Weil Kunden es so wollen: Sparkasse wagt sich plötzlich doch auf heikles Terrain
In der Vergangenheit waren die Bedenken groß. Doch nun haben die Sparkassen den Handel mit Krypto-Währungen erneut auf ihre Tagesordnung gehoben.
Die deutschen Sparkassen überdenken ihre Kryptostrategie: Ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) bestätigte, dass der Kryptohandel derzeit in den Gremien diskutiert werde. Damit deutet sich eine Kehrtwende an mit der Folge, dass die Sparkassen ihren Kunden den Handel mit Bitcoin künftig anbieten könnten. Der Grund dafür ist offenbar die wachsende Kundennachfrage nach digitalen Anlageformen sowie die Konkurrenz durch alternative Finanzdienstleister, die bereits seit Jahren Kryptoprodukte anbieten.

Der Bitcoin ist in vielen Finanz- und Investorenkreisen salonfähig geworden. In den vergangenen vier Jahren hat die Kryptowährung ihren Preis von 6200 auf zwischenzeitlich 92.000 US-Dollar Mitte November 2024 verfünfzehnfacht. Auch andere Kryptowährungen wie Ether und Solana verzeichneten starke Kurszuwächse. Experten erklären die jüngste Rallye mit der Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten. Trump positionierte sich während des Wahlkampfs als Befürworter von Kryptowährungen. Das befeuerte unter Krypto-Anlegern die Hoffnung auf eine breite Akzeptanz und möglicherweise günstigere Regulierung.
Die Nachfrage bei den Kunden zwingt die Sparkassen zum Handeln
Die Sparkassen hingegen zeigten sich in der Vergangenheit zurückhaltend. Sicherheitsbedenken, regulatorische Unsicherheiten und das Risiko eines Reputationsschadens spielten dabei eine zentrale Rolle. Allerdings gab es im Jahr 2021 schon einmal einen Anlauf, den Krypto-Handel zu ermöglichen. Doch diese Pläne konnten sich in den Gremien nicht durchsetzen. Der DSGV plädierte damals dafür, dass sich die Sparkassen stärker auf konservative Anlageformen konzentrieren sollten.
Der zunehmende Druck des Marktes scheint diese Haltung nun aber zu lockern. Immer mehr Sparkassenkunden interessieren sich für Bitcoin, nicht zuletzt aufgrund der positiven Marktentwicklung und der zunehmenden Etablierung von Bitcoin als digitales Asset. Nach Angaben des „Handelsblatts“ will der Gesamtvorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) in dieser Woche daher erneut über seine Krypto-Strategie beraten.
Veränderte Rahmenbedingungen innerhalb der EU
Inzwischen haben sich auch die Rahmenbedingungen auf den Finanzmärkten deutlich verändert. Mit der Einführung der EU-weiten Verordnung „Markets in Crypto-Assets“ (MiCA) erhalten die Sparkassen eine neue Grundlage für den Umgang mit Bitcoin und anderen Krypto-Währungen. Diese Verordnung, die ab 2024 und insbesondere im kommenden Jahr schrittweise in Kraft tritt, schafft erstmals einen einheitlichen regulatorischen Rahmen innerhalb der EU. Vor allem für konservative Finanzinstitute wie die Sparkasse bietet MiCA einen klaren Leitfaden zu Lizenzanforderungen, Sicherheitsvorkehrungen und Verbraucherschutz. Damit scheinen viele der bisherigen Unsicherheiten, die zur Ablehnung des Bitcoin-Pilotprojekts führten, beseitigt zu sein.
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Sollte es tatsächlich zu einem Umdenken kommen, müssten die Sparkassen entscheiden, wie sie den Handel mit Bitcoin sicher, kundenfreundlich und gleichzeitig profitabel gestalten. Eine Möglichkeit wäre, eine eigene Handelsplattform zu entwickeln. Alternativ könnten die Banken auch auf die Zusammenarbeit mit etablierten Anbietern setzen, wie es regionale Institute bereits tun. Der Fokus dürfte zunächst auf der Schaffung einer konzeptionellen Grundlage liegen. Erst wenn diese Phase abgeschlossen ist, könnte im nächsten Jahr über eine mögliche Umsetzung abgestimmt werden. Dabei dürfte nicht nur die technische und regulatorische Machbarkeit, sondern auch die strategische Positionierung innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe eine zentrale Rolle spielen.