 2023 waren es am Ende 69 Millionen Euro, und aktuell stehen die für 2024 erwarteten Einnahmen bereits bei 63 Millionen Euro, ehe das Jahr halb vergangen ist. „Immer noch eine solide Hausnummer“ – so beschreibt Kämmerin Dandl die Summen, die der Traum der meisten Kommunen in Deutschland wären. Die absolute Höhe eines Gesamthaushalts muss nicht viel aussagen, doch in diesem Fall vollzieht die Kurve den Werdegang der Gräfelfinger Finanzen in den letzten Jahren treffend nach: 2020 noch erreichte die Gemeinde mit 333 Millionen Euro den bisherigen Rekordhaushalt. 2023 lag er mit 207,3 Millionen am Ende gut 125 Millionen Euro darunter.