Deutsche Forscher sehen live bei Krebsbekämpfung zu – Kann zu „Entwicklung verbesserter Therapien beitragen“
Ein Würzburger Forscherteam hat erstmals beobachtet, wie therapeutische Antikörper Krebszellen angreifen. Das widerlegt eine bislang gültige Annahme.
Würzburg – Die Krebstherapie befindet sich in einem stetigen Wandel. Zuletzt fanden Forschende eine mögliche Ursache dafür, warum Krebskranke vor allem Metastasen in der Lunge haben. Jetzt ist die Medizin um eine weitere Erkenntnis reicher: Deutsche Forschende haben erstmals beobachten können, wie Antikörper Tumorzellen bekämpfen.
Seit 30 Jahren bereits werden monoklonale Antikörper (mAbs) bei der Bekämpfung von Krebs-Zellen eingesetzt. Doch die molekularen Bindungsmechanismen und andere Zellprozesse waren bislang unklar. „Obwohl es für den Therapieerfolg von entscheidender Bedeutung ist, wissen wir bis heute nur sehr wenige Details darüber, wie die Antikörper an (das Protein) CD20 binden und wie die folgenden Reaktionen ablaufen“, wird Professor Markus Sauer vom Biozentrum der Julius-Maximilians-Universität (JMU) auf der Homepage des Uniklinikums Würzburgs zitiert.
Wichtiger Durchbruch: Deutsche Forschende sehen erstmals Antikörpern bei Zerstörung von Krebszellen zu
Ein Team um den Biophysiker hat jetzt Licht ins Dunkel gebracht. Mithilfe einer innovativen Methode konnte es unter einem superauflösenden Mikroskop zusehen, wie therapeutische Antikörper B-Zellen attackieren, verändern und dadurch deren Zerstörung einleiten. „Wir können nun beobachten, wie effektiv die Antikörper arbeiten und damit zur Entwicklung verbesserter Therapien beitragen“, erklärte Sauer. Dies ist unabdingbar, denn Wissenschaftler:innen rechnen damit, dass bis 2050 Krebserkrankungen und -tote sprunghaft ansteigen werden.
Die wohl größte Erkenntnis lieferte den Forschenden die auch im Wissenschaftsjournal Science beschriebene Methode LLS-TDI-DNA-PAINT zur Klassifizierung der Antikörper. Sie fanden heraus, dass CD20-Moleküle eine immunologische Kettenreaktion unabhängig davon in Gang setzen, ob die Antikörper vom Typ I oder II sind.
Krebs-Studie widerlegt Annahme über Antikörper
Bislang ging die Forschung davon aus, dass die Antikörper verschiedene Wirkungsmechanismen haben. Doch die Würzburger Studien zeigen, dass die bisherige Einteilung der therapeutischen Antikörper in die Typen I und II nicht mehr aufrechterhalten werden könne, sagte Dr. Arindam Ghosh bei Science.
Die Forschenden beobachteten unter dem Mikroskop, dass Antikörper verstärkt CD20-Moleküle an Ausstülpungen der Membran verketten und die B-Zellen dadurch wie ein Igel aussehen. „Durch die Igelgestalt erscheinen die B-Zellen, als ob sie eine immunologische Synapse mit einer anderen Zelle bilden wollten“, erklärte Sauer. Die Forschenden vermuten, dass behandelte B-Zellen Makrophagen und natürliche Killerzellen des Immunsystems aktivieren. Weitere Studien sollen darüber Aufschluss geben. Zuletzt entlarvten Forschende der Universität Miami in einer Studie einen versteckten Faktor für Krebs. (mt)