Ein Platz für Sternenkinder auf dem Lenggrieser Friedhof
Einen Platz, an dem Eltern von Kindern trauern können, die vor der Geburt gestorben sind – den möchte die Gemeinde Lenggries auf dem Waldfriedhof schaffen. Auf Antrag der Unabhängigen Fraktion (UF) hat sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mit dem Thema beschäftigt.
Lenggries – Laut Definition handelt es sich um eine bestattungspflichtige Totgeburt, sobald die Schwangerschaft länger als 23 Wochen gedauert hat oder das verstorbene Kind mindestens 500 Gramm wiegt, zitierte Rathaus-Geschäftsführer Tobias Riesch aus dem Antrag der UF. Für junge Familien würde es „eine Bereicherung darstellen“, wenn die Gemeinde „einen angemessen gestalteten Bereich auf dem Waldfriedhof schafft, an dem diese Kinder ihre Ruhestätte finden. Unabhängig davon, ob sie der Bestattungspflicht unterliegen oder nicht. Denn für die Hinterbliebenen spielt die Schwangerschaftswoche eine untergeordnete Rolle, der Verlust wiegt immer gleich schwer“, heißt es im Antrag.
Verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten stehen zur Debatte
Die Verwaltung hatte sich im Vorfeld der Sitzung bereits einige Gedanken gemacht, wie eine derartige Gedenkstätte für Sternenkinder ngelegt werden könnte. Am sinnvollsten erscheint entweder ein anonymes Feld ohne einen Hinweis auf die einzelne Totgeburt oder ein Feld mit der Möglichkeit, auf dem Bestattungsort der Totgeburt individuell Blumen und Gegenstände mit oder ohne Namen zu hinterlassen.
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Bei der ersten Variante würde die Gemeinde die gärtnerische Gestaltung übernehmen. So würde kein Druck auf die Familien ausgeübt, die Bestattungsstelle regelmäßig pflegen zu müssen. Bei der anderen Variante ist Fingerspitzengefühl gefragt, weil die Gemeinde auch hier die Pflege übernehmen würde und beispielsweise verwelkte Blumen entfernen müsste. Über die Frage, wann Blumen noch schön sind, könnte es aber durchaus Streit geben, weiß Geschäftsführer Riesch von Erfahrungen mit Urnenwänden.
Vorgaben sollen „offen und großzügig“ sein
Gestaltet werden könnte die Fläche mit einem Stein, einer Stele oder einem anderen Kunstwerk, auf dem die Namen der Kinder angebracht werden könnten. Die Gefahr, dass das Druck auf die Eltern ausübt, weil sie vielleicht noch keinen Namen gewählt haben, sieht Daniela Werner (UF) nicht. „Ich kenne keine Familie in dieser Situation, die dem Kind keinen Namen gegeben hat. Und ob da jetzt Krümelchen oder ein richtiger Name draufsteht, ist doch egal.“ Generell sei es gut, den Eltern die Entscheidung zu überlassen, ob ein Name eingraviert werden soll. „Und wenn da dann mal ein Teddybär liegt, dann ist das eben so.“
Auch Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (FWG) plädierte dafür, die Vorgaben für die Anlage „offen und großzügig“ zu gestalten. „Jeder geht mit seiner Trauer anders um.“ Generell sei es „wichtig, einen Platz der Trauer zu schaffen. Erleben will das wirklich niemand.“
Örtlicher Künstler könnte eingebunden werden
Angelegt werden könnte die Gedenkstätte in der südwestlichen Ecke des Friedhofs. Dieser „geschützte Bereich“ würde auch Nadia Harrer (UF) am besten gefallen. Einstimmig beschloss der Gemeinderat, diesen Standort ins Auge zu fassen. Die Verwaltung wird sich nun an einen konkreten Gestaltungsvorschlag machen. Die UF hatte dazu noch angeregt, einen örtlichen Künstler mit einzubinden.