Urlauber, aufgepasst: Die wohl älteste Seilbahn der Welt steht in Südtirol
Eine historische Bahn verbindet Bozen mit dem idyllischen Bergdorf Kohlern und bietet eine einzigartige Perspektive auf die Geschichte der alpinen Mobilität.
Bozen – Es war ein visionäres Projekt, das der Bozener Gastwirt Josef Staffler im Jahr 1908 ins Leben gerufen hatte. Die Kohlerer Bahn, bekannt als mindestens die älteste Seilbahn der Alpen – manche meinen gar der Welt – revolutionierte nicht nur den Personentransport, sondern auch den Tourismus in der Region. Selbstbewusst schreibt kohlererbahn.it auf der Homepage: „Am 29. Juni 1908 nimmt die erste offiziell für den Personenverkehr zugelassene Bergschwebebahn der Welt ihren Betrieb auf.“
Die Bahn verbindet das touristische Bozen mit dem malerischen Kohlern auf etwa 1100 Metern über dem Meeresspiegel. Der Ausblick auf Südtirols Landeshauptstadt und das Alpenpanorama ist schon während der Fahrt gigantisch.
Die älteste Seilbahn der Alpen finden Urlauber in Südtirol
Staffler erkannte früh das Potenzial der Region in Italien, wollte mit der Seilbahn Gäste nach Kohlern transportieren lassen. Sechs Personen passten damals noch in jede Kabine. Doch bereits 1910 machte ihm die Behörde einen Strich durch die Rechnung. Durch neue Bestimmungen, die den Betrieb sicherer machen sollten, musste die Bahn neu aufgestellt werden. Über 100.000 Personen waren bis dahin bereits unfallfrei befördert worden.
Die Geschichte der Seilbahn reicht lange zurück – und ist reich an Rückschlägen. 1913 wieder in Betrieb genommen, wurde sie 1943 bei einem Luftangriff auf Bozen zerstört und erst 1965 als sozusagen dritte Seilbahn neu aufgebaut. Die Bahn, die einen Höhenunterschied von 843 m überwindet, wurde letztmals 2006 renoviert und mit neuen Kabinen ausgestattet. Das Gebäude der Bergstation ist zum Teil original aus dem Jahre 1908; die letzten Stützen sind original aus dem Jahre 1913. Die Kabinen bieten mittlerweile Platz für 20 Personen, die Fahrtzeit beträgt gerade einmal fünf Minuten. In Kohlern selbst bieten sich zahlreiche Wandergelegenheiten und Radtouren an.
170.000 Personen befördert die Kohlerer Seilbahn pro Jahr
Heute dient die Kohlerer Bahn, die mittlerweile zu 100 Prozent der Stadt Bozen gehört, als wichtige Verbindung zwischen Bozen und Kohlern. Und die Bahn ist nicht nur ein wichtiger Fixpunkt für Touristen, sondern auch ein praktisches Verkehrsmittel für die lokale Bevölkerung. Das Gros der Gäste sind Kinder, die auf Kohlern den Kindergarten oder die Grundschule besuchen. Aber auch Hotelgäste und Wanderer nutzen das Angebot, erzählt Elmar Pichler Rolle, der Alleinverwalter, IPPEN.MEDIA. Die Bahn befördert demnach rund 170.000 Personen im Jahr. Umso beachtlicher erscheint die, wenn man bedenkt, dass die Kabinen maximal 20 Fahrgäste aufnehmen können.
Die Ticketpreise sind moderat (einfache Fahrt vier Euro, Hin- und Rückfahrt acht Euro), Kinder unter sechs Jahren fahren kostenlos. Fahrräder können gegen eine Gebühr von vier Euro mitgenommen werden, und für Gruppen sind spezielle Nachtfahrten verfügbar. Die Nutzung des Südtirol-Passes und der Mobilcard ermöglicht es Fahrgästen, ohne zusätzliche Kosten zu reisen.
Die älteste Seilbahn der Alpen ist möglicherweise sogar die erste, die für Urlauber ausgelegt war
Ob die Kohlerer Seilschwebebahn tatsächlich die älteste der Welt ist, die Personen befördert hat, daran scheiden sich die Geister. Denn 1908 wurden Personen bereits anderswo befördert. Das spanische San Sebastián war wohl ein Jahr eher dran. Damit bleibt der Kohlerer Bahn wohl vor allem der Titel älteste Seilbahn im Alpenraum – und erste Seilbahn der Welt für Personenbeförderung, die ausdrücklich für touristische Gäste ausgelegt war.
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Ärger gibt es im Sommer 2024 übrigens bei der anderen Seilbahn in Bozen, der Rittnerbahn. Endlos-Schlangen entnerven vor allem die Einheimischen.