Architektonischer Entwurf für sechsten Bauabschnitt der Hochschule Kempten steht fest
Der Siegerentwurf für den langersehnten sechsten Bauabschnitt der Hochschule Kempten wurde am Freitag gekürt. Unter 22 Einreichungen setzte sich die Konzeption des Atelier 30 Architekten aus Kassel durch.
Kempten – Insbesondere für die Ingenieur- und Sozialwissenschaften sowie zentrale Einrichtungen will der Freistaat eine insgesamt rund 8.000 Quadratmeter große Fläche bebauen. Laborbereiche, Hörsäle, Seminarräume und Räume für die Verwaltung, lehr- und forschungsnahe Dienstleitungen, sowie einer Cafeteria und einer Kinderbetreuung sollen entstehen.
Eine Aufgabe der Architekten bestand darin, den Campus-Gedanken der Hochschule weiterzuspinnen. Gleichzeitig sollte in den Gebäuden, Wegen und Plätzen die südlichste Hochschule am Rande der Alpen erkennbar sein, erklärt Cornelia Bodenstab, die Leiterin des Staatlichen Bauamts Kempten.

Entwurf schließt den Campus und schafft den Schwung nach oben
Im Vorschlag von Atelier 30 Architekten gliedern sich vier Baukörper sowie miteinander vernetzte Wege und Flächen südlich an die bestehenden Campus an und führen den Hang hinauf zum ehemaligen Seitz-Gelände. Für den Bauabschnitt hatte der Freistaat einen Teil des Grundstücks an der höher gelegenen Immenstädter Straße erworben. Eine der kniffligsten Herausforderungen, bestand darin, das Gefälle von 20 Metern zum bereits bestehenden Hochschulgelände an der Bahnhofstraße zu überwinden.
Die äußere alpine Landschaft spiegelt sich in der inneren Landschaft
„Es geht darum, eine Geschichte weiterzuerzählen“, sagt Architekt Thomas Fischer. Dem Team war wichtig, dass Größe und Maßstab der Baukörper „aus dem Proportionsgefüge des Bestandes erwachsen“. Insgesamt stellen sich die Architekten möglichst viel Holz und begrünte Fassaden für die vier in Hybridbauweise errichteten Kuben vor, die in Höhe und Ausdehnung variieren. Auf den Bildern sind auch mit Begrünung und Photovoltaik bestückte Dächer zu sehen.
Ein Hörsaalgebäude rückt an die Stelle des Parkplatzes an Bahnhof- und Alfred-Kunz-Straße, das die Höhen der bestehenden Hochschulbauten aufnimmt. Darin sollen sich die Säle, Treppen und Lernzonen, die immer wieder Einblicke in grüne Innenhöfe bieten, geradezu zu einer „Hörsaallandschaft“ formieren. An der Rückseite des rechteckigen Baukörpers findet die Achse des Freigeländes seine Fortsetzung mit Bäumen und Sitzgelegenheiten. Dieser Platz soll als zentraler Vermittler dienen und die weiteren Campusbausteine miteinander vernetzen.
„Piazza-Gedanke“ und Platz für Grün
Ein Dreh- und Angelpunkt des Konzepts ist die dortige Caféteria an einer Freitreppe, die den oberen und den unteren Geländebereich miteinander verbindet. „Da können Sitzstufen sein, da können Bäume sein“, sagte Architekt Thomas Fischer. Auch die Bestuhlung ober- und unterhalb der Caféteria stellt ein verbindendes Element dar – aus menschlicher und auch aus architektonischer Sicht. Im Gebäude führt ein Aufzug nach oben zum Platz vor einem großen, zweigliedrigen, in den Hang gebauten Baukörper, wo die Institute für Sozial- und Ingenieurwissenschaften untergebracht sind. In ihm finden sich Hörsäle und Institut im unteren Teil und Werkshallen im oberen.
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Von der Immenstädter Straße her können die anliefernden Fahrzeuge von Zeit zu Zeit in deren Atrium rollen, wo sie die Studierenden entladen. Direkt an der Immenstädter Straße bleiben vorerst 5.000 Quadratmeter frei für eine mögliche spätere Bebauung.
Rund 450 von der Bahnhofstraße einfahrende Autos finden in der Tiefgarage im unteren Hanggebäude Platz. Diese Stellplätze und jene unter dem Hörsaalgebäude fangen jene auf, die an der Bahnhofstraße wegfallen, und bieten 300 zusätzlichen Kraftfahrzeugen eine Abstellmöglichkeit. Ob die Zufahrt um die ebenfalls an der Bahnhofstraße vorgesehenen Kita herumführe, müsse man noch sehen.
„Uns hat gefallen, wie die Campus-Achse weiterentwickelt worden ist, wie der Raum zur Bahnhofstraße geschlossen wurde und wie ganz geschickt in den Hang gedacht wird“, gewährte Cornelia Bodenstab Einblick in die Köpfe der Preisgerichtsmitglieder. Der Jury imponierte auch, dass die Hochschule auf der Südseite durch den großen Gebäudekörper mit einer „imposanten Geste“ auf sich aufmerksam mache.
Rund 109 Millionen Euro sollen in den Hochbau und die technische Ausstattung der Gebäude fließen. Insgesamt will der Freistaat rund 250 Millionen Euro, inklusive Risiko und Index, in die Hochschulerweiterung in Kempten investieren.
Ausstellung in der Kemptener Markthalle
Interessierte können sich diese Woche von allen eingereichten Vorschlägen ein Bild machen. Die Entwürfe sind bis Sonntag, 1. Dezember, in der Kemptener Markthalle am Königsplatz 3 ausgestellt. An den Wochentagen ist die Halle von 12 bis 18 Uhr geöffnet, am Samstag und Sonntag von 10 bis 16 Uhr.
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