Neue Luftangriffsstrategie - Das perfide Hauptziel von Putins Drohnen-Terror gegen die Ukraine

 

Der österreichische Oberst Markus Reisner glaubt, dass noch zwei weitere Kriegsziele Putins mit Hilfe der massiven Luftangriffe erreicht werden sollen. Zum einen liege der Fokus auf der kritischen Infrastruktur, so der Militärexperte gegenüber „ NTV “.

Die etwa zehn bis 15 Prozent, die die Ukrainer wieder instand setzen konnten, „will die russische Seite zerstören“. Dazu kämen Logistik, Lager und Kommandostrukturen der ukrainischen Streitkräfte, so Reisner.

Zum anderen soll die ukrainische Luftabwehr laut dem Experten an ihre Grenzen gebracht werden. Russland setzte darauf, dass die Ukraine ihre Munitionsvorräte durch den Einsatz gegen eine Vielzahl von Drohnen und Raketen schnell aufbraucht.

Um die Wirksamkeit dieser Strategie zu gewährleisten, würden zunächst Drohnen zur Ablenkung der Luftabwehrsysteme eingesetzt, gefolgt von fortschrittlicheren Waffensystemen wie Marschflugkörpern und den schnellen, tief fliegenden Hyperschallraketen vom Typ Kinschal, so der Oberst.

„Die russische Militärproduktion läuft auf Hochtouren“

Doch auch die Lage im russischen Belgorod ist weiterhin angespannt. „Am Morgen gab es zwei Angriffe“, sagte der Gouverneur der Grenzregion, Wjatscheslaw Gladkow, am Mittwoch. Die russische Luftabwehr teilte mit, sie habe sechs Raketen über der Stadt abgefangen.

Die Ukraine schoss demnach erneut zurück. Solche Reaktionen bringen Putin in Zugzwang, sagt Libman. „Man kann sich leider vorstellen, dass wir in diesem Krieg immer mehr Fälle sehen werden, in denen beide Seiten Angriffe auf zivile Ziele starten und darauf mit weiteren Angriffen auf zivile Ziele reagieren.“

Bilder und Nachrichten von Raketeneinschlägen in der Ukraine werden in den sozialen Netzwerken in nächster Zeit aber wohl häufiger kursieren als Meldungen über Angriffe auf russischem Terrain.

„Die russische Militärproduktion läuft auf Hochtouren, daher ist es durchaus vorstellbar, dass Russland langfristig die Ressourcen für solche Angriffe haben wird“, meint Libman. In dieser Hinsicht habe man Moskau unterschätzt.

„Vor zwei Jahren gab es tatsächlich Erwartungen, dass die russische Militärproduktion aufgrund der Sanktionen zusammenbrechen würde“, so der Experte. Doch bereits in diesem Sommer habe sich gezeigt, dass der russische Rüstungsindustriekomplex viel robuster sei, als viele gedacht hätten.

Ukraine muss Luftabwehr mit westlicher Unterstützung ausbauen

Für die Ukraine sei es nun vor allem wichtig, mit westlicher Hilfe eine Luftverteidigung aufzubauen, um die großen Städte und die wichtigsten Infrastrukturobjekte zu schützen, so Libman.

„Da die Ukraine ein sehr großes Land ist, ist es unwahrscheinlich, dass das gesamte Territorium abgedeckt werden kann. Aber die Verstärkung der Luftverteidigung für besonders wichtige Objekte ist ein zentrales Ziel, bei dem es auf jeden Fall realistische Verbesserungsmöglichkeiten gibt.“

Dass die Ukraine zu Gegenschlägen fähig ist, hat sie bereits bewiesen. Die Strategie, symmetrische Angriffe auf zivile Ziele Russlands zu führen, hält Libman allerdings für fragwürdig: „Wir wissen eigentlich schon aus dem Zweiten Weltkrieg - und aus den ersten zwei Jahren des Krieges in der Ukraine -, dass Angriffe auf zivile Ziele militärisch nichts bringen.“

Eine andere Frage sei, ob es der Ukraine gelingen werde, die von Russland besetzten Gebiete militärisch zu befreien - „aber da würde ich im Moment keine Prognose wagen“, so der Experte.