Finanzielle Stabilität - Geizige Mütter, verschuldete Väter: Wie man Kindern einen gesunden Umgang mit Geld vorlebt
In der Schule steht das Thema Finanzen, anders als Mathe, Deutsch und Englisch, nur selten auf dem Stundenplan. Doch die Weichen für einen gesunden Umgang mit Geld sollten bereits im Kindesalter gestellt werden. Es ist deshalb wichtig, dass die Familie einen geschützten Rahmen bietet, in dem Kinder frühzeitig und spielerisch an das Thema herangeführt werden können.
Wie fängt man an und wie kann man das vermeintlich trockene Thema spielerisch vermitteln?
Kinder wachsen heute oft mit der Erfahrung auf, dass die meisten Dinge schnell und einfach zugänglich sind. Doch bekommen sie alles, was sie wollen, lernen sie nur schwer, dass eine neue Anschaffung einen Geldwert hat und irgendwer, meist die Eltern, dafür gearbeitet hat.
Bereits vor dem siebten Lebensjahr bekommen Kinder finanzielle Gewohnheiten der Eltern mit, etwa ob diese zu übermäßigem Konsum neigen oder häufig besorgt über das Thema Geld sprechen. Bevor man sich also fragt, wie man seinen Kindern den verantwortungsvollen Umgang mit Geld beibringen kann, sollte man sich aufgrund dieser Vorbildfunktion zuallererst mit sich selbst und dem eigenen Finanzverständnis beschäftigen.
Wer hier noch Lücken hat, kann sich das fehlende Wissen über Ratgeber aneignen, mit Freund:innen regelmäßig über die eigenen Finanzen sprechen und die eigenen Ein- und Ausgaben in einem Haushaltsbuch festhalten.
Unterschied zwischen Wollen und Brauchen
Zur Vorbildfunktion gehört auch das Weitergeben von Werten. Es gilt, den eigenen Kindern zu vermitteln, dass es einen wichtigen Unterschied zwischen Wollen und Brauchen gibt. Es kann zum Beispiel helfen, einige Tage Bedenkzeit darüber zu geben, ob das neue Spielzeug jetzt wirklich gebraucht wird oder nach etwas Überlegung vielleicht doch gar nicht mehr so spannend ist.
Wichtig ist auch, das Feingefühl für die Balance zwischen Großzügigkeit und Sparsamkeit zu vermitteln sowie die wichtige Botschaft, dass der Selbstwert nicht von Konsum abhängig ist.
Generell empfehle ich, offen mit dem Thema Geld umzugehen und Kinder daran teilhaben zu lassen. Das kann beim gemeinsamen Überprüfen der Kontoauszüge oder dem Geldabheben am Bankautomaten geschehen. Das altbekannte Kaufladen-Spielen oder ein gemeinsames Budgetieren des nächsten Kindergeburtstages oder Familienausfluges können dabei helfen, ein Bewusstsein für den Wert von Waren zu entwickeln.
Tipps für das Taschengeld
Ein weiteres wichtiges Thema: Taschengeld. Ab dem Alter von vier bis fünf Jahren entwickeln Kinder ein erstes Verständnis von Zahlen, sodass ab diesem Alter das erste Taschengeld ausgezahlt werden kann. Hierbei sollte eine fixe Summe definiert sein, die in einem festgelegten Intervall und niemals im Vorschuss an das Kind ausgezahlt wird.
Wir können etwas beruhigt sein, denn die aktuelle Elterngeneration scheint hinsichtlich der Vermittlung finanzieller Kompetenzen an ihre Kinder vieles richtig gemacht zu haben. Das zeigt zumindest der Blick auf die aktuelle Studienlage: So kommt eine Befragung eines Zahlungsdienstleisters aus dem Jahr 2023 zum Ergebnis, dass mehr als zwei Drittel der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren regelmäßig mit Freund:innen und Familie über ihre Finanzen sprechen.
Und laut dem Schufa-Jugendfinanzmonitor 2024 ist nahezu allen jungen Erwachsenen, nämlich 94 Prozent, Einkommen und finanzielle Stabilität wichtig. Ein Trend, der in die richtige Richtung zeigt –und von Eltern unbedingt unterstützt werden sollte. Denn wer die Wichtigkeit von finanzieller Unabhängigkeit in jungen Jahren vermittelt bekommt, dem fällt es später leichter, seine Finanzen selbst in die Hand zu nehmen.
Von Natascha Wegelin
Das Original zu diesem Beitrag "Geizige Mütter, verschuldete Väter: Wie man Kindern einen gesunden Umgang mit Geld vorlebt" stammt von Tagesspiegel.