Den Diabetes besiegen: Patientin berichtet, welche Maßnahme ihr die Lebensqualität zurückbrachte
Bei Diabetes Typ 2 handelt es sich nicht zwangsläufig um eine ausweglose Erkrankung. Gerade im frühen Stadium kann die Krankheit geheilt werden. Welche begleitende Therapiemethode dabei hilft.
Typ-2-Diabetes wurde lange als eine unaufhaltsame Krankheit angesehen, die nach ihrem Ausbruch nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Doch neue Erkenntnisse zeigen, dass es vor allem im frühen Stadium der Erkrankung durchaus möglich ist, den Zuckerstoffwechsel wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ziel jeder Therapie sollte es daher sein, eine sogenannte Remission zu erreichen, das heißt eine Rückkehr zu normalen Blutzuckerwerten, ohne dass eine dauerhafte medikamentöse Behandlung nötig ist. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) betont, dass eine Remission vor allem bei Menschen mit Prädiabetes oder frühem Typ-2-Diabetes möglich ist. Diese Erfahrung macht auch die Patientin Christina D. aus Mühlhausen. Seit 2015 lebt sie mit der Diabetes-Erkrankung und wurde seitdem mit verschiedenen Medikamenten behandelt. Dank einer begleitenden Therapiemethode schaffte die Patientin (Jahrgang 1968) es zudem, über 20 Kilo abzunehmen und dadurch ihre Blutzuckerwerte wieder in einen stabilen Normbereich zu bringen. Wie sie das letztlich geschafft hat, verrät sie IPPEN.MEDIA.
Meine Lebensqualität ist mit früher nicht zu vergleichen. Ich kann zum Beispiel Reisen machen, die ich mir früher nie zugetraut hätte.
Wieder ohne Insulin-Spritzen leben: Gesundheits-App hilft, die Blutzucker-Werte zu regulieren

Im Jahr 2015 wurde bei Christina D. ein erhöhter Langzeitblutzucker (HbA1c) festgestellt – ein klassischer Zufallsbefund. Symptome, die auf Typ-2-Diabetes hinwiesen, hatte sie keine. Ihr Arzt verschrieb Medikamente und Insulinspritzen, empfahl immer wieder, ihren „Lebensstil anzupassen“. Doch was zunächst einfach klang, schien für Christina D. wie eine unüberwindbare Herausforderung. Zwar hatte sie Übergewicht, fühlte sich aber gesund. Die Diagnose wie auch die Ratschläge verdrängte sie – ebenso wie ihren Diabetes.
Zwar litt Christina D. noch nicht unter schweren Diabetes-Symptomen, doch ihr Übergewicht machte ihr zu schaffen – gerade auf Reisen. „Ich wollte in Thailand unbedingt einen Tempel besichtigen, für den ich über 1.200 Stufen hochsteigen musste. Das hätte ich mit meinem Gewicht damals niemals geschafft.“ Ihr Bruder, der auch an Diabetes Typ 2 litt, empfahl ihr schließlich, an einer Studie mit einer neuen digitalen Gesundheitsanwendung (DiGA) zur begleitenden Therapie von Diabetes teilzunehmen. Die Behandlung würde von allen gesetzlichen Krankenversicherungen erstattet und bereits nach drei Monaten vielversprechende Erfolge zeigen.
Motiviert durch ihre Pläne, ohne Medikamente nach Thailand reisen zu können, meldete sie sich für die Studie an und startete im April 2023 mit der Gesundheits-App glucura. Und tatsächlich, nach zwölf Wochen waren ihre Blutzucker-Werte so gut, dass sie keine Medikamente mehr benötigte. Sieben Monate nach ihrem Start mit der App stand schließlich ihre langersehnte Reise an. „In Thailand bin ich sehr viel zu Fuß gegangen, habe Tempel besucht und war viel in Bewegung. Ein Jahr zuvor hätte ich das niemals machen können, weil ich weder die Kondition hatte, noch hätte mein Gewicht dabei mitgespielt. Da wurde mir nochmal bewusst, wie weit ich es geschafft hatte.“
Diabetes Typ 2 in den Griff bekommen: Bewegung und Ernährungsumstellung sind entscheidend
Christina D. wusste, dass sie ihren Diabetes nur mit Sport und einer Ernährungsumstellung in den Griff bekommen würde. Der Einstieg in regelmäßige Bewegung fiel ihr tatsächlich nicht schwer. „Mit den Bewegungsvideos in der App hat es einfach Spaß gemacht und wurde nie langweilig.“ Auch schaffte sie es endlich, mehr Spaziergänge in ihren Alltag zu integrieren. „Ich habe noch einen Fitnesstracker mit der App gekoppelt und konnte immer meine Erfolge sehen. Das macht mir bis heute riesig Spaß.“
Diabetes Typ 2 besiegen: mehr Ballaststoffe, weniger Zucker essen
Schritt für Schritt veränderte die 56-Jährige ihre Ess- und Kochgewohnheiten: Heute kommen Sojaflocken statt Haferflocken in ihr Müsli, sie kocht mit Quinoa und Samen für mehr Ballaststoffe, um ein besseres Sättigungsgefühl zu erreichen. Christina D. steigerte zudem ihre Gemüse- und Eiweißzufuhr und ersetzte Zucker durch Zimt oder den Zuckeraustauschstoff Erythrit. Auch wenn sie sich über ihren Erfolg freut, so weiß die Patientin, dass sie dranbleiben muss – das raten auch die Ärzte.
Übergewicht als größter Risikofaktor für die Entstehung von Diabetes Typ 2
Denn was bekannt ist: Übergewicht bleibt der größte Risikofaktor für die Entstehung von Typ-2-Diabetes. Eine gesündere Ernährung und regelmäßige Bewegung seien daher nicht nur präventiv wichtig, sondern auch bei bereits auffälligen Blutzuckerwerten von entscheidender Bedeutung. Dies bekräftigt Professorin Dr. med. Diana Rubin, Tagungspräsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Chefärztin des Zentrums für Ernährungsmedizin und Diabetologie am Vivantes Humboldt Klinikum und Klinikum Spandau in Berlin. Eine entscheidende Rolle für das Erreichen normaler Blutzuckerwerte (Remission) spiele der Gewichtsverlust. Die richtige Ernährung senkt dabei nicht nur den Blutzucker, sondern auch das Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen, beispielsweise Herzinfarkt, Schlaganfall sowie Schäden an Füßen, Augen und Nieren.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Blutzuckerwerte normalisieren, steigt umso mehr, je deutlicher das Körpergewicht reduziert wird.
Besonders Bauchfett, das sogenannte viszerale Fett, das die inneren Organe umhüllt, gilt als problematisch, da es Entzündungen fördern und die Wirkung von Insulin beeinträchtigen kann. Studien des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) belegen, dass bereits eine Reduktion des Taillenumfangs um vier Zentimeter bei Frauen und sieben Zentimeter bei Männern positive Auswirkungen auf den Therapieerfolg hat.
Um dieses Ziel zu erreichen, benötigen Betroffene eine intensive und individuell angepasste Ernährungsberatung von qualifizierten Fachkräften wie Diätassistenten, Ernährungswissenschaftlern oder speziell ausgebildeten Ernährungsmedizinern. Eine erfolgreiche Gewichtsreduktion zur Vorbeugung von Diabetes müsse auch die Lebensumstände der Patienten berücksichtigen, um ein nachhaltiges Ergebnis mit normalen Blutzuckerwerten zu erzielen und langfristig auch zu halten, so Dr. Rubin.