Mit einem Sieg über Jogi Löws VfB startete der FC Bayern die „Vizekusen-Saga“
Spannendes Meisterschaftsrennen in der Saison 1996/97. Vor dem 33. Spieltag lag der FC Bayern als Tabellenführer nur einen Punkt vor Bayer Leverkusen.
München – Vor 28 Jahren, am 24. Mai 1997, empfing der deutsche Rekordmeister im mit 63.000 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion den VfB Stuttgart mit seinem „magischen Dreieck“ Giovane Élber – Fredi Bobic – Krassimir Balakow, während Leverkusen beim rheinischen Rivalen in Köln antreten musste.
Giovanni Trapattoni (Co-Trainer Klaus Augenthaler), der vor der Saison nach einem Jahr Pause nach München zurück gekehrt war, ließ folgende Elf auflaufen:
Oliver Kahn – Markus Babbel; Thomas Helmer; Sammy Kuffour; Christian Ziege – Mario Basler; Christian Nerlinger; Mehmet Scholl – Ruggiero Rizzitelli; Marcel Witeczek; Jürgen Klinsmann.
Weltmeistercoach Löw auch mit dem VfB erfolgreich
Wie bereits in der Überschrift angedeutet, saß damals der spätere deutsche Weltmeistertrainer Jogi Löw auf der Bank des VfB. Er trainierte die Schwaben von 1996-98 und war dabei durchaus erfolgreich: Am Ende der Saison 1996/97 war der VfB in der Bundesliga Vierter und gewann den DFB-Pokal. In der nachfolgenden Saison kam er mit Stuttgart ins Endspiel um den Europapokal der Pokalsieger und unterlag dort dem FC Chelsea unglücklich mit 0:1.

Überhartes Topspiel mit zu Beginn wackligen Bayern
Die Bundesligapartie FCB gegen VfB war eine hochklassige, rassige – wobei es die Schwaben von Anfang an mit der Härte etwas übertrieben. Acht gelbe Karten und eine frühe Ampelkarte für Krassimir Balakow waren die Konsequenz.
Das Meisterschafts-Fernduell stand an jenem sonnigen Nachmittag im Mittelpunkt: Dabei gingen die Kölner durch einen Elfmeter von Österreichs Fußballheld Toni Polster sehr früh gegen die Werkself in Führung, was jedoch nicht die Bayern, sondern den VfB zu beflügeln schien: 0:1 durch Danny Schwarz in der 16. Minute. Christian Ziege beruhigte jedoch die Nerven der Bayern und ihrer Anhänger fast postwendend mit dem Ausgleich zum 1:1 (19.).
Das „magische Dreieck on fire“
Kurz darauf wurde es hektisch: Balakow flog mit Gelb-Rot vom Platz, der VfB immer aggressiver, die Bayern immer überlegener. Übrigens wurde in jenem Spiel das gesamte „magische Dreieck“ des VfB verwarnt bzw. des Feldes verwiesen: Auch Giovane Élber sah in seinem letzten Spiel für Stuttgart gegen Bayern Gelb, Fredi Bobic, der gegen den FCB immer mit Schaum vor dem Mund auflief, sowieso...
Als Scholl mit dem Halbzeitpfiff nach schöner Vorarbeit von Klinsmann das 2:1 für die Bayern erzielte und gleichzeitig die Kunde vom 2:0 aus Köln kam, glich das Olympiastadion bereits einem Tollhaus. Die Stimmung war insgesamt überragend an jenem 24. Mai 1997 – schönes Wetter – spannendes Spiel – gute überlegene Bayern – die ersehnte Meisterschaft nach zwei Jahren Pause (BVB!) vor Augen.
Bayern lassen sich von VfB-Ausgleich nicht verunsichern
Kurz nach der Halbzeit jedoch wieder ein Dämpfer: 2:2 durch Bobic! Wenig später kam die Kunde vom 3:0 in Köln – wieder Polster, wenigsten dort konnte wohl nichts mehr passieren. Aber die Bayern mussten gewinnen!
Und das taten sie auch: Ruggiero „Rizzigol“ Rizziteli per Kopfball nach Flanke von Basler (65.) und ein fulminanter Weitschuss von Witeczek (78.) verwandelten das Olympiastadion in eine einzige Partyzone. Polsters dritter Treffer zum 4:0 verkam da schon zur Nebensache, die Bayernfans sehnten nur noch den Schlusspfiff herbei, um ihre Helden auf dem Rasen zu feiern. Stadionsprecher Stefan Lehmanns Aufforderung, genau dies nicht zu tun, wurde natürlich ignoriert – gute alte Zeiten!
Bundesliga 1996/97 top in Europa
Die Bundesliga war damals die Europäische Topliga. Vier Tage später gewann Borussia Dortmund, in der Meisterschaft weit abgehängt, ausgerechnet im Münchner Olympiastadion gegen Juventus Turin die Champions League (3:1), während die Schalker „Euro-Fighter“ – lediglich Zwölfter in der BL-Abschlusstabelle - in den Endspielen gegen Inter Mailand im UEFA-Pokal die Oberhand behielten und dort Titelnachfolger der Bayern wurden.
Der Beginn von „Vizekusen“
Bayer Leverkusen wurde in jener Bundesliga-Spielzeit übrigens zum ersten Mal Vizemeister, fünf weitere teils höchstdramatische Vizemeisterschaften sollten folgen. Der Beginn von „Vizekusen“.
Im Jahr zuvor wäre die Werkself übrigens beinahe noch abgestiegen, den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit hatte man erst im letzten Spiel im direkten Duell mit dem 1. FC Kaiserslautern abwenden können: Die älteren Fußballfans werden sich sicherlich an die Tränenbilder mit Andi Brehme und Rudi Völler erinnern. Das Comeback Lauterns - sofortiger Wiederaufstieg und einziger BL-Meister als Aufsteiger - war jedoch ebenfalls beeindruckend.