Handelskrieg mit Trump: EU plant milliardenschweren Gegenschlag auf US-Zölle – mit einer Hintertür

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Die EU will im Handelskrieg mit den USA in Verhandlungen zusammenkommen. Zugleich bereitet sie aber auch eine deutliche Antwort auf die Zölle vor.

Straßburg – Die Hoffnung lebt sicher noch. Auf eine gütliche Einigung zugunsten der Wirtschaft und damit letztlich auch der Verbraucher. Doch die EU bereitet sich auch darauf vor, dass die Gespräche mit den USA über eine Abwendung der Strafzölle zu keinem guten Ende finden. Vorerst sind die Sonderabgaben von 20 Prozent auf Exporte in die Vereinigten Staaten durch US-Präsident Donald Trump für 90 Tage ausgesetzt, was sich auch an den Börsen bemerkbar machte.

Verlangt werden allerdings aktuell 25 Prozent auf Stahl, Aluminium und Autos, auf fast alle anderen Produkte werden zehn Prozent erhoben. Die EU hatte ihrerseits die bereits in Kraft gesetzten Gegenmaßnahmen vorerst auf Eis gelegt. Bis zum 8. Juli sind die Verhandlungen angesetzt.

EU und die US-Zölle: Gegenmaßnahmen im Handelskrieg wohl milliardenschwer

Bei einer Rede im Europäischen Parlament in Straßburg sagte Handelskommissar Maros Sefcovic: „Alle Optionen bleiben auf dem Tisch.“ Dem Slowaken zufolge bevorzugen die Europäer eindeutig eine Verhandlungslösung. Er betont aber auch: „Wir brauchen jetzt die Bereitschaft der USA, Fortschritte auf dem Weg zu einer fairen und ausgewogenen Lösung zu machen.“

Sind die US-Zölle und damit auch Gegenmaßnahmen der EU noch abzuwenden? Handelskommissar Maros Sefcovic setzt auf Verhandlungen. © Noah Berger/AP/dpa, IMAGO / Andreas Stroh

Zugleich stellte Sefcovic in Richtung Washington fest: „Wir fühlen uns nicht schwach.“ Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg bereitet die EU zusätzliche Zölle auf US-Waren im Wert von rund 100 Milliarden Euro vor, sollten die Gespräche kein zufriedenstellendes Ergebnis hervorbringen. An diesem Mittwoch (7. Mai) sollen den Mitgliedsstaaten die vorgeschlagenen Vergeltungsmaßnahmen eröffnet werden, die Liste sei jedoch nicht final und könne binnen eines Monats noch Änderungen erfahren.

Gerade erst hatte eine Umfrage unter deutschen Mittelständlern gezeigt, dass viele von ihnen Nachteile infolge möglicher EU-Gegenzölle befürchten. Dabei geht der Blick auch auf Zulieferer und Partner.

EU im Handelskrieg mit Trump: USA sind mit Abstand wichtigstes Exportziel

Sefcovic warnte derweil in seiner Rede vor möglichen weiteren US-Zöllen auf Waren aus der EU. Dazu würde Washington gerade mehrere Untersuchungen führen und diese mit der nationalen Sicherheit begründen. So könnten zusätzlich Exporte im Wert von 170 Milliarden Euro von Zöllen betroffen werden. Dabei gehe es etwa um Halbleiter, Arzneimittel und Rohstoffe.

Würden die zusätzlichen Zölle umgesetzt werden, wären insgesamt rund 549 Milliarden Euro an EU-Exporten mit Zöllen belegt. Laut Sefcovic „ein gewaltiges Ausmaß“. Bislang seien 70 Prozent der Ausfuhren in die USA betroffen, der Wert könnte auf 97 Prozent steigen.

Es wäre wohl ein heftiger Schlag für die Wirtschaft in Europa. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren die USA 2024 der wichtigste Handelspartner der EU. Insgesamt wurden Waren im Wert von 865 Milliarden Euro über den Atlantik hinweg gehandelt. 21 Prozent aller EU-Exporte gingen in die USA – so viel wie in die beiden folgenden Partner, das Vereinigte Königreich und China, zusammen.

Wendet sich die EU in Richtung China? Xi hofft auf „gesunde und stabile Beziehungen“

Peking zeigt sich bereits offen dafür, in eine mögliche von Trump hinterlassene Lücke vorzustoßen. Angesichts des 50. Jahrestags der Aufnahme der Beziehungen zur EU sagte Lin Jian, Sprecher des chinesischen Außenministeriums auf einer Pressekonferenz: „In diesem Jahr stehen viele wichtige Themen zwischen China und der EU auf der Agenda.“

Weiter kündigte er Besuche von EU-Ratspräsident Antonio Costa und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in China an. Es seien „Dialoge zu den Themen Strategie, Wirtschaft und Handel, Umwelt und Klima sowie Digitalisierung auf hohen Ebenen“ zu führen.  

Wie die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, ist auch Präsident Xi Jinping bereit für ein Treffen mit den EU-Spitzen. Demnach sagte das Staatsoberhaupt: „Gesunde und stabile Beziehungen zwischen China und der EU fördern nicht nur die beidseitigen Errungenschaften, sondern werfen auch ein Licht auf die Welt.“ Zugleich forderte der 71-Jährige die EU auf, sich gegen aggressives Verhalten einzelner Länder zu stemmen.

USA im Zollstreit mit China: Gespräche mit Trump-Minister in Genf stehen an

Zwischen Peking und Washington ist bereits ein Handelskrieg entbrannt. Beide Weltmächte überziehen sich mit immer höheren Zöllen, die bereits weit jenseits der 100 Prozent liegen.

Auch hier stehen am Wochenende Gespräche an. Trump schickt Finanzminister Scott Bessent und seinen Handelsbeauftragten Jamieson Greer nach Genf, wo sie mit Chinas stellvertretendem Premier He Lifeng zusammentreffen werden. Dann wird sich wohl auch zeigen, ob zwischen beiden Ländern schon alle Hoffnung auf eine friedliche Lösung im Zollstreit begraben ist. (mg)

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