Feuerteufel in Blaichach: Feuerwehr wütend – Bürger patrouillieren nachts – Polizei ermittelt auf Hochtouren
Ein Serien-Brandstifter hält die Gemeinde Blaichach in Atem. Bereits neun Mal hat es während der letzten drei Wochen dort gebrannt, bestätigt Polizeipressesprecher Christian Lindstedt auf Nachfrage. Die Polizei geht in allen Fällen von vorsätzlicher Brandstiftung und einem Zusammenhang zwischen den Taten aus.
Blaichach – Der erste Vorfall der Serie ereignete sich am Freitag, 23. August. An jenem Tag geriet in einem bewaldeten Gebiet nahe dem Siegelsee ein Holzlager in Vollbrand. Nur einen Tag später ging eine Holzhütte in einem Waldstück am Ortsrand des Blaichacher Ortsteils Hofen in Flammen auf. In diesen wie in den meisten Fällen entzündete der Täter unbewohnte Objekte, wie Holzlager, Holzstapel und Mülltonnen – einmal auch eine Garage, in der sich aber kein Fahrzeug befand, so Lindstedt. In einem Fall habe der Täter allerdings auch im Kellerraum eines Mehrfamilienhauses Feuer gelegt. Anfänglich, so der Polizeisprecher weiter, habe der Täter bereits nachmittags die Feuer gelegt, inzwischen verlagere er seine Taten zunehmend in den späten Abend oder die Nacht.
Feuerteufel in Blaichach: Feuerwehr fast täglich gefordert – Wut wächst
„Mittlerweile sind wir wütend“, sagt der Blaichacher Feuerwehrkommandant Ralph Appelt in Bezug auf seine 78-köpfige Mannschaft, „wenn Brände vorsätzlich gelegt werden. Denn wir setzen uns einer gesundheitlichen Gefahr aus und würden die Zeit natürlich lieber mit unseren Familien verbringen. Anfänglich waren mehrere Tage Abstand zwischen den Feuern, jetzt sind wir fast täglich im Einsatz.“
Mit der Brandlegung in einem Wohnhaus sei darüber hinaus eine neue Dimension erreicht, unterstreicht der Kommandant. Dort seien Menschenleben unmittelbar in Gefahr gebracht worden. „Anfangs waren es eher Tatorte im Außenbereich“, fügt Appelt hinzu. „Jetzt sind wir mitten im Ort.“ Belastend käme hinzu, dass die Feuerwehr für die Nachbereitung der Einsätze mindestens genauso lange brauche wie für die Einsätze selbst. Und dann gebe es ja auch noch das normale Feuerwehrgeschäft: „Aktuell wird zum Beispiel der neue Boden im Feuerwehrhaus saniert und der Umzug vom Bauhof zurück ins Feuerwehrhaus steht auch bevor.“
Bei den Brandstiftungen arbeiten Appelt und seine Mannschaft verstärkt mit den Ermittlern der Polizei zusammen. „Als Einsatzleiter versuche ich schon während der Anfahrt, auf verdächtige Personen zu achten. Der zweite Blick geht immer sofort in die Umgebung: Ist da was auffällig? Steht da jemand? Auch meine Mannschaft habe ich angewiesen, nicht einfach nur drauf los zu löschen, sondern genau hinzuschauen, ob irgendetwas Verdächtiges zu sehen ist.“
Feuerteufel in Blaichach: Polizei ermittelt auf Hochtouren – Bewohner besorgt
In Blaichach geht derweil (verständlicherweise) die Angst um. Deshalb begeben sich Bürger inzwischen selbst auf Patrouille und unternehmen abends und nachts Kontrollgänge. Die Polizei sieht diese Aktionen kritisch. Um die Arbeit der Polizei nicht zu behindern, bittet sie daher ausdrücklich darum, dass Privatpersonen keine eigenständigen Kontrollgänge in der Ortschaft durchführen. Je mehr Leute nachts auf der Straße sind, erklärt Lindstedt, desto mehr Beobachtungen würden gemeldet, was wiederum zu mehr – teils unnötigen – Personenkontrollen führe. Das erschwere wiederum die Ermittlungen.
Gleichzeitig bittet die Polizei, jede verdächtige Beobachtung und jeden auffälligen Geruch zu melden. Nach wie vor gehe die Polizei jedem Hinweis akribisch nach, versichert die Pressestelle. Es gebe eine erprobte Vorgehensweise in solchen Fällen, die Ermittler arbeiteten auf Hochtouren.
In den sozialen Medien werden inzwischen Auslobungen verbreitet, in denen Privatpersonen Belohnungen für die Ergreifung des Täters aussetzen. Von dieser Methode distanziert sich die Polizei nach Angaben von Polizeisprecher Lindstedt ausdrücklich. Sie sei zwar nicht illegal, die Polizei bezweifle jedoch, dass das Schüren des Jagdinstinkts zu einem schnelleren Ermittlungserfolg führe. Zu befürchten sei eher ein gesteigerter Hang zur Selbstjustiz.