„Deutschland hat ein Messer-Problem“: Polizei schlägt Alarm – aber aktuelle Zahlen fehlen
Die Gewerkschaft der Polizei fordert Maßnahmen gegen Messer-Kriminalität in Deutschland. Das „Phänomen“ habe sich verstärkt. Aber belastbare Zahlen fehlen.
Berlin – Messerangriffe nehmen aus Sicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Deutschland überhand. „Der Politik fehlen zunehmend die Ideen im Kampf gegen dieses Phänomen“, sagt GdP-Chef Jochen Kopelke der Deutschen Presse-Agentur. Er fordert mehr Video-Überwachung im öffentlichen Raum und neue Technologien.
Messerangriffe in Deutschland: Gewerkschaft der Polizei fordert mehr Personal und Ausstattung
Dazu brauche es Geld, betont der Polizei-Gewerkschaftler. Prävention und Gefahrenabwehr müssten gestärkt werden, die Polizei brauche sowohl mehr Personal als auch eine bessere Ausstattung. Bereits im September hatte die Polizei nach dem Solingen-Anschlag eine Sofortmaßnahme über eine Milliarde Euro gefordert.
Seit dem tödlichen Anschlag von Solingen steht die Diskussion um Messerangriffe nicht still. Im August beschloss die Ampel-Koalition das sogenannte Sicherheitspaket – das im Bundestag zwar angenommen, vom Bundesrat in Teilen aber gestoppt wurde. Kernpunkt: Das Verbot von Waffen bei Volksfesten oder Sportveranstaltungen gilt nun ausdrücklich auch für Messer.
GdP-Chef spricht von Unsicherheit in Deutschland: „Messer sind günstig und einfach zu kaufen“
„Messer sind günstig und einfach zu kaufen. Das bereitet uns in der Polizei große Sorgen“, sagt Kopelke. Menschen in Deutschland fühlten sich wegen der Messer-Kriminalität in Deutschland sehr unsicher.
Belastbare Zahlen fehlen dazu allerdings. 2023 registrierte die Polizei 8951 Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung mit Messern – auch Drohungen mit Messern gingen in diese Statistik ein. Bundesweite Zahlen für das Jahr 2024 liegen jedoch nicht vor.
Trend zu Messerangriffen? Kriminologe bleibt vorsichtig – „Zahlen könnten höher ausfallen“
„Die Frage ist, was man als Problem definiert. Schon eine schwere Tat gibt natürlich Anlass, darüber nachzudenken, wie so etwas passieren konnte“, sagte Kriminologe Dirk Baier dem MDR im Juli. Daten der polizeilichen Kriminalstatistik zeigten damals einen Anstieg der Messerangriffe in Deutschland.
Kriminologe Baier wendete ein, diese Zahlen seien jedoch wenig belastbar. „Die aktuellen Zahlen könnten auch deshalb höher ausfallen, weil wir seit einiger Zeit intensiver über Messereinsatz reden und daher auch möglicherweise mehr solche Delikte zur Anzeige kommen“, erklärt er. „Ich wäre daher noch vorsichtig, von einem Trend zu sprechen.“
Außerdem werden Zahlen zu Messerangriffen erst seit 2021 systematisch erhoben. Statistiken aus den ersten beiden Jahren sind aus Sicht des Kriminologen deshalb mit Unsicherheit behaftet. Bei der Erfassung der Delikte habe sich erst eine Routine etablieren müssen. (moe)