Zollpause unter Trump: Es beginnt ein unberechenbares Spiel für die Weltwirtschaft
Trumps plötzlicher Zollaufschub bringt Erleichterung. Doch gegen China bleibt der Druck hoch. Die Märkte reagieren mit einem Auf und Ab.
Washington - Die Verwirrung um die Zollpolitik des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump hält an. Nachdem Trump kürzlich angekündigt hatte, „gegenseitigen“ Zölle als Reaktion auf Importzölle auf amerikanische Produkte im Ausland zu erheben, hat er nun einen Rückzieher gemacht. Am 9. April traten die Zölle, die auch die EU mit 20 Prozent belasten sollten, um Mitternacht in Kraft, wurden jedoch wenige Stunden später vorläufig ausgesetzt. Auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social verkündete Trump, er habe eine 90-tägige Aussetzung der Zölle genehmigt. Diese Pause bringt zwar eine gewisse Erleichterung für die Weltmärkte, doch gegenüber China verschärft Trump erneut den Ton.
Trump zeigt sich „flexibel“ – das stimmt die US-Märkte positiv
Zuvor hatte er das Gerücht, die Zölle würden verschoben, als „Fake News“ bezeichnet, nur um sie dann doch zu verschieben. Seine Begründung lautete: „Ich fand, dass die Leute ein bisschen aus der Reihe getanzt sind, sie wurden aufmüpfig, wissen Sie“, erklärte er gegenüber Reportern. Er betonte, „man müsse flexibel sein“, und bezog sich dabei auf die Marktreaktionen, die nach seiner Ankündigung massiver Zölle starke Einbrüche verzeichneten.

Der Unternehmensindex S&P 500 fiel zeitweise um fast zehn Prozent und erlebte seinen schlimmsten Zwei-Tages-Einbruch seit März 2020. Der Technologieindex Nasdaq 100 verlor seit Februar etwa 20 Prozent. Doch Trumps Ankündigung des Zollaufschubs führte zu einer Kehrtwende: Der S&P 500 stieg um rund 9 Prozent, der Nasdaq sogar um 12,2 Prozent. Auch der DAX erholte sich deutlich und startete am Donnerstag mit einem Plus von etwa 7 Prozent in den Handelstag.
Diese Zölle sind von Trumps 90-tägiger Pause ausgeschlossen
„Die von Präsident Trump angekündigte Pause bei den gegenseitigen Zöllen ist eine willkommene Erleichterung für die Weltwirtschaft“, wie der kanadische Premierminister Mark Carney auf der Social-Media-Plattform X schrieb. Doch nicht alle Zölle sind von dem 90-tägigen Aufschub betroffen. Trump hatte bereits im März Zölle von 25 Prozent auf bestimmte Importe aus Kanada verhängt, die weiterhin bestehen bleiben, jedoch durch eine Einigung auf 12 Prozent gesenkt werden könnten. Auch die allgemeinen Mindestzölle von zehn Prozent, die Trump am 5. April auf fast alle Länder erhoben hat, bleiben bestehen, ebenso wie die 25-prozentigen Zölle auf Stahl und Aluminium sowie die Zölle auf Autos.
Für den demokratischen US-Senator Chuck Schumer ist Trumps Zollpolitik ein „Spiel“. „Er glaubt, er spiele mit der Wirtschaft Rotlicht, Grünlicht. Aber für amerikanische Familien ist es sehr real“, schrieb Schumer auf X.
Die Spannungen zwischen China und den USA verschärfen sich
Der Handelskonflikt zwischen China und den USA scheint kein Ende zu nehmen. Seit Trump Anfang Februar die ersten Zölle von zehn Prozent gegen China verhängte, eskaliert der Schlagabtausch. Die Zölle auf chinesische Importe in die USA stiegen auf 125 Prozent. Peking reagierte mit Gegenzöllen von 84 Prozent auf US-Importe. Laut US-Finanzminister Scott Bessent sei China selbst für die hohen Zölle verantwortlich. „Wie ich vor einer Woche an dieser Stelle allen gesagt habe: ‚Üben Sie keine Vergeltung, und Sie werden belohnt‘“, warnte er.
Daniel Russel vom Asia Society Policy Institute betont, dass China nicht nachgeben wird: „Peking glaubt, dass Trump Zugeständnisse als Schwäche ansieht, sodass ein Nachgeben nur noch mehr Druck erzeugt“, erklärt er in der Financial Times.
„BE COOL!“: Trotz der Zollpause bleibt die Unsicherheit groß
Die US-Regierung untersucht weiterhin mögliche Zölle auf Kupfer und Holz. Trump hat auch Maßnahmen auf Importe von Mikrochips und Arzneimitteln angekündigt, was vor allem deutsche Hersteller treffen könnte. In den nächsten 90 Tagen plant Trump Verhandlungen mit rund 70 Ländern, die an einem Abkommen interessiert seien.
Trump zeigt sich gelassen: „BE COOL!“, schrieb er vor der Ankündigung der 90-tägigen Pause auf Truth Social. „Alles wird sich zum Guten wenden. Die USA werden größer und besser sein als je zuvor!“ Er bezeichnete den Moment als „großartiger Zeitpunkt“, um am Markt zu investieren.
Handelsexperte Nicolò Tamberi vom Centre for Inclusive Trade Policy äußert sich skeptisch. In der Financial Times erklärt er, dass Unsicherheit genauso schädlich sein könne wie Zölle selbst. „Und hier herrscht enorme Unsicherheit“, sagt er und fügt hinzu: „Selbst wenn Trump heute Vereinbarungen trifft, um die Auswirkungen von Zöllen zu vermeiden, könnte er seine Meinung morgen ändern.“