WM-Teilnahme und Top 16: Skicrosser Florian Fischer hat in dritter Weltcup-Saison viel vor

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Hohe Ziele steckt sich der Gräfelfinger Florian Fischer, der für den Ski-Club Starnberg startet, für seine dritte Saison im Ski-Cross-Weltcup. © IMAGO/GEPA pictures/ Daniel Schoenherr

Skicrosser Florian Fischer aus Gräfelfing geht mit großen Zielen in seine dritte Weltcup-Saison. Er peilt die WM-Teilnahme und die Top 16 des Gesamtweltcups an.

Der kleine Infekt ist Florian Fischer kaum anzumerken. Schon gar nicht, wenn er über seine Leidenschaft spricht, die zugleich sein aktueller Beruf ist. Da überdecken Vorfreude und vor allem Zielstrebigkeit alle möglichen sichtbaren Symptome. Denn am Sonntag geht es endlich wieder los. Dann machen sich Fischer und das gesamte deutsche Team mit dem Bus auf die lange Fahrt ins französische Val Thorens, wo am Dienstag der Ski-Cross-Weltcupzirkus in den Winter startet.

Für den Gräfelfinger beginnt damit die dritte Saison in der Klasse der besten Skicrosser auf dem Planeten. Und dafür hat sich Fischer, der für den Ski-Club Starnberg startet, hohe Ziele gesteckt. Nach diesen gefragt, muss er nicht lange überlegen. „Ein klares Ziel ist die WM in St. Moritz“, sagt er. „Und ich will im Gesamtweltcup in den Top 16 landen.“ Oder anders gesagt: In seinem dritten Jahr in der Skicross-Elite soll der Knoten endgültig platzen. Bislang erreichte er im Gesamtweltcup die Positionen 37 und 38.

Ski-Cross-Weltcup: Knoten soll bei Florian Fischer endgültig platzen

Dass Fischer das Zeug dazu hat, vorne in der Weltspitze mitzumischen, ließ er in den vergangenen zwei Jahren immer wieder aufblitzen. Da war etwa sein fünfter Rang in Arosa (Schweiz) in seiner Debütsaison, bis heute seine beste Platzierung. Darüber hinaus führte er im vergangenen Winter einige seiner Läufe lange an, ehe es am Ende dann doch wieder nicht klappte.

Daraus habe er gelernt, sagt Fischer und nimmt zum Aufwärmen einen Schluck von seinem heißen Kaffee. Dann ergänzt er, während ihm ein Grinsen über das Gesicht huscht: „Es hat viel mit dem Mindset zwischen den Ohren zu tun.“ Denn in der Theorie scheint der 24-Jährige bereit für den nächsten großen Schritt und damit auch für seine ambitionierten Ziele.

Das zeigen erstens die reinen Zahlen seines Körpers. Alle relevanten Kraft- und Ausdauerwerte sind auf Rekordniveau, wie Florian Fischer erzählt. „Rein theoretisch bin ich so fit wie nie zuvor.“ Was auch damit zu tun hat, dass er zum ersten Mal seit vier Jahren den Sommer über durchtrainieren konnte, ohne verletzungsbedingt pausieren zu müssen. Die langwierigen Probleme mit der Bandscheibe und damit einhergehend dem Knie scheint er hinter sich gelassen zu haben.

Vormittags skifahren, nachmittags im Meer baden.

Zweitens, so sagt er, habe er auch laut seinen Trainern „nennenswerte Fortschritte“ bei der Riesenslalom-Kurventechnik erzielt, bis dato seine wohl größte Schwäche im internationalen Vergleich. Insbesondere im Trainingscamp im Sommer auf einem norwegischen Gletscher feilte er intensiv daran. Es war eine etwas surreale Zeit, erzählt Fischer: „Vormittags skifahren und nachmittags im Meer baden.“

Ski-Cross-Weltcup: Florian Fischer rückt an die Weltspitze heran

Drittens stimmten die Zeiten im Training mit dem deutschen Team und die Vergleiche mit den Sportlern anderer Nationen, wie jüngst beim finalen Camp im schwedischen Idre Fjäll, dem Ort des diesjährigen Saisonfinales. Da habe er stets im vorderen Viertel des Feldes gelegen, so Fischer. Teamintern habe er in den Monaten der Vorbereitung in aller Regel die zweit- oder drittschnellste Zeit hinter dem alle überragenden Florian Wilmsmann erzielt, der auch heuer wieder um die Krone im Gesamtweltcup mitkämpfen dürfte.

