Bahnhof See: Visitenkarte statt Schmuddelecke

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Starnberg
  4. Starnberg

Kommentare

So könnte die Loggia am Bahnhof See eines Tages aussehen. © Marco Goetz

Die Überlegungen gibt es schon länger, jetzt sind die Pläne zur Aufwertung der Loggia am historischen Bahnhofsgebäude am See öffentlich. Sie soll heller und freundlicher werden und vielleicht sogar Raum für bestimmte Nutzungen bieten. Dahinter steckt ein Bürgerprojekt.

Starnberg – „Zu einer oder mehreren Seiten hin offene, von Säulen, Pfeilern getragene Halle als selbstständiger Bau oder als Teil des Erdgeschosses.“ Mit diesen Worten umschreibt der Duden eine Loggia. Und genau über eine solche Loggia verfügt das historische Bahnhofsgebäude am See in Starnberg. Bloß: Wahrgenommen wird der Raum zur Maximilianstraße hin nicht. Zu dreckig, zu lieblos, zu wenig einladend ist die Fläche. Oder, wie es die Starnberger Architekten Marco Goetz und Walter Waldrauch ausdrücken: „Sie ist heute, wie letztlich der gesamte Bahnhofsbereich, in einem vernachlässigten Zustand.“ Um das zu ändern und um die Loggia zu einer „Visitenkarte für Starnberg, seine Bewohner und Besucher“ zu machen, haben die beiden Kollegen nun eine Planung vorgelegt, die der Bauausschuss des Stadtrats dieser Tage mit großem Wohlwollen aufgenommen hat.

Starnberg arbeite seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten an ganz dicken Brettern, sagte Goetz in der Sitzung. „Vielleicht sind wir aber in der Lage, mit kleinen Eingriffen Erfolg zu haben und die Stadt zu gestalten.“ Dieser „kleine Eingriff“ sieht am 1855 errichteten Bahnhofsgebäude so aus: Technische Einrichtungen sollen verschwinden – die Kästen mit dem Elektro-Hauptanschluss und dem außen liegenden Gaszähler genauso wie der Fernsprechapparat „einer englischen Telekommunikationsfirma, die längst pleite gegangen ist“, so Goetz. „Es schaut ja derzeit so aus, als ob jeder sein Zeug abstellt, jeder etwas hinterlässt und noch eine Leitung da liegt. Dabei hat der Ort unglaubliches Potenzial.“

Warmer Weißton, nicht mehr rote Wände

Die Wände sollen in einem warmen Weißton gestrichen werden – bislang sind sie genauso rot wie der Rest des Gebäudes. Die dunkle, braune Holzdecke soll dagegen einen weiß-rot gestreiften Anstrich erhalten. „Das kann der Loggia einen beschwingten Touch geben“, sagte Waldrauch. Als neue Lichtquellen sind große Kugelleuchten vorgesehen, für den Boden ist eine Pflasterung geplant, die einen guten Meter über die Säulenlinie hinaus Richtung Bahnhofplatz geht. „Das ist eigentlich relativ wenig und doch viel“, fasste Waldrauch die geplanten Änderungen zusammen.

Über das Stadium einer Ideensammlung ist das Thema deutlich hinaus: Mit dem Landesamt für Denkmalschutz seien die Vorschläge abgesprochen, erklärte Goetz. Auch die Versorger hätten bereits Zustimmung signalisiert. Und zum Teil würden schon Angebote vorliegen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir für das gesamte Paket mit 60 000 Euro brutto auskommen“, sagte Goetz auf eine entsprechende Frage von Eva Pfister (BMS). Der Clou: Die Maßnahmen sollen ohne einen Cent Steuergeld, sondern durch private Spender umgesetzt werden. „Da die Stadt sehr geringe finanzielle Möglichkeiten hat, solche Projekte umzusetzen, sind wie der Überzeugung, dass es das direkte Engagement der Bürgerinnen und Bürger für ihre Stadt braucht“, betonten die Architekten und sprachen deswegen auch von einem „Bürgerprojekt“, das mithilfe von Spenden aus der Bürgerschaft umgesetzt werden soll. Auch sie betreuten das Projekt aus bürgerschaftlichem Engagement und ohne Honorar. „Wir hoffen, dass dieses Beispiel Schule macht.“

bahnhof See Starnberg
Eines der ortsbildprägendsten Gebäude Starnbergs ist der Bahnhof See, allerdings in keinem guten Zustand. © Marco Goetz

Natürlich gingen sie selbst auf Starnberger zu, von denen sie sich Unterstützung erhofften, sagte Waldrauch. Darüber hinaus gebe es ein Spendenkonto mit der IBAN DE37 7025 0150 0430 0520 84, Verwendungszweck „Spende Loggia Bahnhof See“. Geht genügend Geld ein, soll die Umgestaltung bis Sommer 2024 abgeschlossen sein.

Im Bauausschuss gab es viel Beifall nach der Vorstellung. Bürgermeister Patrick Janik lobte das Projekt mit einem Zitat von Shakespeare, Marc Fiedler (FDP) und Angelika Kammerl (CSU) erklärten sich spontan bereit, je 500 Euro zu überweisen, und Dr. Franz Sengl (Grüne) schlug vor, das Sitzungsgeld der Weihnachtssitzung des Stadtrats zu spenden. Einstimmig nahm der Ausschuss die Initiative „zustimmend zur Kenntnis“, honorierte das bürgerschaftliche Engagement und beauftragte die Verwaltung, die Initiative auch weiterhin zu unterstützen.

Auch interessant

Kommentare