Neuer Anlauf für Organspende: Gruppe fordert Widerspruch – „Haben katastrophale Situation“
Ist bald ein Widerspruch bei der Organspende notwendig? Im Bundestag wird über eine Reform debattiert. Denn die Warteliste für Organe ist lang.
Berlin/Düsseldorf – Organspenden können Leben retten – und viele finden sie allgemein auch gut. Eine konkrete Entscheidung dafür oder dagegen schieben sie dann aber häufig auf. Kommt jetzt doch noch eine große Neuregelung? Eine fraktionsübergreifende Abgeordnetengruppe will an diesem Montag (24. Juni) einen Antrag für die „Einführung einer Widerspruchsregelung“ vorstellen und schlägt eine Widerspruchslösung bei der Organspende vor.
Diese zielt darauf ab, dass zunächst alle als Organspender gelten, es sei denn, man widerspricht. Derzeit gilt, dass Organentnahmen nur mit ausdrücklicher Zustimmung zulässig sind. Ein erster Anlauf für eine Widerspruchslösung war 2020 in einer Abstimmung ohne Fraktionsvorgaben im Bundestag gescheitert. Die neue Initiative zum Widerspruch bei der Organspende vorstellen wollen die Abgeordneten Sabine Dittmar (SPD), Gitta Connemann (CDU), Armin Grau (Grüne), Christoph Hoffmann (FDP), Peter Aumer (CSU) und Petra Sitte (Linke). Zum neuen Anlauf für eine Widerspruchslösung wurden auch schon Einwände laut.
Debatte über Widerspruchslösung bei Organspenden: „Wir haben eine katastrophale Situation“
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat sich jetzt für die Einführung einer Widerspruchslösung bei der Organspende ausgesprochen. „In Deutschland haben vielleicht 40 Prozent der Menschen einen Organspendeausweis. Umfragen sagen: 80 Prozent sind für Organspende“, sagte Laumann im ZDF-„Morgenmagazin“. „Wir haben eine katastrophale Situation auf den Wartelisten. Viele Menschen sterben, bevor sie ein Organ bekommen.“
Widerspruch bei Organspende: „Einscheidung des Menschen immer moralisch in Ordnung“
Der CDU-Politiker hält es für zumutbar, dass Menschen sich zu Lebzeiten mit der Frage einer Organspende auseinandersetzen und darüber entscheiden. „Die Entscheidung des einzelnen Menschen ist immer moralisch in Ordnung – egal, ob er sich für oder gegen eine Organspende entscheidet. Ich bin sicher, dann kommen wir zu einer viel positiveren Einstellung zu diesem Thema.“
Auf Dauer könne das dazu beitragen, dass es wie in anderen europäischen Ländern etwas Normales sei, Organe zu spenden. Der NRW-Gesundheitsminister hatte die Bereitschaft zur Organspende kürzlich bereits als einen „Liebesbeweis an die Menschheit“ bezeichnet. Hintergrund der Organspende-Debatte ist, dass es weiterhin zu wenig Spenden in Deutschland gibt. Rund 8400 Menschen stehen deswegen auf Wartelisten. (dpa/frs)