„Tatort“ heute: ARD-Krimi spielt „Wetten, dass...“ in Saarbrücken

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Nix geht mehr: Deshalb schleust sich Leo Hölzer (Vladimir Burlakov, li.) selbst in die kriminelle Clique ein. © M. Meyer/SR

Ein neuer Fall aus Saarbrücken, irgendwo zwischen „Casino Royale“ und „Wetten, dass..?“ - warum der ARD-Krimi ziemlich hanebüchen, aber streckenweise dennoch spannend ist, lesen Sie hier:

Mit dem horizontalen Erzählen ist das so eine Sache: Wer die letzte Folge verpasst hat, schaut erst mal blöd aus der Wäsche. So wie im „Tatort: Der Fluch des Geldes“ (vom 28. Januar). Da streiten sich Kommissar Adam Schürk (Daniel Sträßer) und sein Kollege Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) um eine Sporttasche mit 1,2 Millionen Euro. Der eine ist reichlich angeschlagen, der andere stinksauer. Warum, wieso, weshalb? Das dürften nur die wissen, die sich noch an den ARD-Krimi „Die Kälte der Erde“ erinnern, der vor ziemlich genau einem Jahr ausgestrahlt im Ersten wurde. Und so startet der aktuelle Fall aus Saarbrücken mit Ratlosigkeit.

Hölzer ermittelt auf eigene Faust

Ein Blick ins „Tatort“-Register der ARD verrät: Es geht um die Beute aus einem Bankraub. Schürks verstorbener Vater hatte sie versteckt, und Junior will sie jetzt behalten. Ist aber eigentlich auch egal, denn Drehbuchautor Hendrik Hölzemann nutzt die Vorgeschichte lediglich, um den wütenden Kommissar Hölzer zum Alleingang zu bewegen. Zu Fuß wandert der auf einer Landstraße, wo er von einer Truppe irrer Geisterfahrer um ein Haar überfahren wird. Kurz darauf hat das skrupellose SUV-Quartett eine ältere Dame auf dem Gewissen. Hölzer ermächtigt sich selbst zum Undercover-Einsatz, und ab hier wird der Krimi wild: Scheinbar mühelos spürt er die Clique im Casino auf, wo sie sich die tägliche Langeweile wahlweise am Spieltisch oder mit absurden, selbst erdachten Wett-Aktionen vertreibt.

„Wetten, dass..?“ oder eher „Wer glaubt denn sowas?“

Statt Vier-Freunde-das-sind-wir-Romantik packt Autor Hölzemann reichlich Klischees in seinen Krimi: Da ist der gutmütige Dicke (Daniel Zillmann), der eine Schwäche fürs unterschätzte Blondchen Betty (Susanne Bormann) hat, die sich wiederum von ihrem gewaltbereiten Freund Taleb (Omar El-Saeidi) ein Baby wünscht. Kopf der Combo ist die Heroin-schnupfende Junkie-Braut Luisa (Jasmina Al Zihairi), der offenbar alle unterlegen sind. Die Gier nach Geld hält sie zusammen. Und Hölzer wird Teil der toxischen Truppe, um die Bande zu überführen.

Warum von denen keiner arbeiten geht, scheint sich Regisseur Christian Theede nicht zu fragen. Lieber inszeniert er die Obsessionen, Geheimnisse und Süchte der Protagonisten, und ja, das ist immer dann spannend, wenn es um die Wetten und Psychospielchen geht, die er dramaturgisch clever aufbereitet. Erschreckend ist allerdings die Erkenntnis, dass am Ende dieses durchaus kurzweiligen, aber reichlich schablonenhaften Krimis zwei Tote und ein herzhaftes Lachen bleiben.

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