Verfolgungsjagd von Bochum nach Belgien - Polizei vereitelt Millionen-Coup und nimmt „Ausbrecherkönig“ fest

Die Polizei hat einen Raubüberfall auf ein Werttransportunternehmen in Bochum und damit einen Millionen-Coup vereitelt. Unter den Festgenommenen ist der bekannte „Ausbrecherkönig“ Antonio Ferrara, wie es aus Sicherheitskreisen hieß. Es sei ein großer Coup geplant gewesen, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. „Das sollte in die Millionen gehen“, ergänzte Staatsanwalt Julius Sterzel. 

Sicherheitskräfte aus Nordrhein-Westfalen, Frankreich und Belgien nahmen insgesamt zwölf Verdächtige fest, die einer gewaltbereiten kriminellen Vereinigung zugeordnet werden. Darunter hätten sich etliche weitere Schwerkriminelle befunden, die vor nichts zurückschrecken, sagte die Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau bei einer Pressekonferenz in Brüssel. Es handele sich um Männer im Alter von 40 bis 51 Jahren.

„Ausbrecherkönig“ Ferrara gefasst - Fahnder hatten ihn seit Wochen im Visier

Ferrara war bereits wegen Raubüberfällen und versuchten Mordes verurteilt worden und mehrmals aus Gefängnissen geflohen. Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau gab seine Festnahme bekannt.

Französische und belgische Fahnder seien der Tätergruppe um „Ausbrecherkönig“ Ferrara bereits seit Wochen dicht auf den Fersen gewesen, sagte die Pariser Staatsanwältin. Spezialermittler für organisierte Kriminalität hätten bereits am 24. November vergangenen Jahres ein Verfahren wegen der Vorbereitung eines Raubüberfalls eingeleitet. Als klar wurde, dass die Schwerkriminellen das Geldlager im Ruhrgebiet ins Visier nahmen, sei Deutschland in die grenzüberschreitenden Ermittlungen einbezogen worden, sagte Staatsanwalt Moinil.

Die Fahnder, die die Tätergruppe observierten, hätten beobachtet, wie die Täter hochmotorisierte Autos stahlen, ein Versteck im belgischen Eupen nahe Aachen anmieteten und ihre Waffen vorbereiteten. „Seit einigen Tagen wurden die Vorbereitungen intensiver und alles deutete darauf hin, dass der Überfall unmittelbar bevorstand.“

Verfolgungsjagd bis nach Belgien

Die Gruppe sei mit hochmotorisierten Fahrzeugen auf dem Weg nach Bochum gewesen, als sie von Einsatzkräften überrascht worden sei, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Düsseldorf mit. 

Es kam zu einer Verfolgungsjagd: Die Verdächtigen seien zunächst nach Belgien geflohen, dort aber kurz hinter der Grenze von belgischen Sicherheitsbehörden gestellt worden. Nach Angaben der belgischen Nachrichtenagentur Belga erfolgte die Festnahme Ferraras und der anderen Verdächtigen im belgischen Eupen.

Einer der Kriminellen habe bei seinem Fluchtversuch einen Beamten angefahren und sei durch den anschließenden Schuss eines Polizisten verletzt worden. Er kam in eine Klinik in Deutschland und befindet sich außer Lebensgefahr, ebenso wie der angefahrene Beamte.

Beschuldigte gelten als hochgefährlich

Die Beschuldigten würden als hochgefährlich und extrem gewalttätig eingeschätzt. Der Festnahme seien verdeckte Maßnahmen und eine intensive internationale Zusammenarbeit vorangegangen, hieß es in Düsseldorf. Im Zuge der Polizeiaktion kam es auch zu einer Durchsuchung in Hagen, durchgeführt von schwer bewaffneten Spezialkräften.

Neun der Festnahmen erfolgten nach Medienberichten in Eupen, drei weitere in Brüssel. Bei weiteren Durchsuchungen im Zusammenhang mit den Tatverdächtigen seien Wertgegenstände sichergestellt worden, darunter Luxusuhren im Wert von mehreren 100.000 Euro, sagte Staatsanwalt Moinil.

Ferrara seit 2022 in Freiheit

Ferrara war 2003 spektakulär aus einem Gefängnis bei Paris entkommen. Ein mit Kalaschnikows bewaffnetes Befreiungskommando stürmte damals die Haftanstalt in Fresnes und sprengte das Gefängnistor auf. Verletzt wurde bei der filmreifen Aktion niemand. Ferrara wurde allerdings vier Monate später wieder festgenommen. 

Er war zuvor schon 1998 aus der Haft geflohen. Er erwartete dort ein Gerichtsverfahren wegen mehrerer Raubüberfälle und eines Mordversuchs. Erst vier Jahre später konnte er damals wieder gefasst werden. 2010 wurde er in Paris zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Zu seinen Spezialitäten zählt das Aufsprengen von Geldtransportern.