Stellenabbau bei Bayer: So versucht der Pharma-Riese seine Mitarbeiter wieder loszuwerden
Der Pharma-Konzern Bayer will sparen – auch bei den Jobs. Vor allem beim Stellenabbau-Programm drückt das Unternehmen aufs Gas.
Leverkusen – Der Agrarchemie- und Pharma-Konzern Bayer muss sparen. Dafür hat das Unternehmen seiner Belegschaft schon im Januar ein umfangreiches Stellenabbau-Programm vorgestellt. Nun wird deutlich, wie dringlich bei Bayer der Umbau vorgenommen wird – viele Jobs sollen wegfallen.
Bayer will neue Organisationsstruktur - und Stellenabbau
Der neue Vorstandsboss Bill Anderson will die Konzernstruktur ändern – er hat schon im Vorfeld laut kritisiert, dass es zwischen ihm und dem Kunden bis zu zwölf Hierarchiestufen im Unternehmen gebe. Bei der Einführung des neuen Organisationsmodells sollen nun alle Konzernbereiche auf mögliche Einsparungen zu durchleuchtet werden. Die Arbeitsabläufe sollen effizienter gestaltet werden. Jobs, die als überflüssig erachtet werden, werden wegfallen. Wie viele das sein werden, ist noch unklar.
Bayer hat in Deutschland derzeit 22.200 Beschäftigte, weltweit sind es 101.000. Auch im Ausland soll die Sinnhaftigkeit von Managementfunktionen durchleuchtet werden. Die neue Organisationsstruktur, die weniger Entscheidungsebenen als bisher vorsieht, soll bis Ende 2025 installiert sein. Arbeitnehmern, deren Job wegfällt, sollen Abfindungen angeboten werden.

Bayer will mit Prämien Mitarbeiter zum Gehen bewegen
Für die Betroffenen gibt es zwei interne Programme, wie das Handelsblatt unter Berufung auf Insider berichtet. Das erste heißt demnach „AHV 56-“ und gilt für Beschäftigte bis 56 Jahre. Sie erhalten das 1,2-fache ihres Bruttomonatsgehalts mal Dienstjahre. Sozialzuschläge gibt es für Verheiratete und den Nachwuchs, so die Zeitung.
Zudem gibt es eine Sprinterprämie, die zeigt, wie wichtig es Bayer ist, dass viele Beschäftigte das Unternehmen möglichst schnell verlassen. Bei dieser erhält man dann Abfindungen sogar mit dem Faktor 1,5, wenn man innerhalb von sechs Monaten zuschlägt und geht. Dabei werden mindestens acht und höchsten 35 Dienstjahre gezählt – also sind im Höchstfall 52,5 Monatsgehälter Abfindung möglich.
Das zweite Programm heißt „Flexi-AHV 57+“ und gilt für betroffene Beschäftigte ab 57 Jahren, die schon mindestens 35 Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben. In diesem Fall könnte man die Abfindung sechs Jahre lang monatlich erhalten – Richtwert ist auch hier das Bruttogehalt plus Zuschläge. Wer viel Arbeitszeit angespart hat, kann so laut Betriebsrat sogar erreichen, dass die Zahlungen von Bayer bis zum Eintritt in den regulären Ruhestand reichen, wie das Handelsblatt berichtet. Laut der Zeitung seien die Angebote für Abfindungen bei Bayer höher als üblich.
Einfach rausschmeißen wie in den USA kann der Konzern die Mitarbeiter hierzulande nicht: Bis Ende 2026 sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen, es könnte also erst in drei Jahren zu noch mehr Stellenabbau kommen, wenn das Programm mit den Abfindungen sich nicht als ausreichend effizient erweisen sollte.
Keine Kassenschlager? Trübe Aussichten für Bayer
Bayer selbst wollte sich zu den Abfindungsprogrammen nicht äußern. Das Pharma-Unternehmen kämpft mit trüben Aussichten, da es an zukunftsträchtigen Kassenschlagern fehlt. Jahrelang spülten der Gerinnungshemmer Xarelto und das Augenpräparat Eylea Milliarden in die Kassen. Doch deren Patente laufen in den unterschiedlichen Märkten Schritt für Schritt aus, wodurch die Einnahmen sinken – Nachahmer-Präparate von Konkurrenten setzen den deutschen Konzern unter Druck. „Bayer befindet sich derzeit aus unterschiedlichen Gründen in einer schwierigen Lage“, sagt Arbeitsdirektorin und Bayer-Vorstandsmitglied Heike Prinz.
Mit Material der dpa