Zurück in die 50er? - Traditionelles Frauenbild bei TikTok: Das hat es mit „Tradwifes“ auf sich
Bei Instagram und TikTok feiert das traditionelle Frauenbild ein Comeback – die „Tradwifes“. Was bedeutet dieser Trend und wieso ist er problematisch?
Was genau verbirgt sich hinter dem Begriff „Tradwifes“? Es handelt sich um Frauen, meist junge Influencerinnen auf Plattformen wie TikTok und Instagram, die sich mit dem traditionellen Frauenbild identifizieren und dieses als erstrebenswertes Lebensziel inszenieren. Sie präsentieren sich als moderne Hausfrauen, die sich ganz der Pflege ihres Heims und der Familie widmen.
Influencerinnen zwischen Realität und Inszenierung
Carolina Tolstik, bekannt als „Malischka“, ist eine der Tradwifes, die auf Social Media für Furore sorgen. Sie betont, dass ihre Posts zwar überspitzt seien, sie sich jedoch als Feministin sehe, die für das Recht jeder Frau eintritt, ihren eigenen Weg zu wählen – auch wenn dieser zurück in die häusliche Rolle führt. Im Gegensatz zu anderen bezeichnet sie sich als „Stay at home girl“ – also Mädchen, das zu Hause bleibt.
Eine Influencerin, die sich als traditionelle Hausfrau betitelt, ist Aria. Auf den sozialen Netzwerken nennt sie sich „mrsarialewis“ und möchte „Frauen ermächtigen, ihre Rolle zurückzuerobern!“
Nicht alle Tradwifes präsentieren sich so modern wie Tolstik. Viele Accounts, vor allem aus den USA, sind geprägt von religiösen Überzeugungen, die eine gottgegebene Unterordnung der Frau unter den Mann propagieren. Diese Frauen leben das traditionelle Rollenbild nicht nur online, sondern in ihrem gesamten Alltag.
Die Problematik hinter dem Trend
Aber die Problematik ist weitreichend und verknüpft sich teilweise mit politischen Bewegungen: Es besteht eine beunruhigende Überschneidung zwischen der Tradwife-Bewegung und der „Alt-Right“-Bewegung in den USA. Besonders die „white supremacists“ nutzen diese Plattform, um die Vorstellung zu fördern, dass weiße Frauen sich den Männern unterzuordnen und sich auf die Geburt weißer Kinder zu konzentrieren haben.
Nicht jede Frau, die sich den Tradwifes zurechnet, identifiziert sich mit rechten Ideologien. Dennoch, auch ohne direkte Zugehörigkeit oder bewusste Absicht, kann die Auslebung dieser Rollenbilder indirekt zur Verbreitung ebenjener assoziierten Ideen beitragen. Julia Stüve, eine Expertin in Kommunikationswissenschaft, erläuterte im Deutschlandfunk, dass insbesondere die weiße Rechte dieses attraktiv verpackte Rollenbild nutzt, um gezielt junge Frauen für ihre frauenfeindlichen Ideologien zu gewinnen. Obwohl es sich derzeit noch um ein Randphänomen handeln mag, ist es wichtig, solche Entwicklungen ernst zu nehmen und kritisch zu hinterfragen.