Während Florian Fischer an diesem Vormittag in einem Café im verregneten Gräfelfing sitzt, scheint das alles noch weit weg zu sein. Dabei wird es bereits in einer Woche wieder so richtig ernst. Den kleinen Abstecher zu seiner Familie und seinen Wurzeln ins Würmtal hat er sich vorher noch mal gegönnt, allzu oft wird er in den kommenden Monaten nicht mehr vorbeischauen können.

Fokussiert und zielstrebig geht Florian Fischer den Winter an.
Fokussiert und zielstrebig geht Florian Fischer den Winter an. © Michael Schönwälder

„Ich gehe davon aus, dass wir über die Festtage wieder alle hier zusammenkommen“, sagt Fischer. Alle, damit meint er seine drei Geschwister, von denen mittlerweile nur noch der jüngste Bruder zu Hause wohnt. Zwischen den Jahren hat der Weltcup-Skicrosser noch frei, danach dürfte man ihn für eine Weile nicht mehr in Gräfelfing sehen. Dann tourt er entweder über die Pisten in Europa – und laut Weltcup-Fahrplan einmal sogar Kanada – oder trainiert an seinem eigenen Wohnsitz in Ruhpolding.

Die Olympia-Teilnahme ist mein klares Ziel.

Das Training muss der Bundespolizist im mittleren Dienst, der das Jahr über seit dem Abschluss seiner Ausbildung fast durchgehend für den Sport freigestellt ist, nicht zwingend alleine absolvieren. Einer der Vorteile seines Wohnortes. „Relativ viele aus dem Team wohnen in der Chiemsee-Region“, sagt Fischer. Die deutsche Ski-Cross-Mannschaft ist in diesem Winter noch mal gehörig gewachsen. Acht Männer und drei Frauen gehen im Weltcup an den Start und reisen geschlossen durch die Länder. Da muss es teamintern stimmen, um Reibereien zu vermeiden.

Dennoch ist freilich Konkurrenzdruck da. Nur vier Männer können an der WM Ende März in der Schweiz teilnehmen. Und langfristig werfen auch die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina d‘Ampezzo bereits ihre Schatten voraus. „Die Olympia-Teilnahme ist mein klares Ziel“, betont Florian Fischer.

Florian Fischer: Tennis mit Eisenbichler und schießen im Biathlon-Stadion

Dann kommt die gesamte Wintersport-Familie zusammen. Man kennt und schätzt sich auch über die Sportarten hinweg. Mit Skisprung-Ass Markus Eisenbichler etwa ist der Gräfelfinger gut befreundet, im Sommer spielten sie viel gemeinsam Tennis. Mit Rodler Tobias Arlt versteht er sich ebenfalls gut, und im Sommer durfte der 24-Jährige mal im Ruhpoldinger Biathlon-Stadion auf die Scheiben schießen – in Crocs. Die Bilanz: vier von fünf getroffen. Eine zweite Karriereoption, falls es mit dem Ski Cross doch nichts wird? „Auf gar keinen Fall“, sagt Fischer lachend. „Ich werde in diesem Leben kein Ausdauersportler mehr. Von den körperlichen Voraussetzungen eher Bob-Anschieber.“

Apropos Bob: Den langjährigen Dominator dieser Sportart, Francesco Friedrich, traf Fischer bei einem Bundespolizei-Lehrgang. „Man lernt also ziemlich viele schwer mit Medaillen behangene Leute kennen“, sagt der Würmtaler fast ehrfürchtig, ehe er sich verabschiedet. Im Optimalfall gehört er irgendwann selbst dazu.
mg

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