Bayerns Traum wird REAL!
Der FC Bayern trifft in der Runde der letzten Vier auf den Königsklassen-Rekordsieger Real Madrid, wie zuletzt im Halbfinale 2018.
München - Es dauerte am Mittwochabend lange, ehe sich die Kabinenparty des FC Bayern aufgelöst hatte – und dafür gab es gleich mehrere Gründe. Da waren zum einen die Emotionen, die nach dem 1:0 (0:0) gegen den FC Arsenal und somit verdienten Einzug ins Champions-League-Halbfinale irgendwo zwischen „elektrisiert“ (Leon Goretzka) und „freudentaumelnd“ (Max Eberl) einzuordnen waren. Und da waren halt diese Fernseher, die das zeigten, was sich rund 1100 Kilometer von der Allianz Arena entfernt gerade abspielte. Immer wieder hörte man ein Raunen aus dem Bayern-Trakt, als sich ManCity und Real Madrid im Elfmeterschießen duellierten. Als der letzte Treffer von Antonio Rüdiger versenkt war, herrschte endlich Klarheit – gepaart mit großer Vorfreude.
Der Königklassen-Rekordsieger wird es also sein, wie zuletzt im Halbfinale 2018. Dass damals Endstation war, beschäftigte die Bayern im Glücksrausch nach dem ersten Einzug in die Vorschlussrunde seit dem Titel 2020 genauso wenig wie die Tatsache, dass Real eigentlich eine deutlich bessere Saison spielt als sie selbst. „Es ist ein riesengroßer Anreiz da“, sagte Trainer Thomas Tuchel, der als erster Deutscher drei verschiedene Vereine ins Halbfinale geführt hat. Seit Mittwoch und dem „verdienten Sieg“ (Präsident Herbert Hainer) lebt der Glaube daran, dass in den Duellen am 30. April in München und am 8. Mai in Madrid noch nicht Schluss sein wird. Das Wort „Wembley“ wurde in der Nacht zum Donnerstag von jedem bemüht. Der Traum von einer Neuauflage des deutsch-deutschen Finals von 2013 lebt.
„Das würde mir gefallen, ich würde es so nehmen“, sagte Torschütze Joshua Kimmich mit Blick auf das Endspiel am 1. Juni am Ort des großen Triple-Triumphes. Den Sieg, den den Bayern laut Präsident Herbert Hainer „keiner zugetraut“ habe, hatte der 29-Jährige zur Chefsache erklärt und mit seinem Kopfballtreffer in der 64. Minute im taktisch geprägten Spiel für das „positive Gefühl“ gesorgt, das dieser Chaos-Saison nun ein Happy End bescheren soll. Krisen- und Umbruchgerede gab es am Mittwoch nicht. Im Gegenteil. Tuchel kündigte an: „Wir werden alles dafür tun, im Wembley die Saison zu beenden.“ Und Eberl fügte hinzu: „Da ist einiges möglich.“
Dem Sportvorstand („ich war sehr nervös“) sah man die Erleichterung an, der Coach gab sich in der Kabine ausgelassen wie nie zuvor in den vergangenen 13 Monaten. Zudem bekam Tuchel die Rückendeckung, die er lange vermisst hat. Hainer etwa sprach von einer „taktischen Meisterleistung“ des 50-Jährigen, obwohl die Bayern sich auf die Defensive konzentriert und nicht ansatzweise das „Mia san mia“ vergangener Königsklassen-Triumphe ausgestrahlt hatten. Eberl nannte die Herangehensweise „einfach schlau“, das Ergebnis sprach für sich. Als nächstes Vorbild gilt nun RB Leipzig, das Real im Achtelfinale ein 1:1 abgetrotzt hat und im Rückspiel nur knapp mit 0:1 ausgeschieden war. Eberl ist sich sicher: „Wenn wir die Chancen, die RB hatte, nutzen, haben wir die Chance, weiterzukommen.“ Gelingt das, ist alles möglich.
Bayerns Aufgabe in der Liga
Die Spannung hochzuhalten, wird nun die Aufgabe in der Liga sein. Der Fokus aber liegt schon jetzt auf dem 30. April. Man hofft auf einige Rückkehrer, bei Serge Gnabry stehen die Chancen gut. Und Tuchel hat freilich auch seine eigene Bilanz im Sinn. Mindestens sieben, hoffentlich acht Spiele sind es für ihn noch an der Seitenlinie. Und glaubt man Harry Kane, steht das Team „hinter Thomas, solange er hier ist“. Man hat ihn nicht oft so aufgedreht und freudig gesehen wie am Mittwoch. Aber man würde es gerne noch ein, zwei, drei Mal tun. Hanna Raif, Manuel Bonke, Philipp Kessler