Leonhardifahrt in Pähl: Festwagen, Pferde und Lokalpolitik

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Die gestriegelten und geschmückten Rösser standen im Mittelpunkt der Pähler Leonhardifahrt. Hier der Festwagen der Fischener Blaskapelle. © Dieter Roettig

Am Sonntag lockte die traditionelle Leonhardifahrt zahlreiche Besucher nach Pähl. 28 Festwagen, geschmückte Rösser und Reiter zogen durch den Ort, begleitet von den Klängen der Blaskapelle.

Pähl – Segen für Rösser und Reiter in der Perle des Pfaffenwinkels: Bei schönstem Herbstwetter nahmen 28 Festwagen, Zwei- und Vierspänner sowie Reiter mit über 50 festlich herausgeputzten Rössern an der 36. Leonhardifahrt in Pähl teil.

Jetzt kann man nur hoffen, dass die alte Bauernregel für den Gedenktag des heiligen Leonhard am 6. November auch zutrifft, wenn man wie in Pähl die Festivität auf den 12. Oktober vorverlegt hat: „Wie‘s Wetter an Leonhardi is, bleibt‘s bis Weihnachten g‘wiß“. Demnach hätten wir die nächsten Wochen strahlendes Wetter zu erwarten, so wie am Sonntag in der „Perle des Pfaffenwinkels“.

Viele Hundert Schaulustige aus der ganzen Region säumten die Straßen, als die hufklappernde Prozession nach dem Feldgottesdienst an der Leonhardikapelle durch den Ort zog. Die gestriegelten und prachtvoll geschmückten Rösser mit Festgeschirr und teils kunstvoll geflochtenen Mähnen sowie die Kutscher und Reiter hatten zuvor von Kaplan Edwin Valiaparambil Gottes Segen erhalten.

Politische Abschiede und kulinarische Genüsse

Nach den Vorreitern des Leonhardivereins Pähl-Fischen und des Patenvereins Peißenberg-Ammerhöfe kamen die Ehrenkutschen mit der Geistlichkeit und der Lokalpolitik. Für drei gewohnte Gesichter war es die letzte Fahrt auf dem Landauer zumindest bei dieser Festivität. Denn Landrätin Andrea Jochner-Weiß, Pähls Bürgermeister Simon Sörgel und seine Stellvertreterin Ursula Herz treten bei den Kommunalwahlen am 8. März 2026 nicht mehr an. Drei Kandidaten für den Landratsamt- beziehungsweise Rathaus-Chefsessel, die im kommenden Jahr vom Landauer aus den Pählern zuwinken möchten, waren diesmal noch zu Fuß dabei: Bürgermeister-Aspirantin Teresa Grünbauer-Incir marschierte neben dem Wagen ihrer Blaskapelle Fischen mit. Konkurrent Christian Pfänder war unter den Zuschauern und anschließend im Pfarr- und Gemeindezentrum, wo er auf Dr. Johann Bertl traf, der Landrätin Jochner-Weiß nachfolgen will. 50 Kilogramm Leberkäs und die gleiche Menge an Dampf- und Weißwürsten, 120 Kilo Kesselfleisch, 80 Kilo Sauerkraut und 40 riesige Bauerbrote warteten auf den Ansturm der Teilnehmer und Besucher.

Ein Dutzend Wagen von Pähler und Fischener Vereinen nahmen an der Fahrt teil wie die Feuerwehren, Waldbauern, Schützen, Veteranen, Jagdpächter, der Bauernverband, die Bulldogfreunde, der Freundeskreis Ortsgeschichte und natürlich der veranstaltende Leonhardiverein, der erstmals sein neues Feldkreuz präsentierte. Das Hochschloß war ebenso dabei wie Kindergartengruppen, denen der Kindergarten- und Grundschulförderverein beim Schmücken des Wagens geholfen hat. Auch von auswärts waren Teilnehmer gekommen aus Hohenpeißenberg, Peißenberg, Murnau, Etting, Forst, Bauerbach, Steinebach, Moorenweiß, Eschenlohe, Untersöchering, Jesenwang, Tutzing, Berg, Hohenwart oder Breitbrunn.

Die Geschichte der Leonhardifahrt

Die Pähler Leonhardifahrt hat schließlich eine lange Tradition und geht bis 1947 zurück, als die Bauern zur im Jahr 1860 auf dem Off-Anger errichteten Leonhardisäule ritten und den schützenden Segen erbaten. 1948 baute Michael Off an ihrer Stelle die Leonhardikapelle. Ein Jahr später wurde der erste Leonhardiverein gegründet, der das Spektakel bis 1957 organisierte. Danach gab es eine lange Pause bis 1988, weil es durch den vermehrten Einsatz von Traktoren einfach an Arbeitspferden fehlte. Mit dem Aufkommen von Hobbyreiterei und Freizeitpferdehaltung übernahm der lockere Kreis der „Pähler Rosserer“ wieder eine erste Leonhardifahrt. Im März 1997 erlebte der Leonhardiverein sein Comeback und ist – bis auf die Corona-bedingte Zwangspause – wieder Veranstalter der Festivität. Über 80 ehrenamtliche Helfer von Vereinen und Feuerwehr haben auch heuer wieder für einen reibungslosen und unfallfreien Ablauf gesorgt, wofür ihnen Leonhardivorstand Kaspar Spiel ausdrücklich dankte.

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