Jetzt brodelt nicht nur Italiens Supervulkan: 31 Erdbeben am Vesuv gemessen
Seit Monaten terrorisiert der Supervulkan der phlegräischen Felder die Menschen im Westen Neapels mit Erdbeben. Am Samstag meldete sich der Vesuv im Süden der Stadt mit heftigen Erdstößen.
Neapel – Der Großraum Neapel im Süden Italiens wird seit Monaten durch eine Erdbebenserie am Supervulkan der phlegräischen Felder erschüttert. Erst am Samstagmorgen sorgte ein Erdstoß der Magnitude von 3,9 für Aufregung. Diese Beben könnte Vorboten eines neuen Ausbruchs des Supervulkans sein. Kurzfristig fürchten die Behörden allerdings vor allem heftigere Beben, auch wenn sie plötzliche Ausbrüche kleinerer Art in Wohngebieten nicht ausschließen können.
Alarmierende Erdstöße in Italien: Vesuv überrascht mit 31 Beben am frühen Morgen
Am Sonntagmorgen (28. April) schreckte dann plötzlich der Vesuv die Bürger, die an seinem Fuß wohnen, auf. Morgens um 5.55 Uhr gab es einen Erdstoß der Magnitude 3,1 in einer Tiefe von 400 Metern unter dem Krater. Bis 7.44 Uhr meldete am Sonntag das Vesuv-Observatorium des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie INGV 30 weitere Erschütterungen. Zwei hatten eine Magnitude von 1,8 und 1,9. Sie ereigneten sich ganz nahe an der Oberfläche. Es war das stärkste Erdbeben am Vesuv seit 1999. Damals hatte einen Erdstoß der Stärke 3,6 gegeben, der stärkste seit dem letzten Ausbruch 1944.
Einige Bewohner der Gemeinden am Vesuv spürten laut tgcom24 das Erdbeben am Sonntag, insbesondere diejenigen, die in Wohnungen in den oberen Stockwerken wohnen. Bereits Mitte März hatte ein Beben am Vesuv mit einer Stärke von 3 auf der Richterskala mit einem Epizentrum in drei Kilometer Tiefe die Anwohner.
Vulkan-Aktivitäten in Italien: Das letzte Mal brach der Vesuv vor 80 Jahren aus
Zuletzt war der Vesuv am 18. März 1944 ausgebrochen. Die Erdstöße waren damals laut ilmattino.it in einem Umkreis von 20 Kilometern in den angrenzenden Orten und in den südöstlichen Stadtteilen von Neapel zu spüren. Vielerorts flüchteten die Menschen aus Angst auf die Straße. Es wurden am Abend aber keine Schäden gemeldet.
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Bodennahe Beben im Bereich des Vesuv-Kraters sind nichts Ungewöhnliches. Wissenschaftler erklären diese Erdstöße mit Senkungsbewegungen im Kraterbereich zurück. Es handelt sich um Nachwehen des letzten Ausbruchs des Vulkans. Damals wurden 12.000 Menschen evakuiert, dennoch fanden 26 Einwohner den Tod. Die Ortschaften Massa di Somma und San Sebastiano wurden fast komplett unter Lava begraben.
Vor knapp 2000 Jahren brachte der Vulkan die Hölle über Pompeji
Traurige Berühmtheit hat allerdings der Ausbruch des Vesuvs im August 79 nach Christus. Damals wurden die Städte Pompeji und Herculaneum und weitere Orte zerstört und verschüttet, 4000 bis 5000 Menschen starben. „Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Erdbebenschwarm in den Campi Flegrei und den Erschütterungen, die heute Morgen im Vesuvgebiet zu spüren waren“, versucht Mauro Antonio Di Vito, Direktor des Vesuv-Observatoriums, die Bürger zu beruhigen.

„Wir sind mit einer ‚normalen‘ Aktivität des Vulkans konfrontiert“, erklärt Di Vito bezüglich des Vesuvs. „Es ist leicht, jedes Erdbeben mit dem seismischen Schwarm in den Phlegräischen Feldern in Verbindung zu bringen, aber ich wiederhole: Es gibt keinen Zusammenhang. Es sind zwei völlig verschiedene Vulkane.“ Wissenschaftler haben nach einer Untersuchung der Ablagerungen der beiden Vulkansystems eine unterschiedliche chemische Zusammensetzung festgestellt, eine gemeinsame Magmakammer wurde darum zuletzt ausgeschlossen.
Wissenschaftler schließt Zusammenhang mit den phlegräischen Feldern aus.
Derzeit ist die Alarmampel am Vesuv auf Grün, im Gegensatz zu der an den phlegräischen Feldern, die dort auf Gelb steht. Die nächsten Stufen sind Orange und Rot. Bleibt der grüne Alarm im Vesuv-Gebiet bestehen? Di Vito: „Natürlich spreche ich jeden Tag mit dem Katastrophenschutz: Es gibt überhaupt keine Umstände, um den aktuellen Zustand zu ändern.“
Der amerikanische Vulkanologe Michael Sheridan und sein Kollege Giuseppe Mastrolorenzo vom Vesuv-Observatorium legten 2007 laut nationalgeographic.de ein Intervall von etwa 2000 Jahren zwischen den heftigsten Eruptionen zugrunde. Der letzte große Ausbruch war 79 nach Christus. Sie berechneten, dass die Wahrscheinlichkeit eines großen Ausbruchs zurzeit höher ist als 50 Prozent. Wie bald es Anzeichen für so einen Ausbruch geben könnte, ist umstritten.
Dem Ausbruch von 79 nach Christus war 17 Jahre zuvor ein schweres Erdbeben vorausgegangen, das möglicherweise durch die Sackung einer Scholle des Herddaches des Vulkans am Krater oder das Aufreißen einer Spalte im Untergrund verursacht wurde.