Der Mann, der schon vor den Rolling Stones auf der Bühne stand
Der „Schreiner Wast“ vom Auerberg hat seinen 90. Geburtstag gefeiert. Sebastian Mayr, wie er eigentlich heißt, absolvierte als Musiker schon Auftritte in Amerika und in London – und stand sogar vor den Rolling Stones auf der Bühne.
Fischbachau – Sein ganzes Leben schon verbringt Sebastian Mayr in seiner Heimat am Auerberg. Viel herumgekommen ist er trotzdem: Mayr stand sogar schon vor den Rolling Stones in London auf der Bühne. Jetzt feierte der „Schreiner Wast“ seinen 90. Geburtstag.
Schöne Erinnerungen an die Kindheit
An seine Kindheit am Auerberg erinnert sich Mayr gerne zurück. „Manche wären uns heute neidig.“ Mit seinen drei Schwestern spielte Mayr im Wald oder mit den Holzstücken, die in der Schreinerei seines Vaters als Reste überblieben. In die Schule nach Niklasreuth gingen sie zu Fuß – Sommer wie Winter. „Eine Stunde haben wir gebraucht. Beim Heimgehen war es oft so lustig, dass wir nochmal so lange gebraucht haben“, erinnert sich der Jubilar. Da Schuhe zu Kriegszeiten oft rar waren, mussten die Kinder auch mal barfuß zur Schule gehen. Im Winter gingen sie extra durch die warmen Kuhfladen in der Weide, um sich die Füße aufzuwärmen. „Im Weiher haben wir sie dann wieder gewaschen.“
Nach der Schule machte Mayr dann eine Schreiner-Lehre in Parsberg, später machte er sich mit der Schreinerei in Auerberg selbstständig. Daher wird er im Ort auch „Schreiner Wast“ genannt. „Sebastian Mayr – da weiß keiner, wer das ist“, sagt er lachend.
Die Sache mit der englischen Rockband
In seiner Heimat ist Mayr tief verwurzelt: Er ist Mitglied im Schützenverein, bei den Trachtlern und im Edelweißverein. Auch mit Fingerhackln und Schlittenfahren vertrieb er sich gerne seine Zeit. 50 Jahre lang spielte er außerdem Musik, bei der Fischbachauer Tanzlmusi die Gitarre und bei den Leitzachtaler Buam den Kontrabass. Mit seinen Musikgruppen war Mayr viel unterwegs: Sogar in Amerika und England hatte er Auftritte. Anfang der 1970er Jahre spielte er in London sogar auf derselben Veranstaltung wie die Rolling Stones. „Wir sollten Werbung für Bayern machen“, erinnert sich der Musikant. Erst vor Ort hatten sie erfahren, dass sie sich die Bühne mit der englischen Rockband teilen.
Der „Schreiner Wast“ fertigt auch Instrumente an
Abseits seiner Musik reist Mayr gerne und besucht seine Kinder, die in der Schweiz und in der Karibik leben. Auch nach Italien reist er gerne, wo er die Freundschaft mit der Fischbachauer Partnergemeinde Castagnaro pflegt. Mit dem Schreinern hält sich Mayr noch immer fit. So fertigt er auch Instrumente an. Fünf bis sechs Kontrabässe hat er bereits gebaut. Dazu hat Mayr vor einigen Jahren einen Kurs belegt. Der umtriebige Rentner versucht, jeden Moment zu genießen. Gerne sitzt er auf der Hausbank und trinkt dabei ein Bier.
Seinen Geburtstag feierte der Jubilar gemeinsam mit seiner Frau Petra, den Kindern, Nachbarn und Vereinen. Auch Bürgermeister Stefan Deingruber schaute auf einen Plausch vorbei und überreichte dem „Schreiner Wast“ einen Präsentkorb. Seine Nachbarn schenkten ihm sogar eine Puppe, die ihm ähnlich schauen soll.