Deutscher Viehvermarkter soll Lieferpapiere von 1100 Rindern manipuliert haben

Mehr als drei Monate lang soll die genossenschaftlich organisierte Raiffeisen Viehzentrale (RVZ) Tiere mit dem Etikett „Haltungsstufe 3“ versehen haben, obwohl sie aus schlechterer Haltung kamen. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. In der Folge kamen so mutmaßlich mehrere Hundert Tonnen falsch deklariertes Fleisch und falsch deklarierte Wurst in den Handel. Die RVZ gibt „Fehler“ zu und spricht von „Widersprüchlichkeiten bei Lieferungen von Großvieh“.

Dem Bericht zufolge deckten Kontrolleure der bundesweit für Qualitätssicherung in der Fleischwirtschaft zuständigen QS Qualität und Sicherheit GmbH die Manipulationen auf. Sie sollen sich zwischen November 2023 und Januar 2024 abgespielt haben. Die SZ zitiert aus einem internen Rundschreiben, in dem QS-Geschäftsführer Alexander Hinrichs den Vorgang als „sehr schwerwiegenden Verstoß“ und „Sanktionsfall von erheblicher Tragweite“ einstuft.

Unterschrift gefälscht

Demnach sollen bei zwei Transporten einmal bei 24, im anderen Fall bei 28 Schlachtbullen die Ohrenmarkennummern ausgetauscht und die Unterschrift eines Rinderhalters gefälscht worden sein. Bei 41 weiteren Tiertransporten seien weitere mindestens 1135 Rinder mit „falschen Angaben zu den Herkunftsbetrieben“ in Schlachthöfen gelandet, zitiert die SZ aus dem QS-Rundschreiben. Stets sei der Eindruck erweckt worden, all diese Tiere stammten aus Betrieben mit Haltungsform 3. In Wahrheit kamen sie aus Betrieben mit niedriger eingestufter Stallhaltung.

Der Raiffeisen-Viehvermarkter RVZ mit Sitz in Wolpertshausen (Baden-Württemberg) sammelt einem Experten zufolge pro Jahr 4,5 Millionen Tiere auf Bauernhöfen ein und bringt sie in Schlachthöfe. Die Tricksereien spielten sich bei der damaligen RVG Werne mit Sitz im Münsterland ab, die wenig später mit der Viehzentrale Südwest zur Raiffeisen Viehzentrale fusionierte. Ein RVZ-Sprecher erklärte auf SZ-Anfrage lediglich, es sei „eine unabhängige, externe Prüfung im Gange“. Dabei seien Wirtschaftsprüfer von KPMG „auch damit beauftragt die vor- und nachgelagerten Zeiträume zu untersuchen“. Also zu überprüfen, ob es auch vor November 2023 oder nach Januar 2024 zu ähnlichen Manipulationen kam. „Eine weitere Stellungnahme auf Ihre Fragen ist aufgrund der laufenden Prüfung nicht möglich.“