Wenn Mama ihren achten Geburtstag feiert

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Heuer gibt es endlich wieder einmal eine echte Geburtstags-Party bei den Kohlhubers. © Tom Obermeier

Eitting - Alexandra Kohlhuber aus Eitting kam in einem Schaltjahr am 29. Februar zur Welt. Die Dreifach-Mama feiert nur alle vier Jahre richtig Geburtstag, heuer wird sie acht.

Eitting – Wenn Alexandra Kohlhuber morgen die Kerzen auf ihrem Geburtstagskuchen ausbläst, ist ihr der Spott ihres ältesten Sohnes gewiss. „Herzlichen Glückwunsch zum achten Geburtstag“, sagt er dann. „Du weißt schon, Mama, dass ich schon längst älter bin als du.“ Alexandra Kohlhuber wurde an einem 29. Februar geboren. Und den gibt es nur alle vier Jahre. Heuer ist es endlich wieder mal so weit.

Es ist schon eine verrückte Rechnerei mit so einem Geburtstag. 32 Jahre wird Alexandra Kohlhuber heuer alt, darf aber streng genommen erst ihren achten Geburtstag feiern. Und am meisten Spaß daran hat eben ihr Sohn. Denn er selbst ist schon zwölf Jahre alt. Und was gibt es Schöneres für einen Heranwachsenden, als der Mama deutlich zu vermitteln, dass man in einer Sache die Nase vorn hat?

Die Eittingerin feiert heuer in kleinem Kreis, mit der Familie und den engsten Freunden. 29. hin oder her – es ist eben ein Donnerstag. In einem normalen Jahr kommt die Familie immer am 28. Februar zusammen, um Alexandra Kohlhuber hoch leben zu lassen. Die Alternative wäre der 1. März. „Ich wollte immer schon im richtigen Monat feiern, also eben am 28. Februar. Das haben in meiner Kindheit meine Eltern so angefangen, und dabei bleib ich“, erzählt Kohlhuber. Für abergläubische Sorgen, etwa dass vorzeitiges Gratulieren Unglück bringe, bleibe da schlichtweg kein Raum. „Irgendwie muss man das ja lösen“, sagt die Mutter von drei Buben ganz pragmatisch.

Ihren besonderen Geburtstag und all die Scherze von Freunden und Familie mitsamt der Anspielungen in Form von nur einer Hand voll Kerzen auf der Torte nimmt die gebürtige Moosinningerin gelassen. „Da brauchst du Humor, ändern kannst du’s eh nicht.“

Nur einmal habe ihr das verzwickte Geburtsdatum Kummer bereitet, erinnert sich die Eittingerin. „An meinem 18. Geburtstag durfte ich noch nicht alleine Auto fahren, da hab ich mich doch ganz schön geärgert.“

Vor 32 Jahren hatte Kohlhubers Mutter, nachdem sie den errechneten Geburtstermin für ihre Tochter am 26. Februar erfahren hatte, schon schwer geschluckt. „Das wird bestimmt ein Schaltjahrbaby“, sagte sie damals zu ihrem Mann. Die Ahnung der werdenden Mutter sollte sich erfüllen. Am Morgen des 29. Februar machte sich Alexandra auf den Weg, in den Mittagsstunden erblickte sie das Licht der Welt.

Sie ist also mehr oder weniger selbst schuld daran, jetzt immer vier Jahre warten zu müssen. Dafür aber feiert sie alle vier Jahre einen umso außergewöhnlicheren Tag – und mit 32 Jahren kann sie noch guten Gewissens auf U30-Partys tanzen, zumal wenn man erst acht Mal Geburtstag hatte . . .

Warum ein Schaltjahr?

Das Jahr im Alten Rom begann im März und zählte ursprünglich 355 Tage, jedes zweite Jahr wurde ein ganzer Schaltmonat hinter den letzten Monat, den Februar, gesetzt. Das veränderte Julius Cäsar, er führte das Schaltjahr ein.

Der Grund liegt bei den Gestirnen: Die Erde umrundet die Sonne nicht in exakt 365 Tagen, sondern in 365 Tagen, fünf Stunden und fast 49 Minuten. Damit das meteorologische Jahr mit dem Kalenderjahr übereinstimmt, gibt es alle vier Jahre einen 366. Tag. Würde man das unterlassen, dann fiele Weihnachten irgendwann in den Hochsommer. ujk

Kreißsaal und Standesamt

Ein Schaltjahr-Baby ist etwas Besonderes – aber nicht jede Mutter ist darauf erpicht, ihr Kind ausgerechnet an diesem Datum zur Welt zu bringen. Macht sich ein Kind von selbst auf den Weg, werden der Natur keine Grenzen gesetzt. Wehenhemmer zu verabreichen, nur um die Geburt noch ein paar Stunden bis zum 1. März hinauszuzögern, stehe der im Kreisklinikum Erding propagierten naturnahen Geburt diametral entgegen, sagt Klinik-Sprecher Markus Hautmann auf Anfrage unserer Zeitung.

Anders liegen die Dinge bei geplanten Kaiserschnitten oder Geburtseinleitungen. „Natürlich entscheiden auch unsere Schwangeren über den Zeitpunkt mit“, sagt Hautmann. Es gäbe durchaus Eltern, „die sogar mit diesem Datum als Geburtstag ihres Kindes liebäugeln“. Aber die Geburtshilfe sei immer für Überraschungen gut.

Außergewöhnliche Hochzeitstage sind bei Paaren sehr beliebt. Die Trauungstermine für Daten wie zum Beispiel den 2.4.24 sind oft schon weit im Voraus vergeben. Aber einen Hochzeitstag, den man nur alle vier Jahre feiern oder zum Leidwesen der besseren Hälfte vergessen kann? Das ist eher unbeliebt. Heuer hat sich in der Großen Kreisstadt Erding kein Paar gefunden, das sich am 29. Februar das Jawort geben wollte, berichtet Christian Wanninger, Pressesprecher der Stadt Erding, im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch in den vergangenen Schaltjahren sah das offenbar nicht anders aus. Die Standesbeamten könnten sich an „keine besonderen Ereignisse“ erinnern, heißt es aus dem Erdinger Rathaus – alles ganz normal. ujk

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