Trotz Zolldrohungen von Trump - EZB-Chefin Lagarde erwartet weitere Leitzins-Senkungen in der Eurozone

Die Europäische Zentralbank (EZB) hält trotz der Zolldrohungen des neuen US-Präsidenten am Kurs weiterer Zinssenkungen fest. Die EZB sei nicht übermäßig besorgt über die möglichen Folgen für die Eurozone, sollte die künftige US-Handelspolitik die Inflation in den USA erhöhen, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde dem Fernsehsender CNBC am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. 

Importzölle wie die vom neuen US-Präsidenten Donald Trump in Aussicht gestellten wirken in den USA preistreibend und erhöhen somit die dortige Inflation. Das könnte über höhere Einfuhrpreise auch die Inflation in der Eurozone erhöhen. Die EZB befinde sich aber weiter auf dem Pfad schrittweiser Zinssenkungen, so Lagarde.

EZB hält Leitzins aktuell bei 3,15 Prozent

Zuletzt hatte die EZB die Leitzinsen im Dezember um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Für die nächste Zinssitzung am 30. Januar wird an den Finanzmärkten mit einem weiteren Schritt nach unten um 0,25 Prozentpunkte gerechnet.

Aktuell liegt der Leitzins bei 3,15 Prozent. Seinen Höchstwert hatte er im September 2023 mit 4,5 Prozent. Die EZB hatte damals in nie gesehenem Tempo die Leitzinsen angehoben, um die überschießende Inflation zu dämpfen. Die Geldentwertung war infolge Coronakrisen-bedingter Lieferkettenproblemen bis zu 10,1 Prozent gesprungen (November 2022). Seitdem hat sie deutlich nachgegeben, aktuell liegt die Inflation bei 2,4 Prozent. Allerdings zogen zuletzt die Löhne stark an, das ließ die Inflation wieder etwas ansteigen. 

Inflation Eurozone
Die Inflation in der Eurozone geht seit 2022 zurück, allerdings nicht gradlinig. de.statista.com

Christine Lagarde warnt vor hohen Lohnzuwächsen

So verwies Christine Lagarde in ihrer Rede auch auf einen stärkeren Preisanstieg im Bereich Dienstleistungen und vergleichsweise starke Lohnzuwächse. Allerdings zeigte sie sich zuversichtlich, dass die Teuerung im Verlauf des Jahres wieder sinken werde. Das Inflationsziel von mittelfristig zwei Prozent sei weiter in Sicht. 

Auch das EZB-Ratsmitglied Klaas Knot (Niederlande) geht von weiteren Zinssenkungen aus. Die Markterwartungen von Zinssenkungen auf den nächsten zwei Sitzungen im Januar und März seien vernünftig, sagte Knot auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.