Verdi-Streik in Freising: Angestellte des Öffentlichen Dienstes kritisieren Politik

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Eindeutiges Statement: 300 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes aus dem ganzen Landkreis kamen zum Warnstreik nach Freising, weil sie den „Kanal voll“ haben. © Lehmann

300 Angestellte des Öffentlichen Dienstes haben in Freising für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen gestreikt. Sie kritisierten dabei die Politik scharf.

Freising - Ein eisiger Wind ließ die zahlreichen Verdi-Fahnen auf dem Marienplatz flattern. Und auch die Forderungen erwärmten die Beschäftigten von Bund und Kommunen nicht. Auf Betriebstemperatur waren die Männer und Frauen dennoch. Lautstark pfiffen sie in ihre Trillerpfeifen, die Beschäftigte des Landratsamts und der Städte Freising und Moosburg, der Gemeinden Eching und Neufahrn, Angestellte von Bauhöfen, Kitas, Bädern und Stadtwerken.

Zwischen 2,1 und 2,5 Prozent mehr auf drei Jahre Laufzeit gestreckt würden die Arbeitgeber aktuell anbieten, berichtete Carolin Hofer, Personalratsvorsitzende und Verdi-Vertrauenssprecherin am Landratsamt Freising. Das seien mit Blick auf die Inflation quasi Nullrunden. „Da braucht man sich nicht wundern, dass niemand mehr kommen und im Öffentlichen Dienst arbeiten will.“ Die Beschäftigten der Kommunen fordern mit Blick auf die dritte Verhandlungsrunde Mitte März in Potsdam daher neben besseren Arbeitsbedingungen auch acht Prozent mehr Lohn. Vor allem aber sollen Angestellte selbst entscheiden können zwischen mehr Freizeit oder höhere Gehälter.

Wir sind keine Kostenfaktoren, sondern Menschen, die den Laden am Laufen halten.

Die Münchner Gewerkschaftssekretärin Kirsten Drenckberg, die in Freising als Versammlungsleiterin fungierte, betonte, dass ein Argument von Bürgermeistern und Landräten nicht zählen dürfe: „Dass sie sagen, die Kommune sei pleite, wenn man höhere Löhne zahlen muss. Oder dass dann keine Brücken oder Straßen mehr repariert werden könnten.“ Es sei Sache der Politik, das zu richten.

Daran knüpfte Lena Ostermayr, stellvertretende Personalratsvorsitzende am Landratsamt an. „Unsere Dienstherrn haben es schon erkannt, dass wir eine bessere Ausstattung brauchen.“ Dafür sei aber eine stärkere Finanzbeteiligung des Bundes notwendig. „Wir sind keine Kostenfaktoren, sondern Menschen, die den Laden am Laufen halten“, betonte sie. Die Bürger hätten auch einen funktionierenden öffentlichen Dienst verdient. „Aber mehr Arbeit für weniger Leute bei gleichen Rahmenbedingungen – das kann nicht gut gehen.“

Wir kämpfen nicht nur für mehr Lohn, sondern auch für eine offene solidarische Gesellschaft – egal welche Hautfarbe oder Religion.

Monika Zauner, Personalratsvorsitzende der Stadt Freising, betonte, dass die Streikenden mit „Herz, Hirn und Humor“ auf die Straße gingen. Zu Letzterem in seiner deftigeren Variante passte eine Attrappe in Form einer überlaufende Kloschüssel – Aufschrift: „Kanal voll.“ Zauner warnte „Humor ist aber der letzte Schalter, bevor einem der Kragen platzt.“

Rund eine Stunde dauerte die Kundgebung, die in einen ganztägigen Warnstreik mündete. Auf einen Demonstrationszug verzichtete Verdi aus Sicherheitsgründen nach dem Anschlag in München vor zwei Wochen. Angesichts des Amokfahrers, der bei einer Verdi-Demonstration zwei Menschen getötet und viele weitere teils schwer verletzt hat, sagte Kirsten Drenckbert: „Wir kämpfen nicht nur für mehr Lohn, sondern auch für eine offene solidarische Gesellschaft – egal welche Hautfarbe oder Religion.“ Allein bei der Stadt München würden 40 000 Menschen aus über 100 Nationen arbeiten. „Wir lassen uns von der schrecklichen Tat eines Einzelnen nicht spalten.“

